Vegan gärtnern: „Bioveganer Anbau macht Spaß“
Ein eigenen Garten biovegan bewirtschaften – davon träumen wohl gerade Städter. Susanne Heine hat sich diesen Traum erfüllt und sogar ein Buch übers vegane Gärtnern geschrieben („Peaceful Gardening“ – Rezension). Im Interview erzählt sie, was es mit veganem Gärtnern auf sich hat.
Vegpool: Hallo Susanne, Du hast einen großen Garten in dem Du biovegan gärtnerst. Was kann man sich darunter vorstellen?
Susanne Heine: Ich gärtnere nach biologischen und veganen Gesichtspunkten. Das heißt: ohne Tierprodukte, ohne Gifte, möglichst umwelt- und ressourcenschonend. Und was mir sehr wichtig ist: ganz besonders freundlich auch den Insekten und Wildtieren gegenüber!
Ich nutze sanfte und schonende Methoden... egal ob modern oder traditionell oder auch aus der Permakultur. Diese Anbauweisen haben gemeinsam, dass man keinem Tier bewusst einen Schaden zufügt.
Ich verwende natürlich Arbeitsweisen, die funktionieren, denn ich möchte ja auch ernten.
Vegpool: Obst und Gemüse kann man ja auch einfach im Super- oder Biomarkt einkaufen. Was reizt Dich am Eigenanbau?
„Ich fiebere dem bioveganen Anbau entgegen“
Susanne Heine: Heutzutage ist es doch etwas ganz besonders Wertvolles, zu wissen, wo dein Essen herkommt. Und dass es dann biovegan angebaut ist, – also ohne Dung, ohne Blut- oder Knochenmehl – ist natürlich ein gutes Gefühl. Es sind ja oft Schlachtabfälle in Düngern enthalten und beim Dung möchte ich nicht wissen, wo der teilweise herkommt.
Ich fiebere Zeiten entgegen, wo es biovegan angebaute und so deklarierte Lebensmittel im Bioladen gibt. Aber auch wenn es mal soweit ist, werde ich weiter im Garten selbst anbauen. Das ist einfach unbezahlbar. Wer schon mal Lebensmittel aus dem Garten genossen hat, weiß wovon ich rede!
Vegpool: Wie kann man sich deinen Garten vorstellen? Magst Du ihn kurz beschreiben?
Susanne Heine: Ein halbwildes Biotop, hügelig, Wildblumenwiesen, einige Bäume, z.B. uralte Walnussbäume, ein prächtiger Kastanienbaum, ein riesiger alter Kirschbaum, der gerade blüht. Zwischen den Hügeln Gemüsebeete, ein Mulchbeet, eine Salbeispirale, überall Kräuter, Blumen, Brennnesseln. Ein Tomatenhaus und Topfpflanzen. Komposthaufen, Jauchebottiche....
Und viel Lebensraum für Tiere: Nistkästen, Vogelhäuser, Reisighaufen, Wildkrautecken, Trockenmauer und ein Insektenhotel. Nicht zu vergessen, meine Lieblingsholzbank, auf der ich oft sitze und mich als ein Teil des Ganzen fühle, wie man so schön sagt.
„Ich praktiziere alle Methoden, die friedlich sind“
Vegpool: Was tust Du um Dich vor Tieren zu schützen, die man gemeinhin als „Schädlinge“ bezeichnen würde, weil sie einem z.B. den Salat wegfuttern?
Susanne Heine: Ich praktiziere alle Methoden, die friedlich sind: Vorbeugung, Artenvielfalt, Mischkultur, Pflanzenstärkung (z.B. Pflanzentees aus Ringelblumen oder Ackerschachtelhalm), mechanische Abwehr( Zäune, Kulturschutznetze). Alles was hilft, habe ich dann auch im Buch aufgenommen, und ich probiere aktuell natürlich wieder Neues aus.
Zum Beispiel habe ich jetzt Holzasche unter die Mulchschichten gelegt. Den Grasschnitt fürs Mulchen mische ich noch mit ein paar Kräutern. Beides kann Schnecken fernhalten. Und schnell noch ein Mischkultur- Tipp: Kümmel neben Kartoffeln soll den Kartoffelkäfer fernhalten.
Vegpool: Welche Zeit ist die Schönste im Garten?
Susanne Heine: Es mag schnell dahin gesagt klingen – ist es aber nicht: Jede Zeit im Garten finde ich schön, lehrreich und ja, kostbar! Ganz besonders freue ich mich über Tiere im Garten.
Vegpool: Kannst Du dich selbstversorgen?
Susanne Heine: Ich bin – noch – kein Selbstversorger, kaufe also dazu. Das mache ich am liebsten auf Märkten am Bio-Stand!
Vegpool: Welchen Tipp würdest Du Menschen geben, die überlegen, selbst mit dem Gärtnern anzufangen?
Susanne Heine: Mit Freude und Neugier spielerisch an die Sache herangehen. Als Anfänger habe ich mir erst einmal ganz nach dem Lustprinzip überlegt, was ich ernten will, und bin danach gegangen was relativ pflegeleicht ist.
Fazit: Besonders im Garten gilt: Learning by doing... eben einfach anfangen und ausprobieren. Im Hinterkopf behalten: Die biovegane Anbauweise funktioniert, und es macht Spaß
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig