Essen Veganer nur Bio-Produkte?
Der Veganismus basiert für viele Menschen nicht nur auf einer rein pflanzlichen Ernährung – er steht auch für einen achtsamen Umgang mit der Natur. Die ökologischen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft und Tierproduktion gehören zu den wichtigsten Beweggründen für eine vegane Lebensweise.
Essen Veganer also ausschließlich Produkte, die aus biologischem Anbau stammen?
Tendenziell schon, aber nicht grundsätzlich.
Der Begriff „vegan“ bezieht sich nur auf rein pflanzliche Produkte. Grundsätzlich können also auch Produkte aus konventioneller Landwirtschaft verzehrt werden. Auch gentechnisch veränderte Lebensmittel können demnach prinzipiell „vegan“ sein.
Allgemein kaufen Veganer wohl häufiger in Bioläden ein oder greifen im Supermarkt und Discounter auf Bio-Produkte zurück. Das mag an einer allgemein umweltorientierteren Einstellung liegen, aber auch daran, dass es im Bio-Bereich schlicht eine größere Auswahl veganer Produkte – insbesondere Fleischalternativen – gibt. Für manche Veganer gehört die ökologische Landwirtschaft zum Veganismus sogar grundsätzlich dazu. Und es gibt viele Gründe, die (nicht nur bei veganer Ernährung) für Bio-Produkte sprechen
Was spricht für vegane Bio-Produkte?
Verschiedene Studien der letzten Jahre wiesen auf einen höheren Nährstoff-Gehalt in Bio-Obst und -Gemüse hin, und auf niedrigere Pestizid-Belastungen. Gentechnik ist bei Bio ebenso verboten, wie synthetische Spritzmittel und Mineraldünger. Doch es kommt nicht allein auf die gesundheitlichen Aspekte an – auch der Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle.
Bio-Verbände wie „Bioland“ haben Richtlinien, die zum Teil weit über die Bio-Richtlinien der EU hinaus gehen und eine ökologischere Produktion vorschreiben. Durch die ökologische Orientierung der Bio-Bauern werden Insekten, Vögel und Wild besser geschont, als bei der konventionellen Landwirtschaft. Durch die strengen Kontrollen der Bio-Kontrollstellen sind Lebensmittelskandale wesentlich seltener, als im konventionellen Bereich.
Bio ist nicht perfekt. Auch im Biobereich wird z. B. Kupfer eingesetzt – ein Schwermetall, das sich im Boden anreichert. Viele Veganer kritisieren den Einsatz von Hornspänen und Dünger im Biobereich. Insbesondere der Anbauverband „Demeter“, der aus der antroposophischen Bewegung hervor gegangen ist, setzt stark auf die Tiernutzung im bäuerlichen Betrieb.
Sind Bio-Produkte teurer?
Durch den hohen Arbeitsaufwand und die geringeren Erntemengen kosten Bio-Produkte meist etwas mehr, als konventionell erzeugte Lebensmittel. Insbesondere bei importierten oder verarbeiteten Produkten ist Bio wesentlich teurer. Bei Tomaten und Karotten gleichen sich die Preise aber zunehmend, gelegentlich sind Bio-Produkte hier sogar günstiger.
Durch hohe Subventionen in der Landwirtschaft spiegeln die Preise im Supermarkt nicht immer den wahren Wert der Lebensmittel wider. Die „versteckten Kosten“ von Lebensmitteln (Artenschwund, Grundwasserbelastung, Erosion, ...) sind nicht direkt messbar. Programme zum Artenschutz und zur Boden- und Wasseraufbereitung werden nicht über die Lebensmittel selbst finanziert, sondern über Steuergelder. Vielleicht sind Bio-Produkte also gar nicht so teuer.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig