Sind Veganer eine Bedrohung für Metzgereien?
Die Zahl der Veganer in Deutschland wächst weiter. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine pflanzliche Ernährung. Angesichts dieses gesunden, ökologischen und tierfreundlichen Trends äußern Metzgereien in Deutschland immer mal wieder die Sorge, Veganer würden ihre Existenz gefährden.
Doch sind Veganer wirklich eine Bedrohung für Metzgereien in Deutschland?
Natürlich nicht. Wie alle Lebensmittelbetriebe haben auch Metzgereien ihre Zielgruppe. Veganer verzehren keine Tierprodukte und sind daher im Normalfall für Metzgereien natürlich keine interessante Kundschaft. Das ist ihr gutes Recht. Wie schon immer, ändern sich Gesellschaften und ihre kulinarischen Gewohnheiten. Eine Bedrohung geht von Veganern dabei aber natürlich nicht aus.
Die Wirtschaftskraft der Veganer geht auch nicht verloren. Von einer veganen Zielgruppe profitieren die Geschäfte, die entsprechende Ware anbieten. Ganz besonders die Biomärkte und Veggie-Abteilungen in den Supermärkten, die eine wahre Fülle an Aufschnitt, Aufstrich und Kochzutaten anbieten.
Die Chance für Metzgereien liegt darin, bewusst vegane Lebensmittel ins Sortiment aufnehmen. Wenn also aus einem Fleischverkäufer ein Feinkost-Verkäufer wird, der auch selbst gemachte, vegane Feinkost-Salate, Seitan-Würstchen oder Bratlinge anbietet. Und: Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Metzger zum Vegan-Spezialisten wird.
Profilierung durch pflanzliche Angebote
Das größte Problem der Metzgereien sind heute nicht die Veganer, sondern das fehlende Profil der Fleischläden. Als Metzgereien in den 1980-er Jahren aus Profitgründen begonnen haben, selbst billige Industrieware zu verkaufen, haben sie sich der Beliebigkeit ausgesetzt. Kaum etwas unterscheidet sie heute mehr von der Fleischtheke im Supermarkt. Eine vegane Spezialisierung könnte das ändern.
Denn Fleisch kuttern kann Jeder. Die Kunst der Metzger ist es, zu würzen, zu marinieren und appetitlich zu präsentieren. Und natürliche Kräuter und Gewürze sind seit jeher vegan. Wer statt Fleisch auf Seitan, Sojaprotein und Erbseneiweiß setzt, kann ganz neue Geschmacks-Kreationen erzeugen - und ganz neue Kunden ansprechen. Nicht nur Veganer, sondern auch Gesundheitsbewusste, Sportler, Mütter und Senioren. All jene Menschen also, die ganz besonders von einer pflanzenbasierten Ernährung profitieren können.
Lieber Tofu, Seitan oder Tempeh?
Veganer sind für Metzgereien also keine Gefahr. Sie sind ein Teil der Gesellschaft, die sich insgesamt immer stärker den pflanzlichen Lebensmitteln zuwendet. Diese Chance kann man als Metzger ängstlich und kritisch aus der Distanz beobachten - oder umdenken und den Trend zu einer gesunden Ernährung auch wirtschaftlich begleiten. Ein wenig Offenheit und ein Blick über den eigenen Tellerrand ist dafür freilich unvermeidlich.
Metzgereien könnten von einer Sortiments-Erweiterung (oder sogar von einer kompletten Sortiments-Umstellung) profitieren. Denn der "vegane Trend" hält weiter an und wird (auch angesichts der vielen gesundheitlichen Entdeckungen) nicht so schnell abebben. Da die veganen Szenen recht gut vernetzt sind, ist es umso wichtiger, entsprechende Kontakte zu Multiplikatoren zu pflegen - also zu den Menschen, die das Engagement von Metzgereien im veganen Bereich lautstark zu würdigen wissen.
Wer sich also auch unternehmerisch für die Zukunft wappnen möchte, setzt besser auf pflanzenbasierte Kost. Durch diese Art der Spezialisierung können Metzgereien zu Feinkostgeschäften werden - und sich durch Profilierung von der Konkurrenz abheben.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig