Was ist eigentlich Epigenetik?
Wer sich mit einer gesunden Lebensweise beschäftigt, ist bestimmt schon einmal über den Begriff der Epigenetik gestolpert. Was es mit der Epigenetik auf sich hat, was der Begriff bedeutet und inwiefern sie auch mit der veganen Lebensweise zu tun hat - das erfahren Sie hier.
Der Begriff "Epigenetik" beschreibt einen Bereich der Biologie, der sich mit den Faktoren beschäftigt, die Einfluss auf Aktivierung oder Stilllegung einzelner Gene haben. Damit geht die Epigenetik auch der Frage nach, wie durch äußere Faktoren eine gewünschte Veränderungen an den Chromosomen erreicht werden kann. Zum Beispiel, um die Risiken für den Ausbruch genetisch "vorprogrammierter" Erkrankungen zu senken. Eine direkte Veränderung oder Mutation unserer DNA ist jedoch nicht Teil der Epigenetik.
Die eigene Genetik steuern
Untersuchungen zeigen, dass durch Modifizierung der Histone (bzw. Histonstränge), die unsere DNA umgeben, Einfluss auf Aktivierung oder Stilllegung einzelner Gene genommen werden kann, um dem Ausbruch einer genetisch "vorprogrammierten" Erkrankung vorzubeugen. Diese Modifikationen können, so zeigen Untersuchungen, durch externe Faktoren wie zum Beispiel eine gesunde Ernährung, Stressmanagement, oder auch eine intakte Umwelt gefördert werden. So kann Jeder seine eigene Genetik beeinflussen.
Eine wichtige Rolle in der epigenetischen Forschung hat die Zwillingsforschung. Denn besonders an eineiigen Zwillingen lässt sich im Laufe des Lebens eine Veränderung der Gene beobachten, die häufig auf Umwelteinflüsse zurückzuführen ist - und das Risiko für bestimmte Erkrankungen mitbestimmt. Auch hier geht es nicht um DNA-Veränderungen, sondern primär um Veränderungen an den Histonen, die unsere DNA umgeben und Teil der Gene sind.
Epigenetik: Ein wichtiger Teil der Präventionsmedizin.
Auch wenn die Epigenetik im alltäglichen Sprachgebrauch kaum vorkommt, handelt es sich doch um einen der wichtigsten Bereiche der aktuellen, biologischen Forschung, die auch großen Einfluss auf die Präventions-Medizin hat und auch in der Zukunft haben wird.
Fest steht jedenfalls schon heute, dass unsere Gesundheit zwar durch unsere Gene beeinflusst, nicht aber determiniert bzw. vorgegeben ist. Auch mit ungünstigen Genen können wir also in den meisten Fällen doch etwas für ein langes und gesundes Leben tun. Oder anders gesagt: Auch eine genetisch vorprogrammierte Krebserkrankung muss nicht zwingend zum Ausbruch kommen.
Untersuchungen haben längst gezeigt, dass unser Lebensstil einen bedeutenden Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Die wichtigste Rolle scheinen hierbei die Ernährung, die Umwelt und die Vermeidung von Stress zu sein. