Studie: Hochverarbeitete Fleisch-Alternativen sind gesünder als gedacht!
Hochverarbeitete Lebensmittel (utraprocessed foods, UPF) haben keinen guten Ruf. Auch vegane Fleischalternativen werden in den Medien häufig als ungesund dargestellt, mit der Begründung, dass sie stark verarbeitet seien.
Oft heißt es dann, Fleisch wäre nicht gesund - aber vegane Fleischalternativen ebensowenig.
So einfach ist es aber offenbar nicht. Vegane Fleischalternativen haben einen schlechteren Ruf, als sie verdient hätten!
Eine Studie, die im November 2023 in The Lancet veröffentlicht wurde, hat sich genauer mit der Frage auseinandergesetzt, wie ungesund stark verarbeitete Lebensmittel wirklich sind.
Für die Studie wurden Daten von 266.666 Teilnehmern der EPIC-Studie ausgewertet, einer der größten Ernährungsstudien der Welt.
Die Ernährung der Probanden wurde über Jahre hinweg Zeit akribisch beobachtet und ausgewertet. Zudem wurde erfasst, wie viele der Teilnehmer an Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkrankten.
Grundsätzlich schien der Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen.
Doch als die Forscher die Lebensmittel nach Gruppen sortierten, wurde ihnen schnell klar, dass die Effekte nur bei bestimmten Lebensmittelgruppen auftraten - im Wesentlichen bei Fleisch und Softdrinks.
Bei stark verarbeiteten Brot und Getreideprodukten, aber auch bei pflanzenbasierten Alternativprodukten, war demnach kein erhöhtes Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen feststellbar!
Die Studie widerspricht damit der verbreiteten Annahme, dass hochverarbeitete Lebensmittel aufgrund der Verarbeitung grundsätzlich ungesund seien.
Bei stark verarbeiteten Tierprodukten und bei Softdrinks wurde dieser Effekt in den Daten erkennbar - bei hochverarbeiteten Alternativprodukten jedoch nicht.
Eine starke Verarbeitung macht ein Lebensmittel demzufolge also nicht automatisch ungesund. Genauso wenig sind Lebensmittel mit geringem Verarbeitungsgrad automatisch gesund.
Vieles spricht also dafür, dass vegane Fleischalternativen auch dann gesünder sind als Fleisch, wenn sie hochverarbeitet sind.
Prof. Martin Smollich, Professor für Ernährungsmedizin der Uniklinik Schleswig Holstein, schrieb in einem Kommentar zur Studie auf Linkedin:
"[...] Hochverarbeitete Lebensmittel sind NICHT alle gleich: Es gibt UPFs mit sehr gutem und mit sehr schlechtem Nährwertprofil - genauso, wie es auch bei wenig verarbeiteten Lebensmittel der Fall ist [...]". Prof. Dr. Martin Smollich, auf Linkedin
Die Studie wurde unabhängig finanziert von: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Fondation de France, Cancer Research UK, World Cancer Research Fund International, and the Institut National du Cancer.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig