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Bedingungsloses Grundeinkommen - ja oder nein?

Erstellt 09.11.2023, von kilian. Kategorie: Off-Topic. 21 Antworten.

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Benutzerbild von kilian
Themen-Startervegan7.055 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
Bedingungsloses Grundeinkommen - ja oder nein?
09.11.2023
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat ausgerechnet, dass ein "Bedingungsloses Grundeinkommen" in Höhe von 1.200 Euro im Monat für 83% der Bevölkerung mehr Geld bedeuten würde.
https://finanzierung.mein-grundeinkommen.de/

Was haltet ihr von der Idee an sich? Gute Sache oder nicht?

Benutzerbild von Vegbudsd
vegan2.993 Postsmännlich35708 HaigerLevel 4Supporter
10.11.2023
Lieber Kilian, danke für diese Frage!

Super Sache, tolle Idee unter anderem vom Gründer der DM Märkte, Herrn Professor Götz Werner, der sich seit langer Zeit dafür eingesetzt hat.

Dieses Grundeinkommen würde das System, das uns die ganze Zeit als "Marktwirtschaft", also als von Nachfrage und Angebot gesteuert verkauft wird, aber die Marktmechanismen ausgerechnet beim Kapital der Arbeitnehmer, nämlich dem Preis für Arbeit, seit Jahrzehnten zum Nachteil der Arbeitnehmer ausblendet, endlich vom Kopf auf die Füße stellen.

Wenn z.B. ein Schnellrestaurant ein unanständig niedriges Stundenlohn-Angebot für einen Menschen macht, der die Toiletten säubern soll, so kann dieser Mensch, der ja ansonsten von Grundeinkommen durchaus zwar nicht in Luxus, aber ausreichend komfortabel leben kann, diesem Unternehmen mitteilen, dass für diesen Preis der Chef/die Chefin selbst die Klos putzen kann - und sich einem lukrativeren Job aussuchen. Das würde dazu führen, dass es für solche Jobs künftig eine "Ekelzulage" geben könnte, denn gemacht werden müssten sie ja dennoch.


Das bezieht sich im Prinzip auf alle so genannten ungelernten, und unangenehmen oder stressigen Jobs, fern ab von den meisten Büro- oder Industrietätigkeiten, oft in der Gastronomie.

Dazu käme, dass Menschen, die sich in ihrem derzeitigen Beruf nicht wirklich wohl fühlen, ihre Kreativität aktivieren könnten, ohne die Angst vieler Künstler oder anderer Selbstständiger Menschen, bei Misserfolg in Armut zu verfallen. Dadurch würde vermutlich ein ungeahnter Aufschwung durch Ehrenämter, die endlich mit motivierten Menschen betrieben werden könnten, oder Start-Ups, die mit neuen Ideen die Arbeitswelt bereichern könnten, stattfinden.


Bei Misserfolgen kämen nicht die mutigen Jungunternehmerinnen in den Schuldenturm, sondern könnten sich angstfrei anderen Dingen kreativ und vielleicht doch erfolgreich widmen - ihre Kraft und Kreativität würden erhalten bleiben.

Die Löhne für so genannte "niedrige" Arbeiten würden deutlich steigen, die Steuerzahlungen, die für das Grundeinkommen unerlässlich wären, würden ebenfalls steigen.


Gleichzeitig würde der riesige, Verwaltungsapparat, der derzeit in der "Arbeitsverwaltung" extrem viel Geld verschlingt weitestgehend abgebaut werden können. Ebenso die Prüforgane, Nebeneinkunfts-Schnüffler und Bestrafungs-Fetischisten in diesen "Ämtern" würden arbeitslos, und könnten sich mit ebendiesem Grundeinkommen wichtigeren und sozialförderlichen Dingen zuwenden.

Lediglich die tatsächliche Arbeitsvermittlung müsste dank KI weiterhin als Dienstleistung kostengünstig angeboten werden.


Durch die Grundeinkommen würden Menschen, die bisher unter den viel zu geringen prekären Einkünften zu leiden haben in die Lage versetzt, ohne weiteren Aufwand sich Dinge leisten zu können, auf die sie unter dem bisherigen Sozialleistungssystem verzichten müssen. Das würde zusätzlich für Arbeitsplätze im Handel und der Herstellung von Waren und Lebensmitteln führen, was zusätzliche Einnahmen für den Staat bedingen würde.

In diesem Zusammenhang wird oft die Gerechtigkeitsfrage gestellt: Warum sollte ich für Leute arbeiten und Steuern finanzieren, die am Ende gar nicht arbeiten wollen?

