Was wir aus der Coronakrise für den Klimaschutz lernen können
Die Coronakrise breitet sich immer weiter aus. Auch Deutschland steht unmittelbar vor einem "Lock Down", also der Stilllegung des öffentlichen Lebens. Inhaltlich ist die Coronakrise mit der Klimakrise nicht vergleichbar. Wenn es darum geht, uns vernünftig zu verhalten, sollten wir aber viel daraus lernen.
Denn stoppen wir den Klimawandel nicht radikal, werden die Folgen auch in Europa existenzbedrohend. Das sagt die Wissenschaft. Und auf die sollten wir nicht nur in der Coronakrise hören. Ein Kommentar von Kilian Dreißig.
Ich gebe zu: Mir kommen die Maßnahmen der Behörden manchmal übertrieben vor. Es ist für mich schwer greifbar, wenn das öffentliche Leben wegen ein paar infizierter Menschen völlig zum Stillstand gebracht wird.
Doch ich weiß, dass ich von dem Thema keine Ahnung habe. Und deshalb vertraue ich auf die Virologen, bei denen ich besseres Wissen vermute.
Und auch wenn die Coronakrise meine persönlichen Reisepläne durchkreuzt, empfinde ich es als beruhigend, zu sehen, dass die Experten hier ausnahmensweise einmal nicht dem Populismus zum Opfer fallen.
Viele Menschen schließen sich dem "Flatten The Curve"-Aufruf an und schränken - für begrenzte Zeit - ihre sozialen Kontakte ein. Damit die Wissenschaftler Zeit gewinnen und das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht.
Auch wenn es natürlich die selbsternannten "Experten" gibt, die alles gar nicht so schlimm finden. "Sind ja nur ein paar Prozent der Menschen, die daran sterben."
Es ist fast so, als fänden Wissenschaftler in Deutschland bei den Menschen wieder Gehör. Als hätte Vernunft wieder eine Chance.
Und es glimmt wieder die Hoffnung auf, dass Wissenschaft auch in der vielfach gefährlicheren Krise - der Klimakrise - noch Gehör findet, bevor es auch für uns in Europa existenziell wird.
Denn wenn wir wirklich viele Menschenleben retten wollen, müssen wir jetzt aufhören, Tierprodukte zu essen. Wir müssen jetzt aufhören, mit dem Flugzeug zu fliegen. Und aufhören, physikalische Grenzen zu ignorieren.
Physik ist immer stärker als wir. Wegsehen ist tödlich. Mitunter tödlicher als bei einer Seuche. Und Physik ist berechenbar. Daher werden wir auch so eindringlich gewarnt.
Denn Klimaforscher warnen uns seit Jahrzehnten vor den Folgen der Klimakrise. Der Konsens in der Wissenschaftsgemeinde ist überwältigend. Es gibt keinen Grund, als Laie daran zu zweifeln.
Doch liegt es wirklich daran, dass die Menschen aufwachen? Oder sind die Folgen von Covid-19 einfach bloß präsenter und besser greifbar?
Auch der Klimawandel ist existent, aber er lässt sich bislang viel zu leicht verdrängen. Unwetter-Extreme und das Artensterben werden immer noch als Ausnahmefälle interpretiert.
Offenbar bekommt Wissenschaft erst Gehör, wenn Gefahren fürs Volk praktisch erlebbar sind. Es wäre die Aufgabe der Politik, auch über diesen Effekt zu informieren - und Maßnahmen zu ergreifen.
Doch das Klima reagiert nicht auf Tage und Monate, sondern auf Jahrzehnte. Daher müssen wir heute handeln, wenn wir in 20, 30 Jahren noch gut und gerne leben möchten. Sonst hilft uns auch kein "Lock Down" mehr.
Das sagen uns die besten Wissenschaftler. Seit Jahrzehnten. Und daher sollten wir jetzt handeln und so entschlossen und wissenschaftlich fundiert handeln, wie in der Coronakrise. Wie bei einer Krebserkrankung.
Dazu gehört auch, seine Ideologien und Vorurteile über Bord zu werfen - und vegan zu leben. Denn vegane Ernährung schützt das Klima - sagt Klimaforscher Prof. Dr. Volker Quaschning im Interview. Es ist der wichtigste und effektivste Schritt, denn jeder Einzelne tun kann.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig