Tierprodukte in Zigaretten: ist Rauchen vegan?
Vegane Ernährung ist oft besser für die Umwelt, freundlicher zu Tieren und gesünder obendrein. Doch rauchen Veganer eigentlich Zigaretten? Sind Zigaretten überhaupt vegan?
Machen wir es kurz: Tabakrauch enthält hunderte Stoffe, die Krebs erregen können. Fiese, langwierige, schmerzhafte Krankheiten. Wenn erste Symptome auftreten, ist es oft schon zu spät für eine vollständige Heilung.
Und doch ist Tabak eine Pflanze. Sofern in Zigaretten keine Tierprodukte eingesetzt werden (das ist keineswegs immer ausgeschlossen, siehe unten!), ist Rauchen also vegan.
Tierprodukte in Zigaretten
Tabak ist als Pflanze zwar vegan – das gilt aber nicht für alle Zusatzstoffe, die in Zigaretten manchmal eingesetzt werden. Dazu gehören neben dem Tabak auch das Zigaretten-Papier, sowie Zigaretten-Filter.
Nach unserer Recherche kann in manchen Zigaretten Schellack eingesetzt werden. Das Harz wird aus den Ausscheidungen von Schildläusen gewonnen und ist daher nicht vegan. → Mehr über Schellack.
Das Zigaretten-Papier kann mitunter auch Gelatine enthalten, ein Produkt aus Schlachtnebenprodukten. Ebenso können mitunter tierische Klebstoffe verwendet werden, darunter Knochenleim (Glutin) oder Kaseinkleber aus Milchprotein.
In Aktivkohlefiltern von Zigaretten wird manchmal Hämoglobin aus Schweineblut eingesetzt. [1] Zigaretten sind in dem Fall weder vegan noch vegetarisch.
In der Übersicht: Mögliche Tierprodukte in Zigaretten
- Schellack: Erzeugt aus toten Tieren – nicht vegetarisch und vegan.
- Gelatine: Aus Schlachtnebenprodukten – nicht vegetarisch und vegan.
- Kasein: aus Milch – möglicherweise vegetarisch (kann jedoch auch mithilfe von tierischem Lab gewonnen werden, dann nicht vegetarisch und vegan).
- Glutin: Klebstoff aus Schlachtnebenprodukten (z. B. Knochen). Nicht vegetarisch und vegan.
- Hämoglobin: Blutfarbstoff, meist aus dem Blut von Schweinen gewonnen. Nicht vegetarisch und vegan.
Gemäß EU-Tabakproduktrichtlinie 2014/40/EU sind Tabak-Hersteller zwar verpflichtet, sämtliche Inhaltsstoffe ihrer Produkte den zuständigen Behörden zu übermitteln – eine vollständige Deklaration aller Inhaltsstoffe (und eventueller Verarbeitungshilfsstoffe) auf der Verpackung ist indes nicht vorgeschrieben.
Verbraucher, die keine Tierprodukte in Zigaretten haben möchten, müssen daher aktiv nachforschen. [2]
Tabak, Tierversuche und Medizin
Bilder von Kaninchen, die tagein, tagaus Tabakqualm einatmen müssen, bis sie getötet werden, haben viele empathische Raucher zu Nichtrauchern gemacht. Denn wer möchte mit dem eigenen Laster schon Tiere quälen?
Tatsächlich wurden bei der Entwicklung von Tabak-Produkten und zur Erforschung der Gesundheitsrisiken in der Vergangenheit Tierversuche durchgeführt – teilweise ist das auch heute noch der Fall.
Tierversuche werden nicht nur bei der Entwicklung von Tabakwaren wie Zigaretten durchgeführt, sondern auch, um mögliche Medikamente und Therapien für Raucher-Krankheiten zu erforschen.
Wer aufgrund von Rauchererkrankungen im Krankenhaus liegt, erhält mitunter Therapien, die in Tierversuchen entwickelt werden. Dies ist z. B. bei bestimmten Krebsarten der Fall. Hierbei werden Tumor-Bestandteile in Nagetieren gezüchtet, um an diesen individuelle Therapien zu erforschen.
Auch diese Tiere sterben also individuell für einen Patienten. Es sind Folgen des Tabakkonsums und gehören daher ebenfalls in einen Artikel über "Vegane Zigaretten".
Fazit: Solange Zigaretten keine Tierprodukte enthalten, kann man das Rauchen wohl als "vegan" deklarieren. Gleichwohl sprechen gute Gründe dafür, mit dem Rauchen aufzuhören. Der Tierschutz gehört auch dazu.
Veganer können bei der Rauch-Entwöhnung mitunter von ihrer ausgeprägten Selbstkontrolle profitieren. Wer es schafft, vegan zu leben, dem gelingt der Tabak-Ausstieg mitunter leichter. Jedenfalls zeigen die Statistiken deutlich: Veganer rauchen seltener.
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig