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Warum "Ich weiß es nicht" oft eine gute Antwort ist

Schneckenalarm!
Was empfinden Schnecken? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht! Bild: John Kraus, flickr.com Bildtitel: Snail, CC-BY

Jede Veganerin, jeder Veganer kennt es: Diese bohrenden Fragen nach Details und Sonderfällen rund um die vegane Ernährung!

  • Dürfen Veganerinnen eigentlich Pilze essen, die ihrerseits kleine Insekten fangen?
  • Leiden Bienen wirklich, wenn man ihnen den Honig wegnimmt?
  • Was tun, wenn man als Veganer nur mit seinem Hund auf einer einsamen Insel strandet...

Schon klar, die meisten dieser Beispiele fallen in die Kategorie "Bullshit Bingo". Wir sollten damit keine Zeit verschwenden. Was das ist, erfahrt ihr hier!

Und doch gibt es durchaus Diskussionen, die man in angenehmer Atmosphäre führen kann. Übrigens nicht nur unter fleischessenden Mitmenschen, sondern auch in einem veganen Umfeld.

Diskussionen rund um Rand- und Extrembereiche

Es gibt genug spannende Rand- und Extrembereiche, bei denen ich mich frage, ob die klassische "Keine Tierprodukte"-Philosophie hier wirklich sinnvoll anwendbar ist.

Mir geht es bei Fragen rund um Insekten so. Haben Insekten überhaupt ein Bewusstsein? Wie ist es bei Würmern, Schnecken, Schwämmen und Co?

Natürlich reagieren sie auf Berührung. Aber ist diese Reaktion eine Äußerung von Bewusstsein oder Leidensfähigkeit? Oder schlicht eine komplexe, physikalische Reaktion?

Ich kann mir durchaus ausmalen, wie eine Weinbergschnecke gemütlich in ihrem Häuschen wohnt, Tee trinkt, mit ihren Freundinnen telefoniert und ihnen von ihrer Angst erzählt, zertreten zu werden.

Doch Schnecken haben kein zentrales Nervensystem. Sie können unter keinen Umständen so fühlen, wie ich es tue. Meine Phantasie ist nichts weiter als eine Vorstellung. Eine Projektion aus meinem eigenen Gehirn.

In Diskussionen zu dem Thema muss ich passen. Ich habe keine guten Argumente verfügbar. Ich weiß es nicht. Dennoch kommt es vor, dass ich eine Schnecke von der Straße rette. Fühlt sich gut an. Denn was, wenn sie doch empfindet?

Früher hatte ich das Gefühl, immer eine Antwort parat haben zu müssen. Als würde meine vegane Philosophie zusammenbrechen, wenn ich auch nur einmal Unwissen zeigen würde.

Tatsächlich wäre es mir heute unheimlich, wenn jemand auf all diese Fragen eine klare Antwort hätte!

Antworten auf alle Fragen? Das ist unheimlich!

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Ich weiß es nicht mit Sicherheit!

Tiere mit einem zentralen Nervensystem sind indes in der Lage, Schmerzen und Angst zu empfinden. Unterschiedlich zwar, aber unzweifelhaft.

Schweine, Rinder, Hühner und Co haben also durchaus ein Interesse daran, nicht gequält und getötet zu werden.

Starke Argumente für eine vegane Ernährung!

Auch wenn es in Grenzbereichen nicht immer klare Antworten gibt, macht die Definition "Vegan = ohne Tierprodukte" meiner Meinung nach Sinn, weil sie alltagstauglich ist und in den meisten Fällen berechtigt ist. Schnecken, Würmer und Co bleiben also weiterhin "nicht vegan".

Es macht glaubwürdig, nicht immer eine Antwort zu wissen

In den Grenzbereichen und Sonderfällen bleibt "Ich weiß es nicht" gute Antwort. Sie ist ehrlich, nicht anmaßend und im Zweifel sogar vorteilhaft für die eigene Glaubwürdigkeit.

Für mich ist Veganismus eine Philosophie und kein Dogma.

Daraus ergibt sich automatisch, dass die Philosophie da an Grenzen stößt, wo sie auf Zwänge und Grenzbereiche trifft.

Wenn wir dazu stehen, nicht zu allen Fragen eine Antwort zu haben, können wir umso stärkere Antworten auf die Dinge geben, in denen wir gute Argumente haben.

Nicht immer eine Antwort zu haben bedeutet natürlich nicht, in jeder provokanten Diskussion die weiße Flagge zu hissen. Wenn eine Frage ganz offensichtlich einfach nur provozieren soll, dann kann man auch das gezielt ansprechen.

"Warum diskutierst du mit mir über Notfälle und Ausnahmesituationen, wenn doch im Alltag Millionen Tiere auf eine Weise gequält und getötet werden?"

Und auch das gehört dazu: Zu erkennen, wann eine Diskussion sich um Inhalte dreht - und wann es nur darum geht, die ganze Philosophie anhand von Extrembeispielen lächerlich zu machen.

Manchmal ist es besser, gleich die Diskussion zu beenden. Wissend oder nicht.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Diskussion im Forum:
Warum "Ich weiß es nicht" manchmal eine gute Antwort ist
Letzter Beitrag: 10.02.2022 von Sanura.

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