"Vegan-Angst": Was es damit auf sich hat
Wenn es um Elektro-Mobilität geht, hat sich der Begriff der "Reichweitenangst" in Deutschland eingebürgert. Die Rede ist von der Angst, mit einem Elektroauto nicht weit genug zu kommen und fernab der nächsten Ladestation liegenzublieben.
Dabei sind Elektroautos billiger im Betrieb. Sie sind zudem effizienter, leiser und robuster als Autos mit Verbrennungsmotor. Und: Die meisten Strecken sind problemlos im Alltag zu schaffen.
Die Reichweitenangst zeichnet sich also dadurch aus, dass Vor- und Nachteile stark unterschiedlich gewichtet werden - zugunsten des Altbekannten, Gewöhnlichen und Erlernten.
Ganz ähnlich ist es mit der Vegan-Angst. Auch hier ist es typisch, dass die Vorteile einer veganen Ernährung krass unterbewertet und reale Gefahren einer omnivoren oder vegetarischen Ernährung ignoriert und verdrängt werden.
Vegan-Angst verhindert neutrale Betrachtung
Zur "Vegan-Angst" gehört in erster Linie die Angst, sich einschränken zu müssen. Doch auch weitere Aspekte können eine Rolle spielen:
- Die Angst, von sozialen Umfeld ausgelacht zu werden oder als dogmatisch zu gelten.
- Die Angst, sich nicht gesund zu ernähren.
- Die Angst, zu viel Geld für die Ernährung auszugeben.
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Die Vegan-Angst wird auch von Bauernverbänden und Interessensgruppen der Tierindustrie gezielt durch Verbreitung von Klischees geschürt.
Kann man wirklich von "Vegan-Angst" sprechen?
Die durchschnittliche Ernährung in den Industriestaaten fördert die Entstehung von Zivilisationserkrankungen. Nicht nur die Sterblichkeit steigt, sondern auch die Leidenszeit.
Weil fettleibige Menschen die Lust an Bewegung verlieren und in ihren Wohnungen vereinsamen. Weil Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Leistungsfähigkeit herabsetzen. Weil Menschen mit Krebs zwar Dank der Hochleistungsmedizin immer länger leben, aber dennoch Schmerzen und Ängsten ausgesetzt sind. Und so weiter!
Würden wir die vielen Menschen sehen, die an den Folgen ernährungsbedingter Erkrankungen leiden und sterben (und aus ihren Fehlern lernen), wäre das Thema sicherlich deutlich präsenter! Stattdessen sehen wir im Alltag stets die Menschen, die trotz ungesunder Ernährung noch einigermaßen fit sind.
Die Vegan-Angst hält Menschen nicht nur davon ab, sich mit diesen Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Sie führt auch zu allerlei abstrusen Erklärungen, warum Befürworter einer pflanzliche(re)n Ernährung falsch liegen müssen.
Es ist die Angst vor etwas Furchtbarem, Schrecklichen, das sich bei genauerem Betrachtung als völlig harmlos, ja sogar freundlich und unterstützend erweist. Ein Hirngespinst.
Sich der Vegan-Angst stellen
Angst macht uns wachsam - sie kann uns aber auch die Souveränität nehmen. Aus dem Grund ist es wichtig, die Vegan-Angst zwar wahrzunehmen, sich ihr aber auch mit Vernunft zu stellen.
Wir empfehlen unseren Leserinnen und Lesern eine entspannte vegane Ernährung nach dem Pareto-Prinzip. Schon mit geringem Aufwand lässt sich die Ernährung wesentlich verändern - zugunsten von Gesundheit und Wohlbefinden.
Unser Gehirn benötigt ca. 4-6 Wochen Zeit, um neue Ernährungs-Routinen zu entwickeln, die uns helfen, im Alltag souverän vegan zu leben - und all die Vorteile zu genießen.
Es ist eine private Entscheidung und niemand muss sich als Veganer "outen" oder "100% vegan" leben. Doch viele Ex-Fleischesser und -Vegetarier bezeichnen ihren Vegan-Umstieg rückblickend als beste Entscheidung ihres Lebens.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig