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Ignorieren Veganer die Evolution?

Bild: Fotolia.com

In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit wurde viel Fleisch verzehrt. Unzählige Mammuts, Wildschweine und anderes Getier musste dran glauben. Ein großer Teil unserer Ur-Vorfahren holte sich das lebenswichtige Protein vornehmlich über Fleisch.
Ignorieren Veganer also die Evolution, indem sie sämtliche Tierprodukte ablehnen? Sind Veganer gar gegen die Evolution?

Ein häufig gehörtes Vorurteil lautet, dass Veganer die Evolution ignorieren. Oft heißt es auch, dass tierisches Protein erst zur Entwicklung des menschlichen Gehirn geführt habe. Überhaupt sei eine fleischhaltige (oder -betonte) Ernährung ganz im Einklang mit der bisherigen Menschheitsgeschichte. Menschen hätten ja schon immer Fleisch gegessen. Veganer befänden sich schlicht auf Abwegen.

Evolution bedeutet Entwicklung - nicht Stillstand.

Dieses Argument gehört eindeutig zu den eher Schwächeren. Das Wort Evolution steht schließlich für Entwicklung. Es ist widersinnig, etwas Konservatives, Althergebrachtes mit Entwicklung zu begründen.
Unter Evolution versteht man die fortdauernde, genetische Anpassung einer Population an die Lebensumstände. Erst durch die Anpassungsfähigkeit war es allen Lebewesen möglich, sich zu entwickeln und sich - über viele Generationen hinweg - an verändernde Lebensbedingungen anzupassen.

Urmensch auf der Jagd
Wir sind keine Urmenschen mehr. Bild: dkuhne1976 - Fotolia.com

Ohne Entwicklung des Lebens gäbe es auch heute noch einzig und allein primitive Einzeller. Nur durch die Anpassbarkeit und Veränderbarkeit konnten sich Tier- und Pflanzenarten entwickeln - und schließlich auch die Menschen und ihr Gehirn. Daraus folgte die Erfindung von Werkzeugen, von Landwirtschaft, Zivilisation, Wissenschaften und Kultur. Natürlich auch von Fast-Food, Daily-Soaps und Sofas.

Evolution denkt nicht. Menschen denken.

Evolution ist nicht gut oder schlecht. Evolution ist einfach - und sie geht immer weiter. Doch Menschen - gewissermaßen ein Resultat der Evolution - sind in der Lage, zu reflektieren und mehr oder weniger sinnvolle Entscheidungen zu treffen.

Während unsere Vorfahren in blutigen Kämpfen um lebenswichtiges Protein kämpften, um nicht zu verhungern, sind heute mehr als 50% unserer Mitmenschen in Deutschland übergewichtig und täten gut daran, zumindest ab und zu mal durch den Wald zu rennen.

Während unsere Vorfahren auch Innereien kauten und daran (mangels Kochkultur) wohl wenig Genuss empfanden, shoppen wir in Supermärkten. Fleischesser kaufen Fleisch, Milch und Eier von automatisiert gemästeten Tieren, deren Produkte unsere frühen Vorfahren wahrscheinlich ganz instinktiv gemieden hätten.

Unsere Lebenserwartung sinkt. Das Überleben ist gefährdet.

Die heutige Lebenserwartung mitteleuropäischer Bürger liegt bei etwa 75-80 Jahren - unsere Vorfahren wurden oft gar nur 30-40 Jahre alt.
Doch unsere Lebenserwartung sinkt.
Das Überleben vieler Menschen, insbesondere in südlichen Ländern, ist durch den Klimawandel latent oder akut gefährdet. Der Klimawandel geht zu großen Teilen auf die Tierhaltungen zurück. Das schnelle Wachstum der Bevölkerungen führt zu einem rasanten Anstieg des Rohstoff-Bedarfes. An Ressourcen, die schlicht nicht nachhaltig verfügbar sind - sofern Tierprodukte darin weiter eine so große Rolle spielen.

Eisbären sind auch vom Klimawandel bedroht
Eisbär: Auch durch Tierproduktion bedroht Bild: Christopher Michel, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Polar Bears near the North Pole, CC-BY

Denn für Tierprodukte werden unermessliche Mengen an Futtermitteln benötigt. Für deren Anbau werden u.a. die letzten Urwälder gerodet. Ein Drittel der Landflächen der Erde werden für die Tierproduktion genutzt. Ein Drittel! Es gibt heute etwa dreimal so viele Nutztiere auf der Erde, wie Menschen. Zukünftige Evolutions-Historiker werden wohl noch lange über diesen Irrsinn rätseln...

Alles weist darauf hin, dass eine vegane Lebensweise ein wesentlicher Schritt ist, um das Überleben aller Menschen auf der Erde zu sichern. Denn vegane Lebensweise erfordert nur ungefähr ein Zehntel der Ackerflächen, die ein Fleischesser heutzutage durch seinen Verbrauch beansprucht. Vegane Lebensweise schont die Süßwasser-Vorräte und kann helfen, einen großen Teil aller "Zivilisationserkrankungen" zu vermeiden, die durch eine typische, extrem ungesunde Ernährung begünstigt oder verursacht werden.

Nein, Veganer ignorieren nicht die Zivilisation. Sie machen sich ihre Denkfähigkeiten zunutze, um Wege zu finden, die heute aktuell sind und unseren ganz realen Lebensgewohnheiten entsprechen.
Die Gehirnentwicklung unserer entfernten Ur-Vorfahren benötigte große Mengen an Protein. Sicher war auch dies ein Grund, die Landwirtschaft und den Anbau von proteinreichen Pflanzen zu entwickeln.

Evolution und Geschichte sind keine guten Wegweiser, wenn es um Entscheidungen für die Zukunft geht. Wer sich zukunftsfähig entwickeln möchte, sollte seinen Blick nach vorne richten.

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4,3/5 Sterne (57 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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