Gute Gründe gegen einen Veggie-Day in der Woche
Wer eine kontroverse Diskussion anzetteln möchte, sollte unbedingt das Thema vegetarische Ernährung ansprechen! Das haben auch die „Grünen“ erfahren, nachdem sie im Jahr 2013 einen „Veggie-Day“ in ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl aufgenommen hatten. Die Partei scheiterte bei der Wahl und handelte sich bundesweiten Spott als Spaßverderber-Partei ein. Seitdem halten sich die „Grünen“ bei diesem Thema merklich zurück.
Beim Veggie-Day handelt es sich um einen Tag in der Woche, an dem vegetarisch gegessen wird, also ohne Fleisch. Die „Grünen“ wollten Mensen von öffentlichen Einrichtungen dazu motivieren, an einem Tag in der Woche vegetarische Gerichte anzubieten. Dieses Angebot sollte auf Freiwilligkeit beruhen – von Zwang keine Spur. Auch der Vegetarierbund ruft mit Donnerstag ist Veggietag zu einem vegetarischen Tag in der Woche auf. Besser an einem Tag vegetarisch, als gar nicht – das ist das Motto des Veggie-Days.
Doch ein Veggie-Day ist verhältnismäßig nutzlos – der Einsatz für einen vegetarischen Aktionstag in der Woche birgt sogar Gefahren. Es gibt triftige Gründe für eine Portion Skepsis gegenüber einem wöchentlichen Veggie-Day.
Die Auswirkungen der Tierhaltung sind größer als die von PKW, LKW, Schiffen und Flugzeugen zusammen
Das Problem: Ein Veggie-Tag ist einerseits politisch kaum verkäuflich und reicht andererseits auch nicht aus, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Als Ziel eines Veggie-Days wird (neben ethischen Gründen) insbesondere der Klima- und Naturschutz genannt.
Die Auswirkungen der Tierhaltungen auf das Klima sind jedoch so enorm, dass sie sogar den kompletten Verkehrssektor überragen. Nutztiere, insbesondere Rinder, stoßen unermessliche Mengen an Methangas aus, das ca. 20x schädlicher fürs Klima ist als CO2 – und den Klimawandel richtig anfeuert. Dazu kommt der ressourcenfressende Anbau von Futtermitteln, u.a. auf ehemaligen Regenwaldflächen. Die Erzeugung von Fleisch, Milch und anderen Tierprodukten ist ein größerer „Klimakiller“ als Kohlekraftwerke oder der gesamte Verkehrssektor inkl. Autos, LKW, Schiffen und Flugzeugen!
Klimaforscher sind der Ansicht, dass sich das Klima der Erde auf keinen Fall um mehr als durchschnittlich 2 Grad erwärmen darf. Eine stärkere Erwärmung würde zu kaum mehr kontrollierbaren Umweltkatastrophen, Hungersnöten und Wasserknappheit führen. Diese wiederum könnten Kriege auslösen, Unruhen und endlose Flüchtlingsströme. Manche Wissenschaftler sehen sogar die Demokratie in Gefahr – zu schwerfällig sei sie, um die Folgen des Klimawandels in den Griff zu bekommen. Wenn nicht schleunigst wirksame Maßnahmen getroffen werden, könnte selbst die 2-Grad-Marke überschritten werden. Das kann der Fleischverzehr nicht wert sein. Und hier hilft wohl auch kein Veggie-Day pro Woche.
Ein Veggie-Day setzt falsche Anreize und könnte effiziente Maßnahmen verzögern
Eigentlich klingt ein Veggie-Day nach einem guten Ansatz, wenn doch die Erzeugung von Tierprodukten der Hauptgrund für die Klimaerwärmung ist. Grundsätzlich ist er das auch, zumindest wenn tatsächlich auf Tierprodukte verzichtet wird. Der Aktionstag wird von einigen Initiativen auch als eine Art „Einstiegs-Aktion“ gesehen, um die Hemmschwellen vor einer vegetarischen Ernährung zu senken. Allein: Das funktioniert selten – und die Forderung nach einem „bequemen Zwischenschritt“ kann auch effektivere Maßnahmen verzögern.
- Ein einzelner, weltweiter Veggie-Day pro Woche könnte die Klimaerwärmung nicht schnell genug stoppen, da an den restlichen Tagen weiterhin Fleisch verzehrt würde, dessen Erzeugung aktiv zum Klimawandel beiträgt.
- Selbst an einem Veggie-Day könnten weiterhin Tierprodukte wie Milch oder Eier verzehrt werden. Diese sind aber – ähnlich wie Fleisch – enorm klimaschädlich und verbrauchen deutlich mehr Ressourcen als pflanzliche Lebensmittel
- Der wöchentliche Veggie-Day würde Konsumenten das Gefühl vermitteln, bereits genug für das Klima zu tun, was angesichts der übrigen sechs Tage mit Tierprodukten unzutreffend wäre
- die Bemühungen, einen Veggie-Day zu etablieren, könnten wichtigere Maßnahmen verzögern oder verhindern, z. B. eine Besteuerung klimaschädlicher Produkte nach dem Verursacher-Prinzip. Der Einsatz für einen Veggie-Day könnte dadurch wichtige Ressourcen binden, die anderweitig effizienter eingesetzt werden könnten.
Der Veggie-Day dient der Bequemlichkeit – und verzögert effiziente Maßnahmen
Natürlich hat ein Veggie-Day auch Einfluss auf die eigene Gesundheit und die der sogenannten „Nutztiere“. Doch eine vegane – und faktisch vielfach klimafreundlichere und ökologischere Lebensweise – ist heute so einfach und genussvoll, dass es eigentlich keinen Sinn macht, einen Zwischenschritt wie den Veggie-Day zu propagieren. Vegane Ernährung ist nur eine Frage der Umgewöhnung. Viele Veganer bezeichnen den veganen Einstieg als beste Entscheidung ihres Lebens – und fragen sich rückblickend, warum sie nicht schon viel früher umgestiegen sind.
Der Einstieg in eine vegane Ernährung ist deutlich konsequenter und kann aufgrund der umfangreichen Datenlage heute sehr gut begründet werden. Ein Veggie-Day kann sich hier vielmehr als Bremsklotz erweisen – zumal der weltweite Fleischverzehr mangels Alternativen und Ressourcen ohnehin dauerhaft abnehmen wird. Die Herausforderung der heutigen Zeit ist es also, den Klimawandel zu stoppen, bevor die Konsequenzen unkontrollierbar werden.
In der u.a. von Leonardo DiCaprio mitfinanzierten Dokumentation „Cowspiracy“ werden die Auswirkungen der Tierproduktion deutlich dargestellt. Zugleich gehen die Autoren ausführlich darauf ein, warum große Umweltschutzorganisationen so selten über Tierhaltungen als Klimakiller sprechen. (Siehe Produkttipp)
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig