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Religion ist kein Grund für Tierquälerei

Religion: Oft Anlass für einen grauenvollen Umgang mit Tieren Bild: pixabay.com Bildtitel: Stained Glass Angel 1, CC-BY

Alle großen Religionen haben ihre eigenen religiösen Feiertage, an denen die Gläubigen zusammenkommen und den Geboten ihrer Heiligen Schriften folgen. Im Christentum spielen natürlich Weihnachten und Ostern eine wichtige Rolle, im Islam das Opferfest und Fastenbrechen und im Judentum u.a. der Sabbat. Auch wenn heute kaum eine Religion noch Tieropfer oder den Verzehr von Tieren vorschreibt, gleichen die höchsten religiösen Feiertage heute immer noch oft einem Schlachtfest von gigantischem Ausmaß.

Während Gläubige ihre Nähe zu Gott spüren, der Hungernden gedenken oder die Befreiung ihres Volkes feiern, werden Milliarden Tiere getötet. Tiere, die meist aus Massentierhaltung kommen und von schlecht bezahlten Schlachtarbeitern im Akkord getötet werden. Rinder, Hühner, Schafe, Schweine und andere Tierarten, die direkt aus der „Hölle“ der Massentierhaltung auf den Tischen der Gläubigen landen. Übrigens werden auch im Hinduismus und Buddhismus von den meisten Anhängern auch Tiere verzehrt. „Nur“ etwa 25% der Buddhisten und Hindus leben vegetarisch (wobei sich die Zahl je nach Strömung und Region deutlich unterscheidet).

Blutrausch an Weihnachten, Ostern und Co
Allein für die christlichen Weihnachts- und Osterfeiertage werden in Deutschland viele Millionen Tiere gezüchtet, in engen Massentierhaltungen eingesperrt und gemästet, transportiert und geschlachtet. Die wenigsten dieser Tiere durften je Freiheit erleben, die Sonne sehen oder auch nur frische Luft atmen. Das Christentum schreibt eine solche Behandlung dieser armen „Kreaturen“ nicht vor – es verbietet sie stellenweise sogar. Doch christliche Gemeinden beteiligen sich mit nahezu religiösem Eifer am Verzehr von Tieren und laden zu gemeinschaftlichen Festessen ein. An religiösen Feiertagen anderer Religionen sieht es übrigens nicht unbedingt besser aus.

Religionen schreiben Fleischverzehr nicht vor

In den meisten Religionen sind es allerdings gar nicht die heiligen Schriften, die den Verzehr von Tierprodukten gebieten. Nirgends steht, dass an Weihnachten Gans, Würstchen oder Forellen verzehrt werden müssten. Auch Muslime und Juden könnten gut ohne Fleisch feiern, schließlich legen die Speisegesetze den Fleischverzehr zwar nahe, schreiben ihn aber nicht vor. Wie üblich unterscheiden sich hier natürlich die Meinungen und Interpretationen der religiösen Autoritäten.

Tierquälerei im Namen der Religion? Bild: K/Vegpool

In allen Weltreligionen gibt es vegetarische Strömungen, die zeigen, dass sich Religion durchaus auch tierfreundlich praktizieren lässt. Auch religiöse Oberhäupter mahnen regelmäßig zu mehr Andacht statt Völlerei. Erfolgreich sind solche Mahnungen hingegen nur selten.
Es wäre wohl zu leicht, die Religionen allein für das blutige Treiben der Gläubigen verantwortlich zu machen. Sie bieten allerdings einen willkommenen Anlass dafür – übrigens auch für Atheisten und nicht-praktizierende Gläubige, die an religiösen Festmahlen gerne mit großem Appetit teilnehmen.

Religion: Kein Anlass zum Fleischverzehr

Auch religiöse Führer verzehren zu feierlichen Anlässen gerne viel Fleisch. Wenn sie die Tiere nicht gleich selbst schlachten, so erteilen sie durch ihren Segen (oder durch Einladungen zum Festessen) doch eine religiös anmutende Rechtfertigung für solch blutiges Handeln. Priester, Imame und Rabbis werden schließlich von den Gläubigen als moralische Vorbilder angesehen. Und wer sonst könnte während der religiösen Inbrunst schon auf die grauenvollen Hintergründe des vermeintlichen Festmahls aufmerksam machen?

  • Der Verzehr von Tierprodukten ist in den meisten Teilen der Welt nicht lebensnotwendig und geschieht daher meist aus Angewohnheit. Er lässt sich leicht beenden.
  • Die industrielle Erzeugung von Fleisch und anderen Tierprodukten ist mit grauenvoller Tierquälerei verbunden, die mit einem sozialen und ethischen Leben nicht vereinbar sind.
  • Die ökologischen Hintergründe der Erzeugung von Fleisch und anderen Tierprodukten sind erschreckend: Tierprodukte tragen allein zum Klimawandel stärker bei als der gesamte Verkehrssektor inklusive Flugzeuge. Die Folgen des Klimawandels werden in absehbarer Zukunft auch Menschen betreffen. Es sind hausgemachte Probleme, für die es keine religiöse Begründung gibt.
  • Rotes und verarbeitetes Fleisch ist erwiesenermaßen krebserregend. Das hat die WHO – die weltgrößte Gesundheitsorganisation – festgestellt.

Angesprochen auf den Fleischverzehr als Begleiterscheinung religiöser Feste berufen sich Gläubige häufig auf die religiöse Praxis. Tradition taugt allerdings nicht als Begründung für gegenwärtiges Handeln, schließlich kann sich Tradition nur ändern, indem mit ihr gebrochen wird. Tatsächlich scheint auch hier die selbsterhaltende Ideologie Karnismus – und nicht in erster Linie die Religion – eine tragende Rolle zu spielen. Da Religionen jedoch eine moralische Vorbildlichkeit für sich in Anspruch nehmen, steht es auch in ihrer Verantwortung, für eine wirklich ethische Praxis einzutreten.

Seitan-Gericht
Deftiges, rein pflanzliches Gericht Bild: Lablascovegmenu, flickr.com Bildtitel: Curried tomato seitan, CC-BY

Religiöse Veränderungen entstehen oft im Kreise der Gläubigen

Gläubige können aber auch aus eigenem Antrieb tätig werden. Viele religiöse Veränderungen und Reformen in den Religionen haben sich aus dem Einsatz und Engagement der Gläubigen entwickelt. So lange die Vorbilder der Religionen selbst nicht tätig werden, liegt es also an den Gläubigen selbst, aktiv zu werden.

  • Bereiten Sie vegane Speisen zu den religiösen Festen zu. In jedem Teil der Welt gibt es eine große Vielfalt traditioneller pflanzlicher Gerichte. Kleiner Nebeneffekt pflanzlicher Gerichte: Diese sind meist automatisch „halal“ beziehungsweise „kosher“.
  • Spenden Sie wirklich sinnvolle Waren an Hilfsbedürftige, nicht aber Genussmittel wie Fleisch und andere Tierprodukte. Die meisten Religionen mahnen zu Mitgefühl für Hilfsbedürftige. Hier kommen aber auch finanzielle Spenden, Unterkünfte (Zelte, Schlafsäcke, ...), pflanzliche Lebensmittel usw. in Frage.
  • Sprechen Sie das Thema ethische Ernährung in Ihrer Gemeinde an. Organisieren Sie vielleicht einen eigenen Arbeitskreis zu diesem Thema. Ein ethischer Umgang mit Tieren ist ein gesellschaftliches Thema, das vor Religion nicht Halt machen darf.

Auch wer Tiere liebt und einer religiösen Lehre folgt, kann ohne Tierquälerei religiöse Feste feiern. Die köstlichsten Festmahlzeiten lassen sich rein pflanzlich zubereiten (Informationen finden Sie auf vegpool.de). Die Herausforderung liegt darin, das unreligiöse Dogma der Tradition zu brechen und zu zeigen, dass Religion mit grauenvoller Behandlung von Tieren nicht zu vereinbaren ist.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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