Steuerbefreiung für gesunde Lebensmittel: Warum das eine gute Idee ist!
Bundesagrarminister Cem Özdemir unterstützt Forderungen von Sozialverbänden, bestimmte Lebensmittel zeitweise von der Mehrwertsteuer zu befreien.
"Wenn wir Obst und Gemüse billiger machen, entlasten wir die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur vergleichsweise kostengünstig, sondern fördern dazu auch noch eine gesunde Ernährung durch die gewonnene Lenkungswirkung", so der Minister (Bündnis 90/Die Grünen) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Lebensmittelpreise in Deutschland sind seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine um über 6% gestiegen.
Cem Özdemir bezeichnet die Aussetzung der Mehrwertsteuer für gesunde Grundnahrungsmittel als "doppelte Dividende", die er unterstütze.
Meine Meinung: Eine Aussetzung der Mehrwertsteuer für gesunde Grundnahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte entlastet nicht nur Menschen mit geringem Einkommen, sondern macht es auch attraktiver, sich gesünder und klimafreundlicher zu ernähren.
Und wenn Agrarminister Özdemir von einer "doppelten Dividende" spricht, untertreibt er sogar noch!
Die Lenkungswirkung einer Steuerabsenkung oder -Befreiung gesunder, pflanzlicher Lebensmittel geht über den gesundheitlichen Aspekt weit hinaus. Auch in Sachen Klimaschutz liegen pflanzliche Lebensmittel weit vorn.
Nicht zuletzt verbessert eine pflanzliche(re) Ernährung die Versorgungssicherheit. Denn der Anbau von Pflanzen ist deutlich effizienter als die Erzeugung von Tierprodukten.
Während "Nutztiere" ihre Futtermittel überwiegend zu Gülle umwandeln (nur ein kleiner Teil der Futter-Kalorien wird tatsächlich zu Fleisch, Milch und Eiern), können pflanzliche Lebensmittel ohne diese "Veredelungsverluste" direkt genutzt werden.
Die Forderung nach einer steuerlichen Begünstigung gesunder Grundnahrungsmittel klingt daher wirklich erfrischend.
Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass Tierprodukte seit Jahrzehnten staatlich gefördert werden. Bis heute erhalten Industrie-Landwirte hohe EU-Subventionen. Für jedes Stück Billig-Fleisch, das im Supermarkt verkauft wird, bezahlen auch vegane und vegetarische Steuerzahler mit.
Für Nahrungsmittel, die unsere Lebensgrundlagen zerstören, die Menschen dick und krank machen, unsere Gesundheitssysteme belasten und unnötiges Leid für Tiere verursachen.
Auch Milchprodukte werden üppig aus Steuergeldern bezuschusst, gefördert und den marktwirtschaftlichen Gesetzen dadurch enthoben. Eine Folge der Agrar-Politik der vergangenen Jahrzehnte.
Auch die Folgen der Tierhaltungen für Klima und Ökosysteme muss bis heute die Allgemeinheit tragen.
Eine steuerliche Begünstigung pflanzlicher Lebensmittel kann daher nur der Anfang sein. Bereits jetzt bekommt Özdemir starken Gegenwind von Lobby-Organisationen, auch aus den Verbänden der Tierindustrie.
Ich bin gespannt, ob die gute Idee der steuerlichen Bevorzugung pflanzlicher Lebensmitteln genug politische Unterstützung erhält. Ich hoffe es!
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig