Weidende Kühe? So kämpfen Bio-Milchbauern GEGEN eine Weidepflicht!

Bei Bio geht’s den Tieren gut? Wenig könnte so entlarvend sein, wie die aktuellen Bauern-Proteste gegen eine Weidepflicht! Ein Kommentar.
Die Forderung der Bio-Milchbauern: Sie wollen ihre Kühe NICHT auf die Weide lassen müssen!
Zu den besonders aktiven Anti-Weidepflicht-Akteuren gehört ausgerechnet der Bio-Verband Naturland.
EU will, dass Bio-Kühe auf die Weide dürfen
Der Hintergrund: Die EU hat beschlossen, dass Bio-Milchbauern ihren Tieren die Möglichkeit zum Weiden geben müssen.
Als Verbraucher wird man überrascht fragen: War das nicht schon immer so? Gerade die Bio-Bauern werben doch immer mit Tierschutz und grüner Idylle!
Auch ich bin lange davon ausgegangen, dass eine Weide etwas so Grundlegendes ist, dass mir gar nicht in den Sinn gekommen wäre, dass es Bio-Milch von Kühen geben könnte, die nicht weiden dürfen.
Und noch unglaublicher: Offensichtlich werben Bio-Verbände selbst dann mit Bildern von weidenden Kühen, wenn einige Mitglieder gar keine Weide haben!
Bio-Milchbauern wollen Bio-Siegel behalten – auch ohne Weide
Viele Milchbauern, die Bio-Milch verkaufen, haben keine Weiden. Wenn die Weidepflicht für Bio-Milchkühe ab Mai in Kraft tritt, ist ihre Milch nicht mehr bio-zertifizierbar. Molkereien zahlen dann weniger Geld.
Die Proteste gegen eine Weidepflicht sind also kommerzieller Natur.
Die ganze Debatte hat immerhin eine gute Sache. Denn so erfahren hoffentlich viele Verbraucher, dass auch Bio-Milchbauern ihre Kühe nicht immer auf die Weide lassen – und sogar dagegen ankämpfen.
Dass Verbände wie Naturland sogar aktiv gegen eine Weidepflicht eintreten, obwohl dies ein elementares Grundbedürfnis von Tieren ist.
Was Verbraucher jetzt tun können
Zum Glück geht's auch ohne Kuhmilch. Die enthaltenen Hormone und Wachstumsfaktoren regen ein Kalb zum Wachsen an – tun einem erwachsenen Menschen aber auf Dauer gar nicht gut. Davor warnte der Arzt Prof. Dr. Bodo Melnik im Interview.

Besser: Hafermilch als biologischem Anbau. Die kostet oft weniger als herkömmliche Kuhmilch und ist zudem besser für Umwelt und Klima.
Eine Sache können wir leider nicht direkt beeinflussen: die vielen Wege, mit denen die Milch-Industrie vom Staat bezuschusst wird.
Kuhmilch kann im Laden nur deshalb so billig sein, weil sie von den Regeln der Marktwirtschaft befreit wird. Manch ein Bio-Milchbauer erhält 50 % seines Einkommens über Subventionen vom Staat. Dazu kommen Pfandregelungen, Schulmilchprogramme und Co.
Und wer zahlt dafür? Wir, die Steuerzahler!
Umso wichtiger ist, dass jetzt möglichst viele Verbraucher vom heuchlerischen Kampf der Bio-Milchbauern gegen die Weidepflicht erfahren – und davon, wie wichtig es ist, der Bio-Milchwerbung nicht blind zu vertrauen.
Ich hatte den Bio-Tierhaltern lange Zeit geglaubt. Und ich wurde immer wieder enttäuscht. Fälle wie dieser zeigen mir, warum der Griff zur guten Hafermilch viel mehr ist als eine Frage des Geschmacks.
P. S. 2023 hatte ich einen Bio-Milchbauern auf seinem Hof besucht. Das Ziel: ein respektvoller Austausch über unterschiedliche Sichtweisen. Die Annäherung war für uns beide schwer, doch es hat sich gelohnt. Leider hat der Milchbauer danach den Kontakt abgebrochen. Einen Grund habe ich nie erfahren. → Hier mein Erfahrungsbericht.
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