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Warum Anbindehaltung und Verbrauchertäuschung Hand in Hand gehen.

Anbindehaltung bei Rindern.
Bayern will an Anbindehaltung festhalten - Tierschutz hin oder her. Bild: pixabay.com

Bayern möchte an der sogenannten "Anbindehaltung" festhalten. Kühe werden dabei im Stall angebunden und können sich nicht einmal umdrehen. Oft sogar ganzjährig!

Während Verbraucher bayerische Kuhmilch in dem Glauben kaufen, es handele sich um Milch von glücklichen Kühen auf Bergweiden, erhalten sie in Wahrheit ein Eutersekret aus Tierquälerei.

Für Tierhalter ist diese Haltungsform billiger, da sie weniger Weideflächen bereithalten müssen und die Tiere weniger Energie durch Bewegung "vergeuden". Das macht die Milcherzeugung wirtschaftlich lukrativer.

Die Anbindehaltung gilt jedoch als eine der tierquälerischsten Haltungsformen überhaupt. Auch die EU hat sich kürzlich für ein Ende der Anbindehaltung ausgesprochen. Tierschützer fordern ohnehin schon lange ein Verbot der Anbindehaltung.

Die derzeit viel beworbene "Kombinationshaltung" ist im Kern dasselbe: Auch hier dürfen Kühe an 2 von 3 Tagen im Jahr im Stall angebunden werden. Bei der "Sommerweide"-Haltung stehen Rinder den Winter über angebunden im Stall.

Doch Bayern möchte - unter Initiative von CSU und Freien Wählern - an dieser Haltungsform festhalten. Und damit auch an der Verbrauchertäuschung, die damit verbunden ist.

Denn: Bayerische Milchbauern und Molkereien verkaufen zwar Milch aus Anbindehaltung, bewerben diese jedoch mit Bildern einer idyllischen Bergwelt und glücklichen Tieren. Sie täuschen Verbraucher, die glauben, dass die Tiere allein saftiges Alpengras und Bergkräuter fressen würden.

Was für ein Milchmärchen!

Die meisten Kühe, die man als Wanderer oft sehen kann, sind Jungtiere, die noch keine Milch geben. Viele sind noch im Kindesalter und tragen deshalb sogenannte "Saugentwöhner", also Nasenringe, die sie daran hindern, am Euter anderer Tiere zu saugen.

Eine kommerzielle Milchproduktion ist in den abgelegenen Regionen der Alpen heute ohnehin nur schwer wirtschaftlich möglich. Moderne Hochleistungszüchtungen sind auf enorme Mengen Kraftfutter angewiesen (Soja, Mais, ...).

Ohne ausreichend Kraftfutter würden die Tiere in Ketose fallen und allmählich bei lebendigem Leib verhungern. Gras liefert schlicht nicht genug Energie für die Hochleistungs-Qualzüchtungen.

Dieses Futtermittel müsste aber erst einmal auf die Almen transportiert werden. Und genau daran scheitert das Märchen von den Kühen auf den hoch gelegenen Bergalmen.

Es ist eine hochmoderne, züchterisch optimierte Form der Milcherzeugung, die mit traditionellen Formen der Milcherzeugung nichts mehr zu tun hat - mal abgesehen von den traditionellen Bildern in der Werbung.

Anbindehaltung geht daher auch mit Verbrauchertäuschung einher. Denn wer würde gerne Milch von Kühen trinken, die Tag und Nacht am selben, kotverschmierten Ort verbringen müssen, mit kotverkrusteten Hinterteilen, kranken Klauen und entzündeten Eutern? Genau diese Bilder vermitteln die Bayerischen Molkereien jedoch bewusst nicht!

Verbraucher müssen wissen:

  • Bayerische Molkereien vermitteln ein trügerisches Bild, indem sie Bilder von freilaufenden Alpenrindern auf ihre Produkte kleben, die von Tieren stammen, die in Wahrheit im Stall stehen. Das täuscht Verbraucher, die es nicht besser wissen können - und die eigentlich einen respektvollen Umgang mit Tieren erwarten.
  • Anbindehaltung ist eine der quälerischsten Haltungsformen in der Tierindustrie überhaupt. Bauern halten aus kommerziellen Motiven daran fest. Anbindehaltung hat keinerlei Vorteile für die Kühe selbst (oder die Qualität der Produkte). Es geht ausschließlich um Wirtschaftlichkeit.
  • Als "Alpenmilch" darf auch Milch von Tieren vermarktet werden, die keine Möglichkeit zum Weiden erhalten. Besonders absurd ist es, wenn die Tiere dann auch noch importierte Futtermittel aus anderen Teilen der Welt erhalten. Allein die regionale Nähe zu den Alpen genügt, selbst wenn die Tiere nie auf einer Alm waren.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Tierhalter selten bereit waren, ihre Haltungsbedingungen zu verändern. Viele setzen stattdessen auf Anfeindungen und Shitstorms gegen Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, die sich für Reformen stark machen. Hier einige Beispiele für diese Agrar-Shitstorms.

Vegane Ernährung setzt am Kern an - und fördert Erzeuger, die ohne Tierquälerei hochwertige Lebensmittel produzieren. Es ist eine legitime Konsumentscheidung, die wir als Verbraucher treffen können.

Selbst wenn wir langsam damit beginnen, Kuhmilch immer häufiger durch Haferdrink, Sojamilch und Co zu ersetzen, können wir einen Wandel bewirken - und Betriebe fördern, die nicht auf Verbrauchertäuschung und Tierquälerei setzen.

Das vereint Vorteile für Tiere, Umwelt und Klima!

Pflanzliche Milchalternativen sind tierfreundlich, weil sie ganz ohne Qualzüchtungen und Anbindehaltungen auskommen. Zudem entstehen weniger "Veredelungsverluste" als bei Milch. Denn: Kühe wandeln den größten Teil des Futters zu Gülle um.

Habt ihr gewusst, dass die Erzeugung von einem Liter Kuhmilch so schädlich fürs Klima ist, wie ein Liter brennendes Benzin? Dieser Vergleich basiert auf seriösen Zahlen!

Und das ist eklig aber wahr: Handelsübliche Kuhmilch enthält Eiter! (Faktencheck)

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Bayern will Anbindehaltung stärken - und damit auch Verbrauchertäuschung
Letzter Beitrag: 28.05.2023, von Friedhelm.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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