Warum dieser Landwirt bio-vegane Lebensmittel anbaut
Bio-vegane Landwirtschaft ist ein echtes Zukunftsthema. In Zeiten der Klimakrise und der kollabierenden Ökosysteme sind Pioniere gefragt, die ökologisch und wirtschaftlich tragfähige Alternativen entwickeln - und umsetzen.
Der junge bio-vegane Landwirt Daniel Hausmann (29) ist einer von ihnen.
Der Biohof Hausmann liegt im sächsischen Rochlitz, zwischen Leipzig und Chemnitz, dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Während seines Studiums des ökologischen Landbaus übernahm Hausmann 2012 den damals noch konventionell bewirtschafteten Bauernhof seiner Eltern.
2014 entschloss er sich, den Hof biologisch und vegan zu bewirtschaften. Aus ethischen Gründen, wie er sagt, aber auch wegen dem Klimaschutz.
Direkt hinter dem Hof erstreckt sich der leicht aufsteigende Gemüse-Acker, sowie vier Folientunnel, in denen Tomaten, Gurken, Auberginen und Paprika gedeihen.
Gülle oder andere Tierprodukte kommen hier nicht auf den Acker, denn bio-vegane Landwirtschaft möchte unabhängig von der kommerziellen Tierhaltung sein.
Der bio-vegane Kreislauf-Gedanke
Um die Hintergründe der bio-veganen Landwirtschaft besser verstehen zu können, muss man einen Blick auf die konventionelle Landwirtschaft werfen.
Damit der Boden genug Nährstoffe für das Wachstum der Pflanzen liefern kann, düngen konventionelle Landwirte mit chemisch-synthetischen Düngemitteln - aber auch mit Abfällen aus Schlachthöfen.
Dazu gehören zum Beispiel Blut- und Knochenmehl, aber auch geriebene Borsten, Hühnerschnäbel und Hörner. Auch Bio-Bauern setzen mitunter Dünger aus konventioneller Massentierhaltung ein. Erfahre mehr dazu.
Unter ökologischen Gesichtspunkten mag das zunächst logisch erscheinen, schließlich werden auf die Weise Nährstoffe wie Stickstoff zurückgewonnen.
Doch die globale Tierhaltung basiert auf Rohstoffen wie Erdöl und Phosphor, die nur in begrenzter Menge zur Verfügung stehen. Und das gilt natürlich auch für die tierischen Dünger aus dem Schlachthof.
Die Krise der globalen Tierhaltung
Durch ihren Bedarf an Futtermitteln aus Ackerbau steht die Tierhaltung in direkter Nahrungskonkurrenz mit den Menschen. Für ein Kilo Schweinefleisch werden mitunter 10 Kilo Futtermittel "investiert". Der größte Teil wird als Gülle wieder ausgeschieden. Dabei entsteht Methangas, das den Klimawandel verstärkt.
Man spricht hier von "Veredelungsverlusten".
Das Futter für die Tiere wird unter Einsatz chemisch-synthetischer Dünger angebaut. Dabei entsteht Lachgas, das rund 300x klimawirksamer ist als CO2 [1].
Der Hunger nach Tierprodukten ist so groß, dass längst Urwälder weichen müssen, um Ackerflächen für weitere Monokulturen zu gewinnen.
Auch in Deutschland landen importierte Futtermittel in den Trögen der Tierhalter.
Seit Jahren warnen Ökologen und Klimaforscher vor den Folgen der globalen Tierhaltung. Sie sei einer der wichtigsten Ursachen für die Klimakrise - und damit auch eine Gefahr für die Ernährungssicherheit. [2]
Daher ist es so wichtig, dass es Landwirte gibt, die alternative Wege gehen. Die den Weg zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft ebnen.
Was der bio-vegane Bauer anders macht
Bio-vegane Bauern wie Daniel Hausmann verzichten auf chemisch-synthetische und tierische Düngemittel und nutzen stattdessen Kleegras, Leguminosen und Co, um den Boden mit Nährstoffen zu versorgen.
Statt Gift gegen Schädlinge zu spritzen, pflanzen sie - unter anderem - Blumenstreifen, um Nützlinge wie Marienkäfer anzulocken.
Bio-vegane Landwirtschaft ist eine Methode, die natürlichen Kreisläufen vielleicht am nächsten kommt!
Daniel Hausmann zeigt in seiner täglichen Arbeit, dass bio-vegane Landwirtschaft in der Praxis funktioniert. Er ist kein Dogmatiker, sondern nimmt die Dinge lieber selbst in die Hand.
Sein bio-veganer Hof beliefert mittlerweile wöchentlich 200 Kunden mit Gemüsekisten. Darin sei alles, worüber er sich selbst auch freuen würde, sagt Hausmann fröhlich. Und so gedeihen auf dem Acker des Jungbauern mehr als 50 Sorten Gemüse, Salate und Kräuter in allen Farben.
Bio-vegan: Mit Herz und Verstand
Natürlich müsse sich so ein Betrieb rentieren, erklärte uns der bio-vegane Landwirt. Grundvoraussetzung für den Erfolg als bio-veganer Pionier sei aber, dass man an der Arbeit Spaß habe. Und deshalb wirtschaftet Hausmann so, wie es ihm am meisten Freude bereitet.
Stolz erzählt er uns, dass sein Betrieb aus sich selbst heraus wachse und dabei ohne Bank-Kredite auskomme. Jahr für Jahr seien kleinere Anschaffungen möglich, so zum Beispiel ein neuer Folientunnel für die Tomaten.
Unterstützt wird er von einem Mitarbeiter, seiner Mutter und einem Praktikanten.
Die Gemüsekisten liefert Daniel Hausmann selbst aus. Er schwärmt vom guten Kontakt zu seinen Kunden. Die Nachfrage sei so groß, dass es längst eine Warteliste gibt.
Mit frischem Gemüse beliefert werden nur Kunden aus dem Raum Leipzig. Auf die Weise könne er sicherstellen, dass das Gemüse auch wirklich frisch bei den Kunden ankommt. Er könne sich bei Kartoffeln aber auch einen Versand per Post vorstellen, sagte uns Hausmann.
Einem bio-veganen Anbauverband gehört der junge Landwirt nicht an. Wegen der Direktvermarktung brauche er diesen Werbe-Effekt nicht, sagt er.
Er macht einfach sein eigenes Ding. Und beweist damit wie von selbst, dass alternative, ökologisch nachhaltige Formen der Landwirtschaft möglich sind.
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig