Rezension: "Vegan ist Unsinn!". Was taugt das Argumente-Buch?
"Vegan ist Unsinn!", so lautet der Titel des neuen Buchs von den Autoren Niko Rittenau, Patrick Schönfeld und Ed Winters. Der Untertitel des Wälzers: "Populäre Argumente gegen den Veganismus und wie man sie entkräftet".
Anders als der Titel also auf den ersten Blick vermuten lässt, handelt es sich hier nicht um ein Pamphlet gegen vegane Lebensweise, sondern um eine pro-vegane Argumente-Sammlung.
Und das auf knapp 370 Seiten!
Die Autoren zerlegen die geläufigsten Argumente und Mythen gegen Veganismus gewissenhaft in Nanopartikel, um sie dann in aller Gründlichkeit zu untersuchen und ihrem Wahrheitsgehalt auf den Grund zu gehen.
"Vegan ist Unsinn!" ist mit seinen vielen penibel gesammelten Quellen also eine regelrecht wissenschaftliche Analyse populärer Vorurteile. Ein Fundus für alle Vegan-Aktivisten, insbesondere die, die sich ihren Glauben an die Macht guter Sachargumente bewahren konnten.
Behandelt werden "Argumente" wie:
- "Veganismus ist unnatürlich",
- "Veganismus fördert Essstörungen",
- "Tierische Produkte zu essen ist natürlich",
- ... und 27 weitere typische Vorurteile und "Gegenargumente".
Wer sich also schon öfter gefragt hat, wie man zum verbreiteten "Bullshit-Bingo" argumentieren soll, findet in "Vegan ist Unsinn!" eine Art Argumentations-Leitfaden.
Und die Autoren sind in der veganen Szene auch nicht unbekannt.
Niko Rittenau ist einer der produktivsten veganen Sachbuch-Autoren auf dem deutschsprachigen Markt. Er hat mit "Vegan-Klischee ade! (Rezension)" und dem dazugehörigen Vegan-Kochbuch (Rezension) (zusammen mit Sebastian Copien) bereits zwei Spiegel-Bestseller geschrieben.
Patrick Schönfeld wird Vielen von euch als "Der Artgenosse" bekannt sein, der in zahlreichen ernst-unterhaltsamen Youtube-Videos typische Vegan-Vorurteile zerlegt.
Und Ed Winters treibt sich international als Tierrechtler "Earthlings Ed" durch die Sozialen Netzwerke.
Was die drei in der Szene durchaus prominenten Autoren da auf die Beine gestellt haben, ist schon beeindruckend.
Ob's was hilft?
Die meisten populären Pseudo-Argumente gegen Veganismus sind - das zeigt auch das Buch wieder - Scheinargumente. In vielen Fällen sollen sie eine sachliche Debatte vielmehr torpedieren.
Was ich in "Vegan ist Unsinn!" vermisst habe, ist deshalb der psychologische Hintergrund. Warum verwenden Menschen überhaupt Argumenten, die keiner Prüfung standhalten - und zwar oft wider besseren Wissens? Und was hilft wirklich, um Menschen zu erreichen, für die Sachargumente keine Rolle spielen?
Was tun, wenn Menschen Pseudo-Argumente vorschieben, um eben nicht sachlich zu diskutieren?
Noch mehr Sachargumente auffahren?
In Zeiten der Klimakrise weisen Forscher immer wieder darauf hin, dass Sachargumente in der Massenkommunikation weit überschätzt werden. Was wir vielmehr bräuchten, seien Strategien zum Umgang mit Ignoranz. Das wichtige Thema fehlt mir in "Vegan ist Unsinn!".
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig