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SOKO Tierschutz: Anhaltende Tierschutz-Verstöße im Schlachthof Biberach.

Undercover-Aufnahmen aus dem Schlachthof Biberach
Undercover-Aufnahmen aus dem Schlachthof Biberach Bild: SOKO Tierschutz e. V.

Wieder hat die Tierschutz-Organisation SOKO Tierschutz e. V. schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in einem deutschen Schlachthof aufgedeckt. Diesmal im Schlachthof Koch im oberschwäbischen Biberach (Baden Württemberg).

Den Angaben zufolge haben die Tierschützer an sechs Tagen dokumentiert, wie Rinder und Schweine qualvoll und offenbar rechtswidrig getötet wurden.

Die Bilder zeigen Schlachtungen von etwa 1.500 Schweinen und 75 Rindern und liefern erschütternde Zeichen für anhaltende Tierschutz-Kriminalität im Schlachthof Biberach.

Fast alle Rinder müssen mehrfache Betäubungsversuche ertragen. "Das Bolzenschussgerät versagt am laufenden Band", heißt es in der Meldung der Tierschützer.

Ein gesetzlich vorgeschriebenes Ersatzgerät ist offenbar nicht vorhanden. Der zuständige Amtsveterinär glänze durch "weitgehende Abwesenheit".

Nach einem längerem Treibversuch bricht ein Rind mit lautem Schrei scheinbar leblos zusammen. Bei einem anderen Rind werden bereits kurz nach der Betäubung die Vorderläufe abgetrennt.

Bereits der Einsatz von Elektroschockern beim Zutrieb ist den Tierschützern zufolge illegal.

Bei Schweinen kommt es offenbar immer wieder zu Fehlbetäubungen.

Bereits aus der klaffenden Halswunde blutende Tiere zeigen Bewegungen und Atemzüge - Anzeichen für eine Fehlbetäubung. Nur in einem der ca. 1.500 dokumentierten Fälle kam es offenbar zu einer (vorgeschriebenen) Nachbetäubung - allerdings erst nach etwa zehn Minuten.

Von der "Initiative Tierwohl" zugelassener Schlachthof

Der Schlachthof ist ein von der "Initiative Tierwohl" zugelassener Betrieb. [1] Die "Initiative Tierwohl" wirbt damit, das Wohl von Schweinen in der kommerziellen Tierhaltung durch vorwiegend freiwillige Maßnahmen zu fördern.

Es handelt sich um ein werbliches Siegel der Landwirtschaft, Fleischindustrie und Lebensmitteleinzelhandel, das auch vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt wird.

Tierschützer kritisieren, dass dieses Siegel von den Aufgaben der staatlichen Behörden ablenke, das Gesetz nötigenfalls durchzusetzen. Tierschutz-Kriminalität dürfe sich nicht lohnen.

Nicht der erste Skandal-Schlachthof in Baden Württemberg

Besonders brisant: Es ist nicht der erste Skandal-Schlachthof in Baden Württemberg. Und nur einer von vielen in Deutschland, bei denen Tierschützer den zuständigen Behörden ein Totalversagen attestieren mussten. Seit Jahrzehnten reiht sich ein Skandal an den anderen.

Verstöße gegen das Tierschutzgesetz werden in Baden Württemberg von den zuständigen Ministerien offenbar nicht nur ignoriert, sondern scheinbar teilweise sogar gedeckt.

So soll Agrarminister Peter Hauk (CDU) ein Zwangsgeld gegen den Skandal-Schlachthof Gärtringen ausgesetzt haben. Ihm werden dabei parteipolitische Interessen vorgeworfen - der Schlachthof-Chef soll ebenfalls CDU-Mitglied sein.

Die SOKO Tierschutz e. V. hatte nach eigenen Angaben deutschlandweit in zehn Schlachthöfen Tierschutz-Verstöße dokumentiert. Davon wurden sieben vorläufig geschlossen.

Tierschutz-Kriminalität wird in Deutschland nicht wirksam verfolgt, so der Strafrechtler Prof. Dr. Jens Bülte in einem früheren Interview mit Vegpool. Der Jurist spricht von einem Vollzugs-Defizit. Der Skandal im Schlachthof Biberach scheint dies zu bestätigen.

Noch immer braucht es offenbar erst den öffentlichen Druck von Tierschützern, bis staatliche Behörden ihrer Aufgabe gerecht werden und Tierschutz-Kriminalität auch in Schlachthöfen wirksam eindämmen.

Die SOKO Tierschutz e. V. hat Anzeige erstattet und die Aufnahmen den zuständigen Behörden als Beweise übergeben.

Meinung:
Schlachthöfe sind ein Bereich, bei dem man als Verbraucher lieber wegsieht. Zu unangenehm sind die Bilder.

Doch wo die Öffentlichkeit wegsieht, gedeiht die Kriminalität.

Wieder werden Politiker den Eindruck erwecken, sie seien völlig überrascht und es handele sich um "Ausnahmefälle". Und doch reiht sich ein Skandal an den nächsten - seit Jahrzehnten. Auch in Bio-Betrieben.

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4,6/5 Sterne (13 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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