Sind Briefmarken eigentlich vegan?
Tierprodukte verbergen sich in vielen Produkten des alltäglichen Lebens. Und zwar nicht nur in Lebensmitteln. Oft ahnt man nicht einmal, dass in einem Produkt Tierprodukte wie Leim aus Tierknochen, Gelatine oder ähnliche tierische Produkte verarbeitet wurden. In vielen Bereichen ist das sogar gang und gäbe. Die Lebensmittelindustrie beklebt ihre Produkte auch heute noch häufig mit Etiketten, deren Leim auf Milchprotein (Kasein) basiert.
Da stellt sich die berechtigte Frage, ob Briefmarken eigentlich vegan sind.
Leider lässt sich die Frage, ob Briefmarken vegan sind, nicht pauschal beantworten. Denn allein in Deutschland gibt es mittlerweile viele verschiedene Versandunternehmen. Diese bieten ein kaum überschaubares Sammelsurium an unterschiedlichen Arten von Briefmarken an (zum Beispiel selbstklebende und solche, die erst befeuchtet werden müssen). Dazu kommen Sonderbriefmarken und natürlich die unzähligen internationalen Marken. Und nicht zuletzt kann sich bereits die Herstellung und Behandlung des Briefmarken-Papieres selbst von Hersteller zu Hersteller und von Charge zu Charge unterscheiden.
Auch Briefmarken mit Fischleim gab es schon.
Bekannt ist allerdings auch, dass Briefmarken in der Mitte des 19. Jahrhunderts durchaus mit tierischen Klebstoffen versetzt wurden. Mit Knochenleim zum Beispiel. Wenn darin auch Fisch verarbeitet war, verströmten die Marken nach dem Befeuchten ein entsprechend fischiges Aroma. Lange Zeit besagte sogar eine Norm, dass Leim aus tierischen Produkten zu bestehen habe. Darunter Glutinleim aus Knochen, Hornleim oder auch Kaseinleim aus Milchprotein.
Inzwischen hat sich in der Klebstoff-Branche aber sehr viel getan. Nicht nur dürfen Leime aus pflanzlichen und synthetischen Grundstoffen längst offiziell als "Leim" bezeichnet werden. Die synthetische Klebstoff-Erzeugung ist oft sogar deutlich günstiger als die Erzeugung von Klebstoff aus Tierprodukten.
Die Deutsche Post DHL Group teilte auf unsere Anfrage mit, dass seit vielen Jahren synthetische Klebstoffe und Gummierungen für die nass- und selbstklebenden Postwertzeichen verwendet würden. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass produktionsbedingt Spuren von tierischen Produkten enthalten seien. Über die Zusammensetzung des verwendeten Papieres konnte uns der Pressesprecher nichts sagen.
Doch viele Bereiche des Alltags lassen sich nicht mit normalem Aufwand kontrollieren - und das ist zumeist auch gar nicht nötig, denn oft entsteht Veränderung nicht durch Boykott, sondern durch eine freundliche Anfrage beim Hersteller. Damit lässt sich schon ohne viel Aufwand einiges erreichen.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der kann Briefmarken aber auch online einkaufen und selbst ausdrucken. Dabei ist nur darauf zu achten, dass das verwendete Papier ebenfalls vegan ist.
Update: Die Pin Mail AG teilte mit, dass die Briefmarken vegan seien. Dies gelte sowohl für das Papier als auch für Trägerstoffe, Druckfarbe und Kleber. (Stand: 8.6.2017)
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig