Vegan 60+: Kontakt mit meiner Schwester
Hallo ihr Lieben,
die letzten Tage sind einfach so dahingeplätschert.
Wer wissen will, wie aufregend die Wochen meines Vegan-Umstiegs vorher waren, der möge hier klicken.
In der letzten Woche gab es ein herausragendes Ereignis: Ich habe eine neue Mitbewohnerin. Susi, 15 Jahre alt, von Beruf Katze.
Sie hat ihr ganzes bisheriges Leben in einer dunklen Wohnung verbracht, zusammen mit einer starken Raucherin und Alkoholikerin.
Jetzt sollte Susi eingeschläfert werden. Ihre Besitzerin kann sich nicht mehr selbst versorgen, und absolut niemand aus der Familie wollte Susi zu sich nehmen. Sie bekommt jetzt bei mir ihr (nicht veganes) Gnadenbrot und blüht sichtlich auf.
Nach fünf Tagen hat sie sich zum ersten Mal auf die Terrasse gewagt, die Sonne gespürt. Gerade liegt sie zufrieden auf den warmen Steinen. Ein spätes Glück für Susi. Leider haben nicht alle Tiere so viel Glück.
Aber eigentlich wollte ich im heutigen Post etwas ganz anderes erzählen. Und zwar von meiner Verbindung nach Georgia/USA. Meine Schwester Bea lebt seit über 30 Jahren dort, glücklich verheiratet. Sie lebt den "amerikanischen Traum", mit Haus, Garten, Pool, Autos und natürlich Katzen.
Zu Amerika gehören auch all die "all you can eat"-Restaurants, wo man einmal bezahlt und so viel essen kann, wie man möchte.
Über Ernährung hat sich meine Schwester, wie ich auch lange Zeit, noch nie so viele Gedanken gemacht. Man isst was schmeckt. Und "all you can eat" - das ist schon sehr verführerisch.
Ich weiß das, denn wir sind beide keine Freunde von Verzicht - und das sieht man uns auch an.
Mein veganes Coming-Out.
Bea fliegt regelmäßig nach Deutschland. Jedes Mal, wenn sie das angekündigt hatte, lief mir schon das Wasser im Munde zusammen. Denn wenig später kam immer ein "Carepaket", mit Döschen aus der Metzgerei, Süßigkeiten, aber auch Büchern und vielen netten Kleinigkeiten. Manches gibt es hier auf Teneriffa einfach nicht zu kaufen.
Bei ihrem letzten Besuch im Mai kam die wieder die ersehnte Frage: "Was soll ich dir denn ins Paket packen?"
Tja... da gibt es ein paar Neuheiten... nur wie sag ich's meiner Schwester aus den USA?
Äh, also, Du, ich lebe seit März vegan...
Großes Schweigen....
Wie, du lebst vegan? Kam dann so von Bea.
Na ja, ich esse kein Fleisch, keine Eier und keine Milchprodukte mehr.
Hä????
Ich erzählte erst mal, wie es dazu kam, denn sie war sprachlos.
Ihre ersten Worte nach dem langen Schweigen: "Na ja, das legt sich bald wieder... Du ohne Joghurt und Käse - unvorstellbar!"
Trotzdem stieg sie darauf ein.
Überraschung: So viel Veganes in Deutschland
Sie recherchierte, durchstöberte die Läden und Wochenmärkte nach veganen Produkten und wurde schnell fündig. Mit Erstaunen registrierte sie, wie viel auf den Märkten und in den Läden angeboten wird. Sie fand auch vegane Brotaufstriche, die, als das Paket endlich da war, auch reißenden Absatz bei meinen nicht-veganen Freunden fanden.
Es war natürlich so, dass sich Schwesterchen wirklich Gedanken machte um Tierleid und auch darüber aufgeklärt war... Wie wir alle. Wir alle sehen uns ja als Tierfreunde... Aber wir verdrängen, was unsere Ernährung Tieren antut.
Bea und ich, wir konnten und können uns gut über diese Themen unterhalten, und natürlich kann ich mitempfinden, wie es ihr als Tierfreundin in den USA geht.
Amerika ist ein Fleischesserland. So wie Deutschland. Ab und zu kocht sie daheim zwar auch mal ohne Fleisch. Sie selbst findet immer, es fehlt ihr dann auch an nichts.
Doch das Erste was sie dann von ihrer Familie hört ist: "And where's the meat?"
Das frustriert und raubt einem schnell die Lust darauf, "anders" zu kochen.
Vegan auch in den USA?
Doch wieder zurück in ihrer Heimat, ging Bea auch dort auf die Suche nach veganen Produkten. Und sie wurde fündig! Die Auswahl ist wirklich riesig. Letzte Woche gab es bei Aldi USA ein veganes Kochbuch. Das hat sie natürlich sofort gekauft und kocht auch danach.
Für den Mann gibt es noch Fleisch. Aber wenn sie mit Freundinnen essen geht, bestellt sie - ich kann es kaum glauben - veganes Essen!
Ich weiß nicht, ob Bea je Veganerin wird. Es ist auch nicht meine Aufgabe, sie zu überzeugen. Aber ich bin schon froh, dass sie meine Lebensweise nicht ablehnt - und sich mit mir über meine gesundheitlichen Verbesserungen freut.
Ich wollte damit eigentlich nur erzählen: Die meisten unserer Freunde und Familie wissen schon, dass die Tiere durch unser Essverhalten unmenschlich leiden und grausam getötet werden. Es wird verdrängt. Und man fügt sich auch bequemerweise dem Druck, "konform" zu sein.
Vor einem Jahr hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, Veganerin zu werden. Manchmal dauert es schier endlos lange - und geht dann ganz schnell. Das ist meine Hoffnung.
Drüber reden erweitert den Horizont
Wenn niemand drüber redet, wird sich nichts verändern. Ich möchte wenigstens selbst zeigen, dass es auch anders geht. Vielleicht motiviert das auch andere Menschen, bewusster zu entscheiden, was sie essen.
Begeisterung kann schnell überspringen, das habe ich in meinem Umfeld gemerkt. Veganismus ist ein so leckerer Weg, den Tieren zu helfen. Und dieses Wissen bewirkt mehr als Diskussionen.
Neu auf Vegpool:
Nächstes Mal erzähl ich mehr über die Verfügbarkeit von veganen Lebensmitteln auf Teneriffa.
Sonnige Grüße
Ingrid
Jetzt zusammenlebend mit 4 pelzigen Nichtveganern
Veröffentlichung:
Autor: Ingrid Richter