Faktencheck: War Hitler Vegetarier?
War Adolf Hitler Vegetarier? Aß einer der historisch größten Verbrecher aus ethischen Gründen kein Fleisch?
Wenn es um die großen Fragen der Ernährung geht, wird dieses Argument oft hervorgebracht, frei nach dem Motto: wenn Hitler Vegetarier war, können Vegetarier ja auch nicht viel besser sein!
Die Frage, ob Hitler vegetarisch gegessen hat, ist somit ein klassischer Whataboutism. Ein Ablenkungsmanöver, um eine inhaltliche Diskussion zu unterminieren und von der Brutalität und Gewalt in der Tierindustrie abzulenken.
Doch was ist wirklich dran an der These, dass sich Hitler vegetarisch ernährt hat? Welche Fakten gibt es? Ist wirklich etwas dran am Mythos, dass der "Führer" aus ethischen Gründen kein Fleisch gegessen hat – aber Millionen Menschen umbringen ließ?
Hitler war kein Vegetarier. Er mochte Fleisch.
Tatsächlich ist an der These vom vegetarischen „Führer“ wenig dran. Adolf Hitler wurde zwar von Propagandaminister Goebbels bewusst als Asket dargestellt, der auf Liebschaften, Alkohol und Fleisch verzichtet, um allein seiner Nation zu dienen.
Wirklich soll Hitler aber Fleisch verzehrt, geheime Liebschaften gepflegt und Alkohol konsumiert haben. Zu den bekanntesten Fleischgerichten, die Hitler serviert wurden, gehörten gefüllte Tauben und Weißwürste.
Dies berichtet etwa die damalige Hotel-Köchin Dione Lucas in ihrem „Feinschmecker-Kochbuch“[1]. Auch der Koch Willy Kannenberg soll hin und wieder Wurstgerichte für Hitler zubereitet haben [2].
Das Bild vom angeblich aufrechten Vegetarier Adolf Hitler basierte demzufolge auf Heuchelei.
Zeitweise soll Hitler den Fleischverzehr aus gesundheitlichen Gründen reduziert haben, um Verdauungsbeschwerden und Schweißausbrüche zu bekämpfen – die gesundheitlichen Vorteile einer vegetarischen Ernährung waren in ihren Grundzügen sicherlich schon damals bekannt.
Gleichwohl hatte Hitler bekanntermaßen keineswegs eine friedvolle Welt ohne unnötige Gewalt im Sinn. Die Ablehnung unnötiger Gewalt ist dabei ein Kernmotiv vieler Vegetarier.
War Hitler Vegetarier, oder nicht? Es spielt keine Rolle!
Die vegetarische Ernährung war schon lange vor Hitler bekannt und die damaligen Vegetarier-Vereinigungen galten bei NS-Ideologen als unerwünscht, weil potenziell pazifistisch.
Der Aufforderung, sich der „Deutschen Gesellschaft für Lebensreform“, einer ideologisch geprägten NS-Organisation anzuschließen, widersetzten sich die meisten der damaligen Vegetarier-Verbände, indem sie sich auflösten [3]. Eine ideologische Übereinstimmung zwischen Nationalsozialismus und der vegetarischen Philosophie kann also ausgeschlossen werden.
Letztlich spielt es bei einer faktenbasierten Beurteilung einer vegetarischen Ernährung keine Rolle, ob auch Hitler sich möglicherweise zeitweise vegetarisch ernährt hat. Hitler war Fleischesser. Ebenso wie Goebbels, Stalin und die meisten anderen Verbrecher der Menschheitsgeschichte.
Und doch hat das „Argument“, Hitler sei auch Vegetarier gewesen, eine Funktion. Es weckt Assoziationen zu einer tödlichen Ideologie. Einer Ideologie, mit der man am liebsten nichts zu tun hätte. Und damit dient das „Argument“ von Hitler, dem angeblichen Vegetarier, auch dazu, das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen.
Denn auch wenn Hitler Veganer gewesen wäre, hätte seine Ideologie ja in keiner Weise mit Nachhaltigkeit, Respekt und Ablehnung unnötiger Gewalt zusammen gepasst.
Und was lernen wir daraus?
- Hitler war kein Vegetarier. Er hat laut Zeitzeugen auch Fleisch gegessen.
- Möglicherweise gab es Phasen, in denen Hitler aus gesundheitlichen Gründen fleischfrei gegessen hat.
- Der Hinweis darauf, dass Hitler Vegetarier gewesen sei, ist ein Ablenkungsmanöver, um Vegetarismus in die Nähe einer tödlichen, menschenfeindlichen Ideologie zu rücken.
Update: Der Artikel wurde zuletzt am 25.8.2023 überarbeitet.
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig