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Diese Schlachtabfälle landen auch auf Bio-Äckern

Auch in der Bio-Landwirtschaft werden Schlachtabfälle als Dünger genutzt.
Auch in der Bio-Landwirtschaft werden Schlachtabfälle als Dünger genutzt. Bild: pixabay.com (Kombi)

Schlachtabfälle werden in der Landwirtschaft als Dünger verwendet. Nicht nur in der konventionellen Landwirtschaft werden Überreste aus den Schlachthöfen als Dünger verwendet - auch in der Bio-Landwirtschaft ist dies gang und gäbe.

Oft werden in der biologischen Landwirtschaft sogar Schlachtreste aus konventioneller Massentierhaltung genutzt. So gelangen auch Medikamentenrückstände und Schadstoffe auf Bio-Anbauflächen.

Natürliche Kreisläufe waren bei den Pionieren der biologischen Landwirtschaft ein Ur-Prinzip. Und so mag es auf den ersten Blick folgerichtig erscheinen, nicht nur Gülle als Dünger zu verwenden, sondern auch die Abfälle aus den Schlachthöfen. Auf die Weise sollen Nährstoffe auf die Anbauflächen zurückgeführt werden.

Der Schein von der ökologischen Nachhaltigkeit ist aber trügerisch. Denn wenn Schlachtprodukte aus konventioneller Massentierhaltung eingesetzt werden, wird das Prinzip der ökologischen Kreisläufe ad absurdum geführt.

Äpfel an einem Apfelbaum
Auch Obstbäume werden oft mit Schlachtabfällen gedüngt. Bild: K/Vegpool

Warum konventionelle Schlachtabfälle nicht zur Bio-Landwirtschaft passen

Die konventionelle Tierhaltung ist auf große Mengen Futter angewiesen. Diese werden - anders als im Bio-Anbau - unter Einsatz petrochemischer Dünger angebaut. Sie basieren also wesentlich auf fossilem Erdöl.

Beim Düngen der Futterpflanzen mit chemisch-synthetischem Dünger entstehen große Mengen Lachgas, das etwa 200x so klimaschädlich ist wie CO2. Darüber hinaus erzeugen die Tiere bei der Umwandlung der Futtermittel klimaschädliches Methangas.

Daher ist konventionelle Tierhaltung besonders klimaschädlich, ja einer der wesentlichen Gründe für den Klimakollaps, vor dem Klimaforscher seit Jahren eindringlich warnen.

Der Einsatz billiger Schlachtabfälle aus konventioneller Tierhaltung in der Bio-Landwirtschaft widerspricht dem Kreislauf-Gedanken der früheren Bio-Pioniere. Es macht Landwirte abhängiger von der Tierhaltung. Und nur wenige Verbraucher wissen Bescheid.

Pestizide werden oft mit dem Flugzeug versprüht
Manche Monokulturen werden mit Flugzeugen bewirtschaftet. Bild: ASP Inc, fotolia.com

Diese Schlachtabfälle werden auch in der Bio-Landwirtschaft verwendet

Diese Tierprodukte werden auch in der Bio-Landwirtschaft als Dünger verwendet. Viele stammen aus konventioneller Massentierhaltung:

  • Hornmehl und Hornspäne
  • Knochenmehl
  • Haarmehl-Pellets
  • Federmehl
  • Hühnerschnäbel
  • ...

Bevor die Schlachtabfälle auf den Äckern landen, werden sie verarbeitet und z. B. zu Pellets gepresst. Daher sprechen Landwirte normalerweise nicht von "Schlachtabfällen", sondern von organischen Düngemitteln.

Wir halten es im Sinne der Verbraucherbildung für wichtig, die Zusammenhänge zu verdeutlichen und nennen die Rohstoffe der Dünger daher beim Namen.

Welche Düngemittel erlaubt oder verboten sind, wird von der EU Öko-Verordnung und von den einzenen Öko-Anbauverbänden geregelt.

Bio-Anbauverbände wie "Demeter", "Bioland" oder "Naturland" haben Standards entwickelt, die teilweise deutlich über die EU-Regelungen hinaus gehen.

Eine Roggenähre
Düngung mit Tierprodukten macht Bauern abhängiger von der Tierhaltung Bild: pixabay.com

Nicht überall werden also konventionelle Schlachtabfälle als Dünger verwendet. Und: Bauern werden in der Regel nicht dazu gezwungen, mit Schlachtresten zu düngen, auch wenn dies oft der "Best Practice" entspricht.

Wichtigster Grund für tierische Dünger: Der Preis

Der wichtigste Grund für den Einsatz von tierischen Düngemitteln ist der Preis. Das erscheint zunächst verwunderlich, schließlich verbraucht die Tierhaltung große Mengen Futter und erzeugt dabei viel mehr Gülle als Fleisch.

Angesichts dieser systemimmanenten "Veredelungsverluste" müsste Tierhaltung schier unbezahlbar sein - und die anfallenden Schlachtreste ebenso.

Die billigen Preise für Tierprodukte - und tierischen Dünger - sind nur aufgrund der EU-Subventionen möglich. Die vermeintlich billigen Preise für Tierprodukte werden also erst durch die Steuerzahler ermöglicht. Auch die ökologischen Folgekosten der Tierhaltung muss die Allgemeinheit tragen.

Auch wenn der Einsatz tierischer Schlachtabfälle als Dünger weit verbreitet ist, gibt es doch Bauern, die sich dagegen sträuben, diese Düngemittel auf ihren Äckern zu verklappen. Nicht zuletzt auch aufgrund von Skandalen in der Vergangenheit, bei denen stark mit Schadstoffen belasteter Dünger in den Handel gelangt ist.

Es geht auch ohne Schlachtabfälle auf dem Acker! Bild: pixabay.com

Bio-Landwirtschaft: Transformieren, nicht boykottieren

Tierprodukte werden in der biologischen und konventionellen Landwirtschaft eingesetzt. Bio-Bauern handeln in vielen Bereichen deutlich umweltschonender als ihre konventionellen Kollegen.

Nicht der Boykott, sondern der wertschätzende Austausch mit den Landwirten - und die gezielte Nachfrage - bringen die Landwirtschaft auf Nachhaltigkeitskurs.

Denn es gibt bereits gute Alternativen.

Alternative: Bio-vegane Landwirtschaft

Besonders in asiatischen Kulturen wurden pflanzenbasierte Anbaumethoden über Jahrhunderte genutzt und entwickelt. Es sind also keineswegs bloß Notlösungen, sondern echte, bewährte Anbaumethoden.

Vegpool hatte dazu Prof. Dr. Knut Schmidtke im Interview befragt. Schmidtke ist Professor für ökologischen Landbau an der HTW Dresden und eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Im Interview sagte Schmidtke, er halte eine bio-vegane Landwirtschaft für ökologisch und wirtschaftlich tragfähig.

Mittlerweile gibt es mit dem "biozyklisch-veganen Netzwerk" auch einen international anerkannten Bio-Anbauverband, der sich für bio-vegane Landwirtschaft einsetzt und entsprechende Lebensmittel zertifiziert.

Schachtabfälle auf dem Acker? Das geht auch ohne!

Veröffentlichung:

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Schlachtabfälle aus Massentierhaltung als Dünger auf Bio-Anbauflächen...
Letzter Beitrag: 06.06.2020, von Elisa05.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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