Anbindehaltung: Bundestag berät über Verbot [Kommentar]
Am 15. Dezember verhandelt der Bundesrat über die Anbindehaltung bei Milchkühen. Bei dieser Haltungsform werden Kühe über lange Zeit - oft sogar ganzjährig - angebunden und können sich nicht einmal umdrehen.
Sich kratzen, dem eigenen Kot aus dem Weg gehen, Kontakte zu anderen Artgenossen pflegen: Unmöglich! In der Anbindehaltung verkümmern die Muskeln, die Knochen degenerieren.
Tierschützer sagen, Anbindehaltung macht Tiere krank und traurig. Sie leiden, und niemand schaut hin.
Nach außen werben Molkereien mit Bildern von blühenden Bergwiesen. Als Verbraucher ist es schier unmöglich, zu erkennen, woher die Milch kommt.
Selbst in Bio-Betrieben ist die Anbindehaltung teilweise noch erlaubt! Bio ist daher kein Ausweg aus diesem tierquälerischen System!
Trotz der erkennbaren Tierquälerei möchte das Landwirtschaftsministerium von Bayern die Haltungsform beibehalten - und im Bundesrat einen Antrag einbringen, um auf ein gesetzliches Verbot der Anbindehaltung von Milchkühen zu verzichten.
Ob Bayerns Engagement zur Verteidigung der Anbindehaltung erst gemeint ist, oder bloß Show, ist indes Spekulation.
In Branchenkreisen gilt die Anbindehaltung ohnehin als obsolet. Anbindehaltung gibt es praktisch nur noch in Süddeutschland, insbesondere in Bayern selbst.
Sie ist auch für die Tierhalter mühsam und kaum wirtschaftlich. Molkereien zahlen für Milch aus Anbindehaltung weniger Geld. Kurz: Es ist ein Auslaufmodell. Und alle Beteiligten wissen es. Sie spielen quasi auf Zeit.
Der "Einsatz" von Bayern könnte daher auch einfach symbolischen Wert haben. Vielleicht sendet die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) damit auch nur einen Gruß an die ländliche Wählerschaft: Wir springen für Tierquäler in die Bresche!
Ob die Anbindehaltung am Ende - nach einer Übergangsphase - verboten wird, ist bislang offen.
Die Mühlen der Politik mahlen langsam und auch in den Medien spielt die Anbindehaltung und ihr bevorstehendes Verbot aktuell keine große Rolle.
Mächtige Bauernverbände legen sich derweil weiter ins Zeug, damit sich für Tierhalter nichts ändert.
Und doch müssen sich Verbraucher nicht gedulden. Denn jeder kann sofort aus dem System Anbindehaltung aussteigen.
Wer pflanzliche Milchalternativen bevorzugt - oder gleich vegan lebt -, setz den Hebel da an, wo es wirkt: Beim Geld. Denn für Hafermilch müssen gar keine Tiere eingesperrt werden. Da schmeckt es gleich sogar doppelt so gut!
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig