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Ist Veganismus eine Ideologie?

Veganismus: Keine Ideologie
Veganismus: Keine Ideologie Bild: Jeff Coffman (bearb.) Bildtitel: Clouds, CC-BY

Entgegen landläufiger Klischees leben heute viele Menschen vegan, um sich gesund und fit zu fühlen und um auf genussvolle Weise Tiere und Natur zu schützen. Inspiration statt „Bekehrung“, Information statt Dogma. Veganismus wird als bewusster Lebensstil und als Statement gegen Ausbeutung geschätzt – und das zu Recht. Natürlich ist Veganismus kein Dogma und keine Ideologie.

Aus ökologischer, gesundheitlicher und ethischer Sicht spricht viel für eine vegane Lebensweise. In vielerlei Hinsicht gibt es also triftige Gründe, selbst vegan zu leben. Doch diese Überzeugung resultiert nicht aus strikter Ideologie, sondern aus Selbstreflektion, Überlegungen und ständiger Hinterfragung.
Im Gegensatz zu einer stets selbst hinterfragten Lebenseinstellung wirkt eine Ideologie wie ein starrer Filter. Alles, was nicht in die eigene Überzeugung passt, wird ausgeblendet. Ideologien machen blind für Aspekte, die nicht ins eigene, ideologische Bild passen. Deshalb ist Veganismus keine Ideologie.

Ideologien erhalten sich selbst

Eine Ideologie ist unflexibel und kann kaum auf Veränderungen reagieren. Ideologien erkennt man gut an einer sehr deutlichen und absoluten Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Menschen oder Verhaltensweisen. Religiöse Aktivisten sind oft ideologisch geprägt, aber auch in der Politik findet man viele Ideologen. Überall dort, wo es um empfundene Werte geht, besteht die Gefahr einer ideologischen Verblendung. Dabei entsteht das ideologische Weltbild praktisch unbewusst, zum Beispiel durch Erziehung, Umwelt und Tradition. Auch der Fleischverzehr basiert auf einer Ideologie, dem „Karnismus“.

Ideologien sind ein Hauptgrund für Ausländerhass, Ungleichbehandlung zwischen Frauen und Männern und für die Ausbeutung von Tieren. Eine Ideologie „darf“ nicht hinterfragt werden, denn das widerspricht der Ideologie. Wer einem Ideologen widerspricht, muss oft mit bitteren Beschuldigungen rechnen. Im schlimmsten Fall dienen Ideologien sogar als Rechtfertigung für Kriege und Massenmorde.

Veganismus ist an sich keine Ideologie

Manch ein Veganer kennt die ideologischen Provokationen von „Fleischessern“. Typische Vegan-Klischees dienen der Stabilisierung der eigenen Ideologie, Fleisch essen zu „müssen“. Und sicher sind auch nicht alle Veganer vor Ideologien gefeit. Manchmal wird Veganismus sogar als Grundlage für eine Ideologie missbraucht. Dabei ist Veganismus an sich nicht mehr als eine Philosophie. Veganismus ist keine allgemeine Weisheit. Niemand muss einer Gruppe angehören oder spezielle Rituale befolgen, um vegan zu leben. Vegan ist ein Lebensstil, der sich bewusst gegen Unterdrückung und Ausbeutung richtet.

Es gibt durchaus unterschiedliche Auslegungen der veganen Lebensweise. Für die Einen ist Veganismus nur eine Ernährungsform, eine Art Diät, während er für andere Menschen durchaus eine tragende Rolle im Leben spielt. Beides ist wunderbar. So lange die eigene Lebensweise und Weltanschauung stets hinterfragt wird und man sich mit den Hintergründen der eigenen Entscheidungen auseinandersetzt, besteht keine Gefahr, ideologisch verblendet zu werden.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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