Geht "Demeter" auch vegan? Dieser Gärtner wagt den Versuch!
Der Anbauverband "Demeter" schreibt Tierhaltung eigentlich vor – doch ein junger Gärtner am Bodensee möchte eine vegane Variante der biodynamischen Landwirtschaft entwickeln und frische Luft in das Regelwerk bringen!
Die Gärtnerei Moosfeld liegt am Bodensee, am Tor zur Halbinsel Höri. Hier baut Jakob Mannherz mit seinen Mitarbeitern Gemüse nach den Richtlinien des Demeter-Verbandes an.
"Demeter" ist der älteste Bio-Anbauverband in Deutschland. Vor über hundert Jahren ist er aus der Demeter-Bewegung entstanden. Zu den prägenden Personen gehörte der Schriftsteller und Gründer der Waldorfschulen, Rudolf Steiner.
Für Demeter-Landwirte ist der Kreislauf-Gedanke zentral. Doch lebendige Kreisläufe erfordern nach ihrer Weltanschauung den Einsatz von Tierprodukten. → Deshalb sind "Demeter"-Erzeugnisse bei manchen Veganern umstritten.
Nur: Weil es nicht genug Demeter-Tiere gibt, verwenden Betriebe häufig importierte Tierprodukte als Düngemittel. Und zwar auch aus konventioneller Massentierhaltung. Antibiotika-Rückstände, Schadstoffe, Hormone … all das landet dann ebenfalls mit auf den Äckern.
Auch in Bio-Kreisen löst das Bedenken aus. Demeter am Tropf der kommerziellen Tierindustrie? Als Nutznießer einer Industrie, die Klima und Umwelt zerstört?
Deshalb wollen Menschen wie Jakob Mannherz frischen Wind in die biodynamische Landwirtschaft bringen – und einen veganen Weg einschlagen.
Gärtner Mannherz ist ein echter Fan vom biologisch-dynamischen Anbau. Im Telefonat bat er darum, nicht allzu kontrovers über andere Demeter-Bauer zu schreiben. Es soll um konstruktive Lösungen gehen. Um neue Impulse für eine Idee, die sich aus seiner Sicht bewährt hat.
Für Jakob Mannherz ist die Abhängigkeit der Bio-Landwirtschaft von konventioneller Massentierhaltung "der Elefant im Raum, über den niemand sprechen möchte".
Er hofft, dass sich der 100-Jahre alte Verein für die Anforderungen der Zeit öffnet. Genauer: Dass es möglich ist, Demeter-Produkte bio-vegan zu erzeugen. "Biodynamisch-vegan" nennt er das.
Deshalb hat sich Mannherz auch für die doppelte Zertifizierung entschieden. Demeter und biozyklisch-vegan.
Das jedoch stieß beim Demeter-Verband bisher auf Ablehnung. Ihm wurde sogar der Austritt nahegelegt, erzählt Mannherz. Dabei möchte er doch nur, dass sein Verband neue Impulse wagt.
Statt Schlachtreste als Dünger zu verwenden, möchte Gärtner Mannherz Komposte nutzen. Das sei für Gärtnerbetriebe wie seinen effizienter und nachhaltiger. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit, sich aus der Abhängigkeit von der konventionellen Tierhaltung zu befreien.
Und am Ende klingt das auch mehr nach einem echten Kreislauf, als der Import von Hörnerspänen aus Indien.
Man darf gespannt sein, ob die Ideen eines biodynamisch-veganen Anbaus in Demeter-Kreisen auf fruchtbaren Boden fallen!
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig