Vegpool Logo

Warum sind Veganer so unsympathisch?

Ängstlich schauende Frau
Warum wirken Veganer so unsympathisch? Bild: Fotolia.com

Wenn es in einem Gespräch um Veganer geht, steht schnell fest: Veganer sind unsympathisch, dogmatisch und wollen einen nur belehren. Kurz gesagt: Veganer sind schlicht kein guter Umgang. Oft werden noch ein paar Beispiele gebracht... zum Beispiel die Erzählung vom Freund eines Freundes, der einfach genau diesem radikalen, unsympathischen Bild entspricht.

Doch woher kommt es eigentlich, dass Veganer so unsympathisch sind?

Sie ahnen es vielleicht schon: Veganer sind nicht mehr oder weniger sympathisch als andere Menschengruppen. Sie gelten vor allem deshalb als unsympathisch, weil die Diskussion über ihr unsympathisches Verhalten von einer inhaltlichen Diskussion über die Vorteile einer veganen Lebensweise ablenkt. Ein klarer Fall von "Whataboutism", das stets auf vermeintliche Mängel einer ansonsten ziemlich vorteilhaften Sache hinweist.

Unsympathische Menschen statt klarer Fakten.

Auf diese Weise wird die Diskussion über vegane Lebensweise auf einen Nebenschauplatz gelenkt, in dem es nicht mehr um die Gründe für eine vegane Ernährung geht, sondern um miesepetrige, besserwisserische und anderweitig unsympathische Gestalten, die man als Fleischesser am besten guten Gewissens ignoriert. Eine Art unterbewusster Freifahrtschein, um die faktenbasierte Reflektion des eigenen Verhaltens zu vermeiden. Verdrängung ist wohl der wichtigste Grund, warum Fleischesser Veganismus ablehnen.

Dabei steht natürlich außer Frage, dass auch Veganer wahre Unsympathen sein können. Es sind schließlich ganz normale Menschen. Und in der Tat werden viele Vegan-Klischees durch ganz echte, unsympathische Veganer gespeist. Von Haarspaltern, Besserwissern und Dogmatikern mit ihren erhobenen Zeigefingern. Da fällt es leicht, über all die völlig normalen und unscheinbaren Menschen hinwegzusehen, die einfach entspannt vegan leben, ohne dies zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen oder sich ausschließlich als "Veganer" zu definieren.

Pestizide werden oft mit dem Flugzeug versprüht
Futtermittelanbau - Nutztiere sind längst unsere Nahrungskonkurrenten. Bild: ASP Inc, fotolia.com

Doch gute Argumente sind immer ganz unabhängig vom Verhalten der Person, die sie nutzt.
Wer in der Sache Recht hat, kann sich auch völlig daneben benehmen, ohne dass dies argumentativ etwas verändert. So zumindest die Theorie. Im Alltag sieht das ganz anders aus.
Ein chinesisches Sprichwort sagt: "Wer die Wahrheit kennt, braucht ein schnelles Pferd". Die Ablehnung des Überbringers unangenehmer Botschaften scheint also tief in der menschlichen Psyche verwurzelt zu sein.

Nun kann man sich natürlich darüber streiten, ob Veganer die "Wahrheit" verbreiten. Und bereits eine solche ergebnisoffene Diskussion wäre hervorragend! Schließlich würde eine faktenorientierte Diskussion dazu führen, sich einmal mit den tatsächlichen Vorteilen einer veganen Lebensweise zu beschäftigen - und mit den Nachteilen von Tierprodukten.

Tierprodukte sind wahre Energieverschwendung

Damit, zum Beispiel, dass Tierhalter in erster Linie Gülle erzeugen, weil die Tiere nur einen kleinen Teil der Futter-Kalorien in Fleisch, Milch oder Eier umwandeln. Dass "Nutztiere" in der industriellen Tierhaltung die Nahrungskonkurrenten der Menschen sind. Dass ein Großteil der Anbauflächen, auf denen heute Futtermittel erzeugt werden, direkt für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden können. Das dadurch locker 90 Prozent an Energie verschwendet werden. 90 Prozent!

Eine faktenorientierte Diskussion würde verdeutlichen, dass Rinder Unmengen an Methangasen ausstoßen, die 25x klimawirksamer sind als CO2 - und die Erderwärmung verstärken. Dass die industrielle Tierhaltung somit einer der wichtigsten Klimakiller ist. Wohl noch vor dem weltweiten Verkehrssektor. Dass der Konsum von Tierprodukten schlicht und ergreifend die Umwelt zerstört. Dass sogar das Umweltbundesamt dazu geraten hat, Tierprodukte aus ökologischen Gründen höher zu besteuern.

Trockenheit ist auch eine Folge des Klimawandels
Tierhaltung heizt dem Klima ein. Bild: Nagarjun Kandukuru, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Cracked earth, CC-BY

Das sind Diskussionen, die das eigene Konsumverhalten betreffen. Triftige Argumente, die sich nicht mehr bloß auf Dritte (zum Beispiel die Politik) abschieben lassen. Es sind Fakten, die jeder Mensch für sich einfach nachprüfen und nachvollziehen kann und für die man keine Veganer als Botschafter benötigt. Veganer sind die Menschen, die solche Fakten bereits anerkannt haben und für sich ihre eigenen Schlüsse gezogen haben. Auch wenn das einen unsympathischen Menschen nicht automatisch sympathischer macht.

Veganer haben die guten Argumente für ihre Lebensweise nicht erfunden.

Aus diesem Grund tut man auch als Nicht-Veganer gut daran, einfach zu ignorieren, wie unsympathisch manch ein Veganer wirken mag. Und sich mit den Folgen des Tierkonsums zu beschäftigen, sich ein paar Video-Dokumentationen anzusehen und ein paar gute Bücher zum Thema zu lesen. Auch wenn es zu Beginn echt unangenehm sein kann.
Wir Menschen sind schließlich Gewohnheitstiere und wollen immer so weiterleben, wie wir es von Kindesbeinen an erlernt haben. Die gute Nachricht: wir können unser Verhalten verändern - und neue, bequeme Routinen finden.

Die Beschäftigung mit den unbequemen Fakten kann also durchaus lohnenswert sein!

Wie ernährst du dich?

vegan
vegetarisch
ich esse auch Fleisch
Ja, ich möchte den veganen Newsletter!
Ich stimme der Datenverarbeitung zu und weiß, dass ich mich jederzeit wieder abmelden kann.
Infos zum Newsletter | Datenschutzerklärung

Die fast schon zwanghafte Ablehnung von Veganern (und "ihrer" Philosophie) ist auf Dauer anstrengender, als die Akzeptanz von Tatsachen, die offensichtlich und leicht nachzuvollziehen sind. Auch wenn die Verbände der Agrar-Industrie natürlich auch ihr Bestes tut, von den Fakten abzulenken und Veganer als "Spinner" abzustempeln (eine Auflistung der wichtigsten Argumente finden Sie hier).

Für viele Menschen war der Umstieg auf eine vegane Ernährung nach eigener Aussage ein echter Gewinn. Rückblickend fragen sie sich, wie sie die offensichtlichen Vorteile so lange ignorieren konnten. Für viele Menschen war der Vegan-Umstieg eine der besten Entscheidungen in ihrem Leben.
Auch wenn man als Veganer - ob man will, oder nicht - schnell mal als Unsympath abgestempelt wird.

Veröffentlichung:

Teile diesen Artikel:

3,9/5 Sterne (52 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

Dazu passende Artikel:

Von der Toleranz zwischen Veganern und Fleischessern

Warum auch Veganer komisch sein dürfen.

Sollte man sich als Veganer outen?

Die Angst der Fleischesser vor den Fakten

Thema: Argumente rund um Veganismus Thema

Warum machen Veganer Tierprodukte nach?

Warum Küken (und Hennen) für Eier getötet werdem

Whataboutism - was ist das und wie reagierst du am besten?

Bei diesen 10 Argumenten irren sich Fleischesser

Warum Vegetarier (und Veganer) keinen Fisch essen

Was bedeutet "Argumentum ad hominem"?