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Vegan 60+: 2 Jahre vegan - ein Rückblick

Ingrid lebt nun seit 2 Jahren vegan!
Ingrid lebt nun seit 2 Jahren vegan! Bild: Ingrid

Ingrid R. ist 60+ und Rentnerin. Vor zwei Jahren hat sie sich entschlossen, vegan zu werden. Mit großartigen Erfolgen für ihre Gesundheit - und auch für ihr Lebensgefühl. In einer Blogserie hat sie auf Vegpool.de über ihren Vegan-Umstieg berichtet. Heute: Ein Rückblick zum 2-jährigen Vegan-Jubiläum!

Meine Ernährung umzustellen war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Im Rückblick ist es schon oft verwunderlich, wie viele Zufälle mitspielen, um ein Leben so wesentlich zu verändern!

Ich kann es kaum glauben, dass ich erst 2 Jahre vegan lebe. Es kommt mir so vor, als hätte ich nie anders gelebt. Ich vermisse nichts aus meiner omnivoren Vergangenheit. Weder meine Kopfschmerzen, noch das Sodbrennen und am wenigsten meine schlechten Blutwerte. Hohes Cholesterin, schlechter Langzeit-Blutzuckerwert - ich vermisse es wirklich nicht!

Manchmal frage ich mich, wieso ich nicht von ganz alleine auf die Idee gekommen bin auf tierliche Produkte zu verzichten? Ich halte mich für einen empathischen Menschen.
Aber eigentlich weiß ich die Antwort: Ich habe verdrängt. Ich habe alle Berichte über Legebatterien, Massentierhaltung, grausame Tiertransporte und Schlachthöfe einfach verdrängt. Kritische Berichte im Fernsehen habe ich weggeschaltet. Ich denke, dass das ein Großteil der Menschen macht. Niemand meint es böse, aber die Folgen tragen die Tiere.

Nicht nur meine Ernährung hat sich geändert.

Meine Ernährungsumstellung bezeichne ich immer als „Erwachen“. Einfach einmal bewusst über meine Art zu Leben nachzudenken. Ich bin zufriedener geworden. Es hat sich ja nicht nur meine Ernährung geändert.

Ich hätte früher nie geglaubt, dass ich jemals auf Joghurt und Käse verzichten kann. Früher wurde ich richtig unruhig wenn der Vorrat im Kühlschrank zur Neige ging und das Wochenende vor der Türe stand. Heute weiß ich, dass gerade Käse durch das enthaltende Casomorphin eine Sucht erzeugen kann. Es war aber gar nicht so schwer der „Käse-Gier“ zu entkommen.

Ich hatte aber auch das Glück, in den ersten Wochen von meinem Gast liebevoll vegan bekocht zu werden. Ganz viel hat mir auch der Kurs vegan-werden.de geholfen. Als vollkommen unwissender vegan Neuling, hat er mir hilfreiche Tipps und Rezepte gegeben. Was mich sehr motiviert hat dabei zu bleiben, das war auch die tägliche Mail zur Unterstützung meiner Entscheidung.

Wieder zurück in Deutschland.

Tagsüber war ich ja allen Versuchungen ausgesetzt. Das Eis an der Ecke lockte genauso wie mein geliebtes „Bocadillo de Pollo“. Ich lebte und arbeitete damals noch auf Teneriffa und an jedem Eck gab es eine kleine Bar mit Snacks auf die Hand. Ich wundere mich noch heute, dass ich den Versuchungen widerstanden habe, denn normalerweise kann mein innerer Schweinehund sehr laut bellen.

Nun sind es also zwei Jahre.

„Vegan“ hat aber noch mehr geändert. Mein Geruchs-und Geschmackssinn hat sich verfeinert. Ich gehe bewusster mit Ressourcen um, vermeide Plastik in jeglicher Form. Der Konsum-Wahnsinn tangiert mich nicht mehr. Ich kann durch die Stadt laufen und kaufe nichts. Käse- und Schokoladen-Regale lassen mich kalt. Aber bei Knoblauchzehen und Zwiebeln, schön angebraten, da läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

Vor einem Jahr bin ich von meiner Kanareninsel Teneriffa wieder nach Deutschland zurückgewandert. Die ersten Wochen habe ich gedacht, ich bin im veganen Schlaraffenland gelandet. Was habe ich nicht alles ausprobiert, vom Fleischersatz bis zum veganen Käse. Vegane Fertigprodukte ohne Ende. Jetzt kann ich mitreden! Ich merke aber auch: Ich benötige das alles gar nicht. Ich kann mich so reich und vielfältig von dem regionalen Obst und Gemüse ernähren, und ich vermisse dabei nichts.

Inzwischen bin ich auch beim Minimalismus angekommen. Das ist ja im Augenblick in aller Munde. Durch meine vielen Umzüge habe ich aber schon vorher bemerkt: Besitz belastet. Ich muss mich um Dinge kümmern, die ich nicht wirklich brauche. Jetzt verschenke ich viel. Andere sind glücklich damit und mich erleichtert es.

Manchmal staune ich selbst, was die Umstellung auf Vegan bei mir alles in Bewegung gebracht hat. Es ist ein dauernder Prozess der Weiterentwicklung. Ich werde jetzt 65 Jahre alt und habe noch Träume ohne Ende.

Irgendwann möchte ich in einem Tinyhaus leben, mitten im Grünen, den Gemüsegarten vor dem Haus. Wahrscheinlich werde ich im Winter über die Kälte jammern und im Sommer über die viele Gartenarbeit und die Hitze. Aber: Ich werde auch merken, dass ich lebe. Ich werde mich weiterentwickeln und hoffentlich nur einen kleinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen.


Im nächsten Beitrag erzählt Ingrid, warum sie ihr Auto mit Vegan-Aufklebern beklebt hat.

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4,8/5 Sterne (31 Bew.)
Autor/in: Ingrid Richter

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