Eben deshalb, weil alle in den Genuss dieses Grundeinkommens kommt - also zusätzlich zum Arbeitseinkommen on Top!. Egal ob Milliardär oder Odachloser, egal ob Rentner, Schüler, Mittvierziger oder Säugling, egal ob mit oder ohne bezahlte Arbeit.

Wo ist daran etwas ungerecht?

Natürlich wird es dabei dann auch Leute geben, die ihr Grundeinkommen dazu nutzen, gar nicht mehr arbeiten zu gehen. Das aber ist auch kein Problem, denn die Produktivität von Menschen und Maschinen generiert genügend Geld, um diese vorübergehend oder dauerhaft nicht arbeiten wollenden Leute mit zu finanzieren.

Der große Vorteil gegenüber den früheren z.B. marxistischen/kommunistischen Gedanken (allen Menschen das Gleiche, alle sind und bleiben gleich - aber keiner ist mehr motiviert, jeder muss aber zur "Arbeit gehen") aber ist, dass alle einzelnen jederzeit sich weiterbilden und qualifizieren können, Unternehmen gründen, Ideen in der Selbstständigkeit ausprobieren können, besser bezahlte Arbeit anbieten und annehmen können, um dadurch mehr für sich und ihre Familien bzw. die Firmen an Erfolg zu erreichen.


Keiner wird gehindert, mit einer tollen Idee Milliardär oder besonders motiviert zu arbeiten und reicher zu werden, als andere, sich dadurch viel mehr Dinge leisten zu können, sich selbst zu verwirklichen.


Das ohne, dass andere (außer durch die indirekten Folgen des Ressourcenverbrauches usw.) Menschen darunter zu leiden hätten, denn die haben ja grundsätzlich die selben Chancen - und eben das Grundeinkommen, das ihnen das Überleben ohne Bettelei und Antragsterror ermöglicht.

Niemand fiele mehr durch das soziale Netz auf den kalten Boden in die Obdachlosigkeit, der Grundkonsum bliebe menschenwürdig erhalten und möglich, auch wenn Menschen scheitern.

Dass ich ein Riesen-Fan vom bedingungslosen Grundeinkommen bin, habe ich wohl deutlich gemacht.

Es wäre für alle Menschen ein Schritt in eine menschlichere Welt, in der der natürliche Egoismus jedoch weiterhin eine durchaus produktive Rolle spielen kann:

Menschen wollen kreativ arbeiten und Leistung zeigen. Dieser in fast allen Menschen vorhandene Wunsch wird unter dem derzeitigen Bildungs- und Arbeitssystem systematisch klein gehalten bzw. sogar zerstört.

Lasst uns diese Kräfte endlich zum Wohle aller frei setzen.

Benutzerbild von Kiebitz22
vegan167 PostsmännlichMarina Alta SpanienLevel 3
10.11.2023
Ich halte es für nicht finanzierbar. Wie wäre es mit einem weltweiten Grundeinkommen?

https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-08/bedingungsloses-grundeinkommen-bundeshaushalt-diw-studie-oekonomie

3x bearbeitet

Benutzerbild von METTA
vegan4.670 Postsweiblich ObertshausenLevel 4Supporter
10.11.2023
Ich finde das Grundeinkommen auch gerechter, gerade auch für Familien oder Alleinerziehende und es dürfte auch nichts darauf angerechnet werden. Wenn jemand sagt, dass manche Leute nicht arbeiten wollen, dann sollte er mal an manche Leute denken, die durch Erbschaft etc. nicht arbeiten müssen und ihr Geld für Luxusartikel ausgeben.
Wie wäre es z.B. mit der Wiedereinführung der Vermögensteuer ? Da käme schon einiges wieder rein. Aber das wollen einige in der Politik bestimmt vermeiden.

Benutzerbild von Vegbudsd
vegan2.993 Postsmännlich35708 HaigerLevel 4Supporter
10.11.2023
Ich halte es für nicht finanzierbar.


...es sei denn, man will es.

Natürlich würde das auch einige weitere Änderungen mit sich bringen.

Bisher finanzieren wir problemlos die Gehälter der Leute der Agentur für Arbeit, die einen ziemlich großen Überwachungs- und Verwaltungswasserkopf bedeuten (das halte ich ehrlich gesagt für unsinnige Geldausgabe!
Die fiele komplett weg, da jeder die selbe Summe und unabhängig vom sonstigen Einkommen bekommt - vollautomatisch IT-gesteuert abzuwickeln. Keine Prüfung, keine Überwachung, keine Bestrafungs- und Demütigungsorgien mehr. Das dadurch frei werdende Geld alleine würde einen großen Teil des Grundeinkommens finanzieren.

Dazu käme die Produktivitätssteigerung durch weniger "innere Kündigungen", die derzeit vielen Unternehmen das Leben schwer machen.

Die Behauptung, dass es nicht finanzierbar wäre, geht irrtümlich davon aus, dass die bisher arbeitenden Menschen alle keine Lust mehr hätten, einer Tätigkeit nachzugehen und sofort ihren Konsum einstellen würden - was aller Erfahrung mit Menschen widerspricht (außer sie sind depressiv oder aus anderen gesundheitlichen Gründen nicht dazu in der Lage).

Richtig daran ist, dass viele Menschen ihre derzeitigen Jobs verlassen würden, sollte sich an den Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten nichts ändern.

Dass jedoch Menschen lieber zu Hause untätig herumsitzen würden, widerspricht aller Erfahrung auch mit Menschen, die dazu das Geld hätten, in aller Regel jedoch dennoch einem Beruf nachgehen und darin Erfüllung finden - denn darauf kommt es bei den meisten Menschen an.

Auch bin ich ziemlich sicher, dass die meisten Menschen sich mehr als nur "das Nötigste" für ihre Lebensgestaltung wünschen, dass sie gerne mit anderen Menschen zusammen arbeiten, und sich auch mal etwas Außergewöhnliches gönnen möchten. Das wird auch mit Grundeinkommen nur in begrenztem Maß möglich sein.

Wer mehr will, muss auch mehr dafür tun. Wie gesagt, Motivation nicht nur aus Not, sondern weil man etwas schaffen will. Das ist bisher ein beinahe völlig vernachlässigtes Potenzial in unserer Wirtschaft, wo nur wenige ihre Ideen verwirklichen und ihr Leistungspotenzial voll ausschöpfen. Das könnte auch mit Hilfe den Grundeinkommens deutlich verändert werden.


Aber wie schon oben erwähnt, dafür muss es in einer Demokratie den erklärten Willen der Wählerinnen und Wähler geben - die jedoch haben noch nie für "menschenfreundliche" Projekte gestimmt, aber häufiger für menschenverachtende...

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.861 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
10.11.2023
Wer sich dem Thema mal auf fiktive Weise nähern möchte, dem empfehle ich den utopisch-dystopischen Roman "Freiheitsgeld" von Andreas Eschbach. Einer meiner diesjährigen Buchfavoriten.

Benutzerbild von Blaustern
vegan161 PostsweiblichHamburgLevel 3
10.11.2023
Zitat Kiebitz22:
Ich halte es für nicht finanzierbar.


Wenn ich mir anschaue wie viel Geld für die Banken, Bundeswehr oder Lufthansa da war, brauchen wir nicht über die Finanzierbarkeit von sozialen Projekten zu reden.

Benutzerbild von BeaNeu
vegetarisch788 PostsweiblichFrankfurtLevel 4
16.11.2023
Bin absolut dafür und hab auch diverse Petitionen - pro - schon unterzeichnet.😊
Mein Kumpel auch. 😊

Kein Benutzerbild
Michibird
16.11.2023
Das nicht arbeiten wollen und trotzdem Geld bekommen stört mich. Denke es ist eine schöne Vorstellung, die aber nicht funktionieren wird. Bin dann eher für Mindestlohn und Dinge wie Mietdeckel, bzw mehr Verstaatlichung zum Beispiel von Banken, Krankenhäuser.

Benutzerbild von Libio
vegan1.215 PostsweiblichBERLINLevel 4
16.11.2023
Die Idee ist ja eigentlich, dass dann jeder die Arbeit machen kann, die er liebt oder am besten kann.

Da könnten einige Potenziale frei gesetzt werden, und morgens würden die Leute nicht so traurig in der S-Bahn sitzen. Und innere Kündigungen gäbe es nicht mehr oder dass jemand nur das nötigste tut für die Firma.

Es wäre eine ganz andere Lebensweise, wie genau sich das alles auswirkt, weiß ich auch nicht.

Das Arbeiten würde sich lohnen, es gäbe nicht die jenigen, die nicht arbeiten wollen, weil dann das Amt die Miete nicht mehr bezahlt und sie dann schlechter da stehen als ohne Arbeit.

Und die ganzen freigesetzen Arbeitsvermittlungs- und Kontrollapparate wären frei für andere Aufgaben. Da ist dann auch viel freies Geld, weil die Arbeitslosenverwaltung weg fiele, incl. Hausmeister, Sachkosten für Büros usw.

Außerdem: Nicht arbeiten und Geld bekommen gibt es ja heute auch. Rentner, Kranke....


Außerdem: Viele arbeiten auch heute schon, obwohl sie finanziell ausgesorgt haben. Die Anerkennung im gern ausgeübten Beruf ist ein wichtiger Aspekt für viele Menschen.



1x bearbeitet

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