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Krank durch vegane Ernährung?

Wer nur weglässt, riskiert eine Fehlernährung. Bild: Fotolia.com

In Deutschland erlebt Veganismus derzeit einen echten Boom - und es gibt viele gute Gründe dafür! Doch während sich imer mehr Menschen für diese inspirierende Lebensweise entscheiden, gibt es auch solche, die damit wieder aufhören. Weil es ihnen schlecht ging, weil sie sich schlapp und ausgelaugt fühlten, weil sie depressiv wurden - oder alles zusammen.
Oft lautete dann der Rat eines Arztes, die vegane Ernährung zu beenden und - zumindest ab und zu - wieder Tierprodukte zu verzehren. Manchmal führt bereits eine Selbstdiagnose zum Ende der veganen Ernährung.

Für viele Veganer ist die Vegan-Umstellung eine echte Bereicherung fürs Leben. Viele bezeichnen sie rückblickend als beste Entscheidung in ihrem Leben. Die Beschäftigung mit der eigenen Ernährung stärkt das Bewusstsein und damit oft auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.
Umso unverständlicher erscheint es manch einem Veganer, dass es auch Menschen gibt, die aufhören, vegan zu leben.

Depression
Veganismus soll froh und zufrieden machen. Klappt leider nicht immer. Bild: ryan melaugh, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Depression, CC-BY

Menschen, die nicht mehr vegan leben

Doch die gibt es - und viele von ihnen sind nach wie vor überzeugt, dass eine vegane Ernährung für Tiere und Umwelt das Beste wären. Doch sie sagen auch, aufgrund ihrer gesundheitlichen Beschwerden sei es ihnen nicht mehr möglich, vegan zu leben. Der Arzt habe ihnen dringend davon abgeraten. Die Blutwerte seien besorgniserregend gewesen. Vor allem aber: Mit der Rück-Umstellung auf eine Ernährung mit Tierprodukten seien die Symptome verschwunden. Damit gilt der Fall schnell als geklärt: Am Veganismus lag's.

Nun gibt es zwar diese Fälle - gleichzeitig aber auch wissenschaftliche Untersuchungen über die Gesundheit bei Veganern. Vieles spricht dafür, dass eine ausgewogene und fundierte vegane Ernährung nicht nur ein gesundes Leben ermöglicht, sondern sogar vielen Krankheiten vorbeugen kann. Oft hat die vegane Ernährung sogar positiven Einfluss auf die gesamte Lebensweise. Wer bewusster lebt, gibt zum Beispiel eher das Rauchen auf und bewegt sich mehr.

Nährstoffmangel bei Fehlernährung

Wenn nach der Umstellung auf eine vegane Ernährung Gesundheitsbeschwerden auftreten, dann liegt der Schluss nahe, dass bestimmte Nährstoffe fehlten. Der Grund hierfür ist in der Regel aber nicht "die vegane Ernährung" an sich, sondern eine eintönige Interpretation von pflanzlicher Ernährung. Eine Mangelernährung kann vermieden werden, indem man bewusst neue Lebensmittel in den Speiseplan integriert (und bei der Vielzahl an Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, Pilzen, Nüssen, Saaten und Kräutern dürfte die Auswahl nicht schwer fallen, sofern man ein wenig Kreativität (oder ein veganes Kochbuch) hat).

Buntes, gegrilltes Gemüse
Es ist leicht, neue Inspirationen zu finden! Bild: Fotolia.com

Die anfangs müßig erscheinende Beschäftigung mit der Ernährung führt bei vielen Veganern später zu einem echten Aha-Erlebnis. So kommt es vor, dass Veganer deutlich mehr Zutaten verwenden, als zu nicht-veganen Zeiten. Bereicherung statt dem befürchteten Verzicht!

Vorurteile und Klischees verleiten zu Fehldiagnosen

Erschwert wird der Vegan-Einstieg aber immer noch durch verbreitete Klischees und Vorurteile im sozialen Umfeld. Selbst wer sich deutlich gesünder als zuvor ernährt, erntet kritische Blicke. Jede Erkältung wird bei Veganern auf die Ernährung zurückgeführt. Es sind Vorurteile, die oft keiner Gegenfrage standhalten. Dennoch verunsichern sie. Was, wenn doch ein Fünkchen Wahrheit dahinter steckt?

Es gibt daher gute Gründe, sich nicht von Vorurteilen verrückt machen zu lassen und etwaige Symptome fachlich abklären zu lassen. Nicht zuletzt deshalb, weil eine Selbstdiagnose dazu führen kann, dass die wahren Ursachen verborgen bleiben - und sich die Symptome noch verschlimmern.

Professionelle Beratung in Anspruch nehmen

Um sich selbst seiner Gesundheit zu vergewissern und sich auch gegen Vorurteile zu wappnen, wird Vegan-Einsteigern empfohlen, in den ersten Jahren regelmäßig (z. B. jährlich) einen Bluttest beim Hausarzt machen zu lassen (insbesondere auf Holo-TC oder Methylmalonsäure, zur Bestimmung des B12-Wertes). Außerdem sollten Veganer B12-Präparate einzunehmen.

Gute Beratung bieten Ernährungsmediziner
Bei Fragen zum Arzt mit Ernährungs-Qualifikation Bild: Fotolia.com

Wer sich als Veganer Sorgen um seine Ernährung macht, kann entsprechende Beratungs-Angebote nutzen. In Frage kommen ausgebildete Ernährungsberater, oder Ärzte mit Zusatz-Ausbildung (z. B. Ernährungsmediziner). Auch unser Partnerprojekt, der vegane Onlinekurs unterstützt Teilnehmer beim praktischen Vegan-Umstieg - mit vielen Experten-Videos und einem interaktiven Mail-Coaching.

Machen Sie nicht den Fehler, einen Arzt ohne diese Zusatzqualifikation zur Ernährung zu befragen. Die wenigsten Ärzte haben im Studium etwas über Prävention und Ernährung gelernt. Sie sind zwar Experten für die Heilung von Krankheiten (also wenn Sie bereits Symptome haben sollten), nicht aber zur Ernährung. Wenn Ihnen Ihr Arzt dennoch Ernährungs-Tipps gibt, fragen Sie ihn nach seiner Qualifikation, damit Sie sicher sein können, eine fachliche Meinung zu erhalten.

Die Vorteile der veganen Ernährung nicht aus dem Blick verlieren

Veganismus erfordert zwar zu Beginn ein paar Umstellungen, hat aber durchaus auch handfeste Vorteile gegenüber der durchschnittlichen Ernährung in Industrieländern wie Deutschland. Nicht nur für Tiere und Umwelt.
Eine fundierte, vegane Ernährung kann auch zur Prävention vieler Erkrankungen eingesetzt werden und kann Ihnen helfen, lange fit und gesund zu leben.

70% aller tödlichen "Zivilisationserkrankungen" in Deutschland lassen sich auf eine (nicht-vegane) Ernährung zurückführen. Es gibt also gute Gründe, fundiert vegan zu leben und sich mit seiner Ernährung gut zu beschäftigen. Gehen Sie Vorurteilen und diffusen Sorgen auf den Grund, statt sich verunsichern zu lassen!

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4,1/5 Sterne (48 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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