"Schmeckt sogar Fleischessern!" - so kurios ist dieser Satz!
Wenn eine vegane Fleisch-Alternative richtig gut schmeckt, dann sagen Veganer oft: "Es schmeckt sogar Fleischessern".
Es ist eine große Auszeichnung, wenn Veganer überzeugt sind, dass ein Produkt "sogar Fleischessern" schmecken muss.
Und so freundlich das gemeint sein mag, so kurios ist es zugleich!
Natürlich gibt es Fleischesser mit einem gewissen Ernährungsanspruch. Im statistischen Durchschnitt sind diese bloß fast nicht zu erkennen.
Schaut man sich die Konsumgewohnheiten in Deutschland an, so drängt sich einem vielmehr der Eindruck auf, den Deutschen wäre bei der Ernährung alles egal.
Es darf alles sein. Billig-Lasagne für ein paar Cent. Käse, Fett, Zucker … Gammelfleisch, Hormone, Tierquälerei. Hauptsache, es werden im Gehirn die entsprechenden Dopamine freigesetzt, die einem den Eindruck vermitteln, "lecker" zu essen.
Etwa 6,3 Prozent der in Deutschland verkauften Lebensmittel stammten 2022 aus Bio-Anbau. [1] Bei Fleisch ist es etwa 1,6 Prozent. [2] Und das trotz einer schier endlosen Folge von Agrar-Skandalen, insbesondere in der Tierhaltung.
Trotz der mathematischen Sicherheit, dass uns die Ressourcen eines Tages ausgehen und die nachkommenden Generationen die Rohstoffe, die unsere Tierhaltungen heute vernichten, in Zeiten der Klimakatastrophe gut gebrauchen könnten.
Wenn es um die Ernährung geht, sind die Durchschnitts-Deutschen große Redner, aber kaum Veränderer. Trotz umfassender Bildungsmöglichkeiten halten sie am erlernten Ernährungs-Dogma fest. Die Disziplinlosigkeit in der Ernährung spiegelt sich in ihrer kulinarischen Anspruchslosigkeit wider.
Mehr als die Hälfte aller Deutschen sind übergewichtig oder adipös. Etwa 10 % haben Diabetes Typ 2, also eine typische Folge einer langzeitigen Fehlernährung. Jeder 5. Todesfall in Deutschland hängt mit Diabetes zusammen, warnte das Deutsche Diabeteszentrum Anfang 2018.
Die meisten Deutschen essen weiterhin Tierprodukte und nehmen die Gesundheitsfolgen in Kauf. Manche essen sich regelrecht zu Tode. Hauptsache, es schmeckt, könnte man meinen. Doch nicht einmal das stimmt.
Denn während der Durchschnittsesser gerne von anderen Kochkulturen schwadroniert, ist "vegan" bei notorischen Egal-Essern immer noch mit Verzicht konnotiert. Als dürfe Veganes einfach nicht schmecken. Vollkommen unerheblich, dass vegane Ernährung im Grunde genauso eine andere Kochkultur darstellt.
Was Veganer also meinen, wenn sie davon sprechen, dass es in einem veganen Restaurant auch Fleischessern schmecke, ist mitunter eher das: Es schmeckt und man kann mit einigermaßen entspannten, fleischessenden Zeitgenossen dort gut einkehren.
Dass es nicht sonderlich schwer ist, den Geschmack von Fleisch vegan nachzumachen, sodass es anspruchslosen und kulinarisch desinteressierten Fleischessern schmeckt, ist dabei unerheblich.
Deshalb ist es keine qualitative Aussage, wenn ein Gericht "auch Fleischessern" schmeckt. Relevant ist doch nur, ob das Gericht schmeckt.
Der Satz "das schmeckt auch Fleischessern" suggeriert zugleich, dass die durchschnittliche Ernährungsform in Wahrheit den Gipfel der Kulinarik darstellen würde. Dass Anspruchslosigkeit zugleich höchste Ansprüche stellen würde... Das ist kurios und absurd!
Eine überwiegend pflanzliche Ernährung ist die einzige Ernährungsform, die die wachsende Weltbevölkerung noch viele Jahre lang gut versorgen kann. Denn die Menschen in den reichen Industrienationen leben bereits heute "auf Verschleiß". Sie täten gut daran, sich schnellstmöglich mit dieser zukunftsfähigen Ernährungsform anzufreunden - und jetzt vegan zu werden.
Übrigens: Auch das Umweltbundesamt empfiehlt vegane Ernährung!
Der Artikel wurde am 20.7.2024 überarbeitet und aktualisiert.
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig