Single Action Bias: Was ist das eigentlich genau?
Was ist der "Single Action Bias" eigentlich genau? Wie lautet die Definition?
Vielleicht habt ihr schon mal vom "Single Action Bias" gehört - ganz sicher aber habt ihr ihn bereits erlebt.
Der "Single Action Bias" ist eine Verzerrung der Wahrnehmung. Dabei wirken einzelne Aktionen als weitaus wichtiger empfunden, als sie tatsächlich sind. "Single Action Bias" bedeutet dabei so viel wie "Einzel-Aktions-Verzerrung".
Hier ein paar Beispiele:
- Nachbar Hubert kauft sich ein neues Auto, das größer ist als nötig. Hubert rechtfertigt es sich damit, dass er letztes Jahr im Jahr Müll im Park aufgesammelt hat und daher bereits ein Umweltschützer ist. Aber man müsse sich ja auch mal was gönnen.
- Rentnerin Franka fährt einmal im Jahr auf Kreuzfahrt, obwohl sie von den Folgen fürs Klima weiß. Ihr schlechtes Gewissen beruhigt sie, indem sie einmal im Jahr 2 Wochen vegan isst.
- Studentin Luisa isst ab und zu Tierprodukte. Ihre Zweifel beruhigt sie, indem sie sich gelegentlich im Tierheim engagiert und zudem Schnecken von der Straße rettet.
All das sind Beispiele für den "Single Action Bias".
Einzelaktionen werden hier also viel wichtiger wahrgenommen als sie tatsächlich sind. Man könnte sagen, der "Single Action Bias" sei manchmal sogar eine Art Greenwashing fürs eigene Gewissen. Die Gefahr: Der Single Action Bias kann uns davon abhalten, wirklich wirksame Maßnahmen zu ergreifen.
Auch Unternehmen nutzen diesen Effekt in der Werbung:
- Die Molkerei, die klimaschädliche Kuhmilch mit dem Slogan bewirbt, dass die Verpackung vollständig recycelbar sei,
- der Autohersteller, der seine SUV mit veganem Leder "aus ökologischen Rohstoffen" ausstattet,
- der Fast-Food-Riese, der Recycling-Servietten anbietet, ...
Die Gefahr dabei ist, dass wesentliche Zusammenhänge und Größenordnungen übersehen werden - und dass der "Single Action Bias" also das gewohnte Verhalten sogar bestärkt (und das nagende Gewissen beschwichtigt).
Single Action Bias: Einzelaktionen werden überbewertet
Wir Alle neigen dazu, uns unsere "Sünden" durch vermeintlich guten Taten selbst zu "vergeben". Doch oft betrügen wir uns damit selbst.
- Das neue Auto von Hubert verpestet die Umwelt viel stärker als der Müll, den er ab und zu im Park aufsammelt.
- Die Klimaschäden von Frankas Kreuzfahrten lassen sich durch gelegentliche vegane Kost nicht einfach kompensieren.
- Die Tiere, die für Luisa getötet wurden, werden nicht wieder lebendig, indem sie Schnecken rettet und sich im Tierheim einbringt.
Umso wichtiger ist es aber, den "Single Action Bias" zu kennen - und ihn bei Entscheidungen im Hinterkopf zu behalten.
Unser gutes Gefühl nach unserem Einsatz für Klima, Umwelt und Tiere haben wir uns verdient. Doch wir sollten aufpassen, dass sich dieses Gefühl nicht verselbständigt - und unsere Wahrnehmung verzerrt.
Das Engagement in einem Bereich sollte niemals ein Grund sein, in einem anderen wichtigen Bereich untätig zu bleiben.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig