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DGE will Fleisch-Empfehlung auf 10 Gramm am Tag reduzieren - Agrar-Industrie tobt!

Überhöhter Fleischkonsum kann Männerbrüste fördern.
Rotes Fleisch sorgt für Männerbrüste und kann sogar Krebs verursachen. Die DGE will ihre Verzehrempfehlungen offenbar drastisch reduzieren. Bild: schankz / Adobe Stock, pixabay.com (bearb.)

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) plant nach Informationen der Bild-"Zeitung", ihre Empfehlungen für Fleisch auf 10 Gramm pro Tag zu reduzieren. Und schockiert damit Massentierhalter und Fleischindustrie! Ein Kommentar.

Bisher empfiehlt die Gesellschaft, weniger als 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen. Das entspricht höchsten etwa 85 Gramm am Tag. Höchstens!

Eine Verringerung der Maximalempfehlung auf 10 Gramm pro Tag würde in der Tat eine eindeutige Botschaft senden. Auch in die Kreise der Agrar-Industrie.

Auch deshalb, weil die DGE über Jahrzehnte hinweg Tierprodukte empfohlen hat - sehr zum Vergnügen der Fleischereien, Molkereien und Co, die ihre schon damals ungesunden Produkte treuherzig als gesund vermarkten konnten. "Die DGE hat's ja gesagt!"

Die meisten Deutschen halten sich nicht an die Ernährungsempfehlungen der DGE. Manch einer isst sogar mehr als das Doppelte der Höchstmengenempfehlung bei Fleisch. Mit "Verboten" haben die Empfehlung also nicht im Geringsten zu tun. Manche Medien deuten jedoch genau das an und fischen damit gierig im Sumpf von Fleisch-Fanatikern im Reaktanz-Modus.

Dass verarbeitetes Fleisch krebserregend ist, ist indes nicht ganz neu. Davor warnt die Weltgesundheitsorganisation schon seit fast 10 Jahren.

Die Industrie scheint sich also vor allem darüber zu ärgern, dass eine deutsche Ernährungsorganisation nun offenbar ebenfalls zu tun gedenkt, was ja auch ihre Aufgabe ist: Vor ungesunden Nahrungsmitteln zu warnen.

Und die Massentierhalter und Fleischereien haben Angst, dass die Politik den Empfehlungen der DGE folgt.

Denn ja, immer mehr Menschen sind empört über die 22 Mrd. Euro Umweltschäden, die die Allgemeinheit jedes Jahr zahlen muss - für Tierprodukte. Diese Kosten sind an der Kasse nicht eingepreist. Jeder Bundesbürger zahlt etwa 260 Euro im Jahr, damit Fleisch und Co schön billig sind. Vom Baby bis zum Greis.

Immer mehr Experten und auch Verbraucherverbände fordern: Fleisch muss teuer werden, weil sonst die Allgemeinheit draufzahlt. Es muss das Verursacherprinzip eingeführt werden. Wer Schäden verursacht, trägt sie. Wenn schon nicht moralisch, dann wenigstens ökologisch und gesundheitlich.

Und genau das ist es, was die Tierindustrie befürchtet. Dass der Staat genau das tun könnte: Faire Mehrwertsteuersätze einführen, die berücksichtigen, ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist. Und sich dabei auf die Empfehlungen der DGE stützt.

Mit der Folge, dass gesunde, pflanzliche Lebensmittel billiger werden. Und Fleisch teurer.

Der Shitstorm ist Kalkül. Wie so oft, denn wenn der Agrar-Industrie keine guten Argumente bleiben, kommt mit regelmäßiger Sicherheit der Shitstorm. Gegen Haferdrink in Tirol, gegen veganes Eis bei Edeka oder gegen eine Versicherung, die den Veganuary feierte... Wir können nicht ansatzweise alle Beispiele sammeln!

Und doch weiß die Industrie offenbar nicht so recht, wen sie eigentlich mit den Horror-Verdrehungen über "Verbote", "Leitregeln" und "Vorschriften" attackieren will...

Die Grünen sind sowieso im Dauerfeuer, da würde es gar nicht mehr auffallen. Mal abgesehen davon, dass die Grünen mit der DGE gar nichts zu tun haben und daher nicht so recht als Buhmann taugen.

Den Ruf der DGE kann man auch nicht glaubhaft attackieren, wo man ihre früheren Empfehlungen ja dankbar zu nutzen wusste.

Und so bleibt eine diffuse, ungerichtete Wut übrig. Wut auf die Veränderung. Und Wut darauf, dass Menschen gesünder und nachhaltiger essen - und nicht mehr für die Kosten der Tierhalterei aufkommen wollen.

Bleibt nur noch abzuwarten, ob die DGE tatsächlich ihre Empfehlung auf höchstens 10 Gramm Fleisch pro Tag reduziert.

Veröffentlichung:

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DGE will Fleisch-Empfehlung auf max. 10 Gramm am Tag reduzieren
Letzter Beitrag: 06.06.2023, von Libio.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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