Diese Bauern erzeugen bio-veganes Obst am Bodensee!
Es sind tolle Nachrichten! Drei Bio-Obstbauern vom Bodensee haben sich entschlossen, ihre Betriebe auf biozyklisch-vegane Anbaumethoden umzustellen. Zusammen produzieren sie mehr als 1.500 Tonnen bio-veganes Obst im Jahr, und das ganz ohne den Einsatz von Tierprodukten.
Clemens Hund war der Erste von ihnen. Vor Jahren hatte er eine Ladung Schlachtabfälle aus Indien bestellt, die ihm als Dünger dienen sollten. Ganz gewöhnlich im Obstbau. Doch beim Öffnen der Big-Packs strömte ihm ein stechender Gestank in die Nase.
Importierte Schlachtreste als Apfeldünger?
Offenbar waren die Schlachtabfälle über brennenden Autoreifen getrocknet worden! Der Obstbauer ließ die Lieferung zurückgehen - und entschloss sich, künftig pflanzlich zu düngen.
Diese Anbaumethode bedeutet zwar mehr Aufwand und Kosten, gibt ihm aber, wie er sagt, ein besseres Gefühl. Er wolle nicht mehr dazu beitragen, die Reste der Tierproduktion unter seinen Obstbäumen zu verklappen, sagte er uns im Gespräch.
Dass es eine internationale bio-vegane Bewegung gibt, die inzwischen sogar einen eigenen anerkannten Bio-Standard entwickelt hat, erfuhr Clemens Hund erst später. Und dann war der Schritt zur biozyklisch-veganen Zertifizierung nur noch der nächste Schritt.
Doch der biozyklisch-vegane Apfelhof Hund am Bodensee war erst der Anfang!
Zu dritt für den biozyklisch-veganen Anbau
Auf dem Rückweg von einer Weiterbildung kam der umtriebige "Erklärbär" Clemens Hund mit zwei Berufskollegen ins Gespräch. Er erzählte ihnen vom biozyklisch-veganen Anbau - und konnte mit ihnen zwei Mitstreiter gewinnen.
Doch der Weg vom Feld bis zum Kunden ist lang. Und nur wenige Verbraucher wissen überhaupt, dass auch im Obstbau große Mengen an Tierprodukten zum Einsatz kommen. Auch in Bio-Betrieben! Darunter Knochen- und Blutmehl, Hühnerschnäbel, Haarpellets und Molkenpulver.
Als Düngemittel kommen im biozyklisch-veganen Obstbau dagegen eigens angebaute Leguminosen, Seetang, getrocknete Malzkeime und Grünschnitt zum Einsatz.
Biozyklisch-veganes Düngen ist teurer, denn die Tierhaltung ist stark subventioniert und die Preise für tierische Dünger bilden nicht die realen ökologischen Kosten der Tierhaltung ab. Doch die Obstbauern sind zuversichtlich, dass Verbraucher das Engagement zu schätzen wissen - wenn sie die Hintergründe erfahren.
Bio oder bio-vegan? Der Unterschied ist wichtig!
Denn biozyklisch-veganer Anbau leistet noch viel mehr als Lebensmittel mit einem "Vegan"-Siegel. Die Zertifizierung der bekannten Vegan-Label berücksichtigt nämlich nur die Verarbeitung.
So kann ein "veganer Wein" aus Trauben gekeltert worden sein, die mit Schlachtabfällen gedüngt wurden. Allein die Klärung erfolgt dann ohne die sonst übliche Gelatine.
Motiviert und angespornt werden die Obstbauern vom Betriebswirt Stefan Schwarz, der sich auf grüne Investitionsmöglichkeiten spezialisiert hat und die Bauern auch in Versicherungsfragen berät.
Mit der Gründung einer "Regionalwert AG" wollen die Vier eine "Bürgeraktie" auf den Markt bringen, über die sich auch Privatpersonen am Erfolg der biozyklisch-veganen Betriebe am Bodensee engagieren können. Für Anleger eine Möglichkeit, Geld vegan zu investieren.
Hier findest du weitere Infos:
- Biohof Hund in Meckenbeuren
- Bio-Obsthof Glocker in Horgenzell
- Website der (aktuell in Vorbereitung befindlichen) Regionalwert AG Bodensee
- Förderkreis biozyklisch-veganer Anbau e. V.
- Internationales Biozyklisch-Veganes Netzwerk
- Mehr Infos auf oekolandbau.de (ein Projekt der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE))
Update 14.5.2020: Wir haben zwei Formulierungen überarbeitet.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig