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Der Grund für das Verbot von "veganer Wurst"

Seitan-Gericht
Gericht aus Seitan, einem tollen, gesunden Fleischersatz. Bild: Lablascovegmenu, flickr.com Bildtitel: Curried tomato seitan, CC-BY

Darf Wurst aus pflanzlichen Zutaten "Wurst" heißen? Diese Frage wird derzeit heiß diskutiert - unter Politikern wie Veganern. Federführend in der Diskussion gibt sich Landwirtschaftsminister Christian Schmidt. Begriffe wie "vegane Wurst", "vegane Frikadelle" oder "veganes Schnitzel" würden Verbraucher in die Irre führen. Die Argumentation ist lächerlich - und fadenscheinig.

Kein veganes Unternehmen möchte Verbraucher täuschen. "Vegan" ist das Verkaufs-Kriterium und ein echtes Qualitätssiegel, dass die Produkte eben kein Fleisch oder andere Tierprodukte enthalten. Dementsprechend kennzeichnen die Hersteller ihre veganen Produkte auch überdeutlich als "vegan", "veggie" oder "rein pflanzlich". Klar, denn welcher Veganer würde schon die (oft zudem teureren) Produkte kaufen, wenn dort nicht klipp und klar drauf stände, dass sie vegan sind?

Ein veganer Burger
Vegane Burger: Genuss ohne Tierleid. Bild: Panu Horsmalahti, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Vegan burger, CC-BY

Es grenzt an Zynismus, veganen Herstellern zu unterstellen, die Verbraucher täuschen zu wollen. Verbraucher-Täuschung wäre, wenn in veganen Produkten Fleisch zu finden wäre. Oder wenn Verbraucher über die Hintergründe der Produktion getäuscht werden. Und das betrifft die Fleischindustrie in ganz besonderem Maße.

Idyllische Fleischwerbung ist Verbrauchertäuschung.

Verbraucher von Fleischprodukten lassen sich seit Jahrzehnten an der Nase herum führen. Mit Werbebegriffen wie "artgerechte Tierhaltung", "Tierwohl" und etlichen erfundenen Qualitäts-Siegeln wird ihnen eine heile Welt vorgegaukelt. Fleisch-Verpackungen werden mit freilaufenden Comic-Tieren, Fachwerkhäusern und schier endlosen Wiesen dekoriert. Wer Verbraucher schützen wollte, würde sinnvolle Prioritäten setzen.

Denn nichts von der idyllischen Fleisch-Werbung hat etwas mit der tatsächlichen Massentierhaltung, mit Tiertransporten und Schlachtung zu tun. Dinge, die durchaus von Interesse für Verbraucher sind - schließlich lehnen die meisten Menschen Tierquälerei ab. Es wäre die Aufgabe eines verantwortungsbewussten Politikers, hier endlich für Transparenz zu sorgen. Aber Christian Schmidt ist ja nicht nur Minister für Ernährung, sondern auch Agrar-Minister - und vertritt in dieser Funktion (zumindest in der Öffentlichkeit) vor allem die Fleischwirtschaft.

Lebensmittelampel und Schlachthof-Überwachung statt Floskel-Politik.

Wer Verbraucher wirklich schützen möchte, setzt sich für eine lückenlose Video-Überwachung in sämtlichen Abschnitten der Fleischproduktion ein. Damit jeder Verbraucher live sehen kann, woher sein Schnitzel wirklich kommt. Die Zeit ist längst reif, da sämtliche Selbstverpflichtungen der Industrie wirkungslos verblieben sind - und Undercover-Journalisten allen Versprechungen zum Trotz immer neue Missstände aufdecken.

Trostloses Schweineleben
Fleischindustrie täuscht Verbraucher über die Produktionshintergründe. Bild: PETA (bearb.)

Die fehlende, öffentliche Überwachung hat in der Vergangenheit immer wieder zu Fleisch-Skandalen geführt. Und zu schockierender Tierquälerei - übrigens auch im Umfeld von Agrar-Funktionären und CDU-Politikern.

Verbraucherschützer fordern seit Jahren die Einführung einer "Ernährungsampel", mit der Verbraucher sofort erkennen können, ob ein Lebensmittel besonders viel Fett, Zucker oder Salz enthält. Doch dieses Vorhaben wird von Christian Schmidt boykottiert - man wolle sich nicht in die Ernährung der Verbraucher einmischen, heißt es. Fleischprodukte hätten dabei wohl besonders schlechte Karten - schließlich wurde rotes Fleisch sogar von der WHO als krebserregend eingestuft.

Fleischsalat ist auch kein Salat.

Doch warum werden vegane Produkte überhaupt als "Wurst", "Frikadelle" oder "Schnitzel" bezeichnet?

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Einfach deshalb, weil sie die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung mit dem gewohnten Geschmack verbinden. Weil es Fleischessern den Vegan-Umstieg erleichtert. Und damit der eigenen Gesundheit, der Umwelt und nicht zuletzt auch den Tieren dient. Wer Fleischprodukte mag, nicht aber deren Hintergründe, der kann getrost zu veganen Fleischalternativen greifen.

Auch Produkte wie Fleischsalat (kein Salat), Leberkäse (ohne Leber und Käse), Teewurst (ohne Tee) oder Bärchenwurst (Schweinefleisch) verwenden verbrauchertäuschende Bezeichnungen - zumindest wenn man der Argumentation von Christian Schmidt folgt.

Hoher Fleischverzehr fördert Übergewicht
WHO hat längst erkannt: Fleisch ist ungesund. Bild: Fotolia.com

Übrigens sind "vegetarische Würstchen" keineswegs eine neue Erfindung. Schon seit nunmehr 50 Jahren gibt es pflanzliche Würstchen - die mit Fleischwurst natürlich nichts zu tun haben. Das weiß der Verbraucher, denn genau darum geht es: Eine gute, schmackhafte Alternative zu den herkömmlichen Fleisch-Produkten zu schaffen. Und geschmacklich auf nichts zu verzichten.

Sollte vegane Wurst "Wurst" heißen dürfen?

Ja, auch vegane Wurst ist "Wurst"
Nein, Wurst muss aus Tier gemacht sein.
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Image-Pflege für Fleischindustrie.

Der Vorstoß von Agrarminister Christian Schmidt, die Bezeichnung "vegane Wurst" zu verbieten, ist der Versuch, vegane Ernährung zu verunglimpfen - und immer wieder den Begriff der Verbrauchertäuschung aufzugreifen. Ein gängiges Mittel, um von den gut dokumentierten Vorteilen einer veganen Ernährung für Umwelt und Tiere abzulenken. Denn diese sind für die industrielle und durch Steuergelder massiv geförderte Fleischindustrie eine echte Bedrohung.

Natürlich sind nicht alle Fleischalternativen gesund - doch sie sind definitiv eine ökologischere und tierfreundlichere Alternative zu den Produkten aus der Massentierhaltung. Und das ist eine Bedrohung für eine der bestorganisierten Lobbies in Deutschland: Die Agrar-Lobby, der Landwirtschaftsminister Christian Schmidt treu verbunden ist.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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