Was ist eigentlich integrierter Anbau?
Viele frischen Lebensmittel stammen laut Etikett aus "Integriertem Anbau". Doch was ist "integrierter Anbau" überhaupt? Wofür steht diese Bezeichnung?
Die industrielle Massenproduktion von Lebensmitteln stößt aufgrund der Folgen für Umwelt und Klima auf immer mehr Ablehnung in der Bevölkerung. Synthetische Düngemittel, Pestizide, Schlachtabfälle - es ist wirklich nicht immer appetitlich!
Da klingt der Verweis auf "integrierten Anbau" nach etwas Kontrolliertem. Nach etwas, das ein Produkt von der Masse abhebt. Etwas, das vorteilhaft sein muss. Sonst würde man es ja nicht aufs Etikett drucken. Oder?
Auch wenn Erzeuger mit "integriertem Anbau" werben und ihn gerne - zumindest bildlich und symbolisch - in die Ecke der Bio-Landwirtschaft rücken, hat der Begriff im Grunde gar keine Aussagekraft.
"Integrierter Anbau" steht für: Nichts. Es gibt weder eine gesetzliche Definition dafür, was "integrierter Anbau" sein soll, noch privatrechtliche Siegel, die die Einhaltung irgendwelcher Standards garantieren würden.
Auch, wenn landwirtschaftliche Betriebe und Agenturen stets von einer bessern Landwirtschaft schwärmen, ist der Verweis auf "integrierten Anbau" kein verlässlicher Garant dafür, dass es wirklich besser ist. Es ist allenfalls eine freiwillige und unverbindliche Willenserklärung, nicht ausschließlich profitorientiert zu arbeiten.
"Integrierter Anbau": Nah an der Verbrauchertäuschung
Und so absurd es klingt, mit einem nichtssagenden Begriff zu werben, so effektiv ist es offenbar. Denn sonst würden die Erzeuger ja sicherlich drauf verzichten.
Ähnlich ist es übrigens auch mit dem "kontrollierten Anbau", der nichts weiter bedeutet, als das im Zuge des Anbaus irgend etwas kontrolliert wurde. Und sei es, etwas zynisch ausgedrückt, nur die Füllhöhe des Behälters für den Kunstdünger.
Begriffe wie "integrierter Anbau" und "kontrollierter Anbau" sind für sich wenig wert. Sie dienen mutmaßlich dazu, ein schöneres Bild von einer verantwortungsvollen, ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft zu erzeugen. Auch, wenn das nichts mit der Realität zu tun hat und weitgehend im eigenen Ermessen der Erzeuger liegt.
"Bio" ist hingegen ein geschützter Begriff. Die biologische Landwirtschaft unterliegt tatsächlich Kontrollen und strengen Bedingungen. Und das gilt auch für Lebensmittel aus "kontrolliert biologischem Anbau". Im Gegensatz zum "integrierten" oder "kontrollierten" Anbau sind "Bio"-Lebensmittel also deutlich vertrauenswürdiger.
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Autor: Kilian Dreißig