Rezension: „Die Große Volksverarsche“
In seinem neuen Buch „Die Große Volksverarsche“ liefert Hannes Jaenicke erschütternde Details darüber, wie Industriekonzerne Verbraucher täuschen und hinter's Licht führen.
Der Schauspieler ist auch bekannt für seinen Einsatz im Umwelt- und Artenschutz. Zusammen mit dem ZDF hat er Dokumentationen über Orang-Utans, Haie und Eisbären gedreht.
Nun also ein Buch gegen die „große Volksverarsche“.
Der Skandal beginnt schon beim Einkauf: Achtlos stopfen wir Äpfel, Kartoffeln und Co in Plastiktüten – und verschwenden keinen Gedanken daran, was hinterher mit dem Plastik geschieht. Unsere Wegwerf-Mentalität sorgt schon heute für massive ökologische Probleme: Riesige Plastik-Teppiche schwimmen in den Ozeanen, Schadstoffe aus Plastik kann man selbst in unserem Blut nachweisen.
Schlimm genug, dass Plastiktüten hierzulande nicht – wie bereits in Irland – mit Kosten belegt werden (um Alternativen populärer zu machen). Doch die wirkliche „Volksverarsche“ kommt erst:
Auch „Bio-Kunststoff“, der besonders in Bio-Läden Verbreitung findet und Produkten eine ökologischen Anstrich verpassen soll, sei, so Autor Jaenicke, tatsächlich eine ökologische Katastrophe. Nicht nur, dass das „Öko-Plastik“ ohnehin unter Einsatz von Erdöl produziert wurde – es lässt sich auch nicht richtig recyceln und wird in der Regel als Restmüll verbrannt.
„Die Große Volksverarsche“: Von Bio-Kunststoff, wirkungslosen Medikamenten und schlechtem Wein
Derartig pflügt Hannes Jaenicke in seinem Buch durch verschiedene Industrie-Bereiche: Pharma, Autoindustrie, Lebensmittel und mehr.
Erfreulich ist, dass Namen genannt werden, von Unternehmen und Politikern. Das vermisst man in manch einem anderen Buch sehr.
„Die Große Volksverarsche“ ist ein spannendes Buch über Missstände und Verbrauchertäuschung. Jaenicke ruft Verbraucher auf, ihre Macht zu nutzen und sich einzusetzen gegen Wegwerf-Mentalität und für mehr Transparenz.
Zum Kampf gegen Verbrauchertäuschung gehört seitens der Verbraucher sicherlich auch, Produkt-Versprechungen aktiv zu hinterfragen. Denn es ist zwar bequem, aber nicht immer gesund, blind zu glauben, wie prima Produkt X angeblich sei.
Besonders verbreitet ist diese – sicher durchaus bequeme – Unwissenheit wohl auch beim Thema Tierprodukte – wer weiß denn nicht, wie diese erzeugt werden?
Deshalb ist es ein bisschen bedauerlich, dass Jaenicke das gesundheitlich wie ökologisch hochbrisante Reiz-Thema Fleisch großteils ausklammert. Allerdings – und das muss man auch sagen – nennt er im Buch gute Literatur zu dem Thema.
Die im Buch „Die Große Volksverarsche“ geschilderten Missstände sind aufrüttelnd und empörend. Jaenicke berichtet auf über 190 Seiten nicht bloß sachlich und kühl, sondern durchaus auch sarkastisch und polarisierend.
Ein Buchtipp für Alle, die sich nicht länger „verarschen“ lassen möchten. Und durchaus auch Stoff für Leser, die sich im ökologischen Bereich schon ganz gut auskennen –und vielleicht einen Blick über den eigenen Tellerrand werfen möchten.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig