„Menschen sind Fleischesser“ – und andere Mythen.
Die Diskussion um das Für und Wider des Fleischverzehrs schlägt hohe Wellen. Besonders in Internetforen wimmelt es von Beiträgen rund um den Verzehr von Fleisch. Fast jede Internet-Community – ob über Häkelkunst oder Webprogrammierung – hat ihren eigenen Thread über das Pro und Contra einer Ernährung ohne Fleisch.
Hier eine zwei oft gehörte Argumente.
Menschen sind Fleischesser
Menschen ernähren sich von Natur aus mit Fleisch. Es ist natürlich und man sollte es weiterhin tun.
Kommentar: Wenn wir unseren Lebensstil mit dem unserer entfernten Vorfahren vergleichen, sollten wir die Unterschiede nicht unterschlagen. Der moderne Mensch hat die Möglichkeit, abstrakt zu denken und Zusammenhänge zu erkennen. Das ermöglicht es ihm, Getreide anzubauen (oder Tiere zu halten) – vor allem aber hat er die Wahl, was er isst und was nicht. Die Zeiten, in der das Überleben vom Jagderfolg abhing, sind seit vielen Jahrhunderten vorbei.
Die eigentlichen Gründe, warum dennoch die meisten Menschen in Europa Fleisch essen, scheinen ganz andere zu sein:
- Erziehung, Gewohnheit und Tradition
- Geschmack (gewürzt und gebraten)
nicht aber
- Gesundheit (Befragungen haben ergeben, dass kaum ein Konsument Bescheid über die Inhaltsstoffe weiß)
Fakt: Selbst wenn der Fleischverzehr für die Entwicklung einiger Urvölker wichtig war (wissenschaftlich ist das umstritten), so lässt sich der Verzehr von Innereien aus einem wie-auch-immer-gestorbenen Kadaver (z. B. in unermesslicher Anstrengung selbst gejagt) mit dem heutigen Genuss eines Schnitzels aus dem Discounter beim besten Willen nicht vergleichen.
Traditionalisten können sich fragen, ob Urvölker Tiere aus Achtung vor der Lehre der Vorfahren gejagt haben, oder weil sie sonst – so ganz ohne Landwirtschaft – schlicht verhungert wären.
Übrigens: Die Urmenschen aßen Innereien und zähes Muskelfleisch von alten, mit simplen Jagdwerkzeugen selbst erlegten Tieren, nutzten allerdings keine moderne Technologie wie das Internet. Nostalgiker möchten womöglich tauschen – Andere freuen sich, dass sich die Menschen weiterentwickelt haben (und dass Entwicklung nie endet).
Menschen brauchen Fleisch
Fleisch gehört zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung dazu.
Nach wissenschaftlichem Stand ist dieses Statement eindeutig falsch.
Kommentar: Ernährungsorganisationen raten von einem hohen Fleischkonsum ab und verweisen auf Krebsrisiko und Gesundheitsgefahren. Die Tendenz ist deutlich: Wurden vor ca. 20 Jahren Vegetarier noch als irre Spinner bezeichnet, so wird eine vegetarische Ernährung inzwischen auch von Ernährungswissenschaftlern empfohlen. Die ADA (American Dietetic Association) hat inzwischen sogar die richtig durchgeführte, vegane Ernährung für gesund befunden (in jedem Lebensalter) – und das will was heißen, sind doch Ernährungsorganisationen für ihre konservative Haltung bekannt und prüfen wegen der großen Verantwortung und Signalwirkung jeden Fakt doppelt und dreifach, bevor sie eine Veröffentlichung starten.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig