Bio-Erdgas aus Gülle (CNG): kein nachhaltiger Treibstoff!
Erdgas-Autos, die mit Bio-Erdgas (CNG) fahren, wurden lange als ökologische Alternative beworben. Organische Reststoffe zu Gas umzuwandeln und dann als Treibstoff zu nutzen, klingt in der Tat nach einer guten Idee!
Immer wieder wird im Internet behauptet, dass Bio-Erdgas aus organischen Rohstoffen sogar klimaneutral wäre, da bloß Nebenprodukte verwertet würden, die ohnehin vorhanden seien.
Manchmal heißt es sogar, CNG-Autos würden mit Bio-Erdgas so klimafreundlich wie Elektroautos fahren …
Doch Bio-Erdgas stammt oft aus besonders klimaschädlicher Massentierhaltung!
Die Behauptung, dass Bio-Erdgas aus Gülle besonders umweltschonend oder klimaneutral sei (oder sogar Treibhausgas-Emissionen "kompensiere"), ist ein Mythos. Greenwashing, um genau zu sein.
In Wahrheit stammt die Energie im Bio-Erdgas nämlich oft aus der Massentierhaltung. Damit bringt Bio-Erdgas auch alle ökologischen Nachteile der Massentierhaltung mit sich.
- Der Anbau der Futtermittel, oft in ehemaligen Urwaldgebieten,
- der Einsatz chemisch-synthetischer Düngemittel und Gentechnik für die Erzeugung des Tierfutters,
- der Verbrauch von Wasser für Futter-Anbau und in der Tierhaltung selbst,
- die Veredelungsverluste (Nutztiere wandeln nur einen Bruchteil des Futters in Tierprodukte um – der Großteil ist Gülle),
- der Methan-Ausstoß der Tiere und so weiter …
Dazu kommen noch die ethisch-moralischen Probleme wie Nahrungskonkurrenz der Tierhaltung zum Menschen, Tierquälerei usw.
Gülle ist nicht einfach vorhanden. Sie ist ein Produkt der Tierhaltung und steht direkt damit in Verbindung.
Auch die Behauptung, dass Gülle nur ein "Abfallprodukt" sei, ist falsch. Schließlich erfolgt die Verwertung der Gülle aus kommerziellen Gründen. Sie macht Tierhaltung lukrativer – und uns als Gesellschaft abhängiger davon.
Bio-Erdgas aus Gülle ist also keineswegs ein "Abfallprodukt", sondern ein Nebenprodukt der Tierhaltung.
Andererseits muss man wohl dazu sagen, dass CNG kein zentrales Hauptprodukt der Tierhaltung ist (die Tiere werden nicht wegen der Gülle gehalten). Und dass marktwirtschaftliche Gesetze durch die staatliche Subventionierung weitgehend außer Kraft gesetzt werden.
Bio-Erdgas aus Gülle ist zwar nicht ökologisch und sollte auch nicht mit falschen Behauptungen beworben werden.
Und doch gibt es viel wirksamere Schritte, um das Klima zu schützen, darunter eine pflanzliche Ernährung, Verzicht auf unnötige Reisen und klimafreundliches Wahlverhalten. Auch das Umweltbundesamt empfiehlt eine pflanzliche Ernährung!
Update vom 20.5.2024: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass Bio-Erdgas "mehrheitlich" aus Massentierhaltung stammen würde, Tatsächlich ist es äußerst schwierig, an aktuelle und allgemeingültige Informationen hierzu zu gelangen. Die Zusammensetzung dürfte sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden. Daher wurde die Passage überarbeitet.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig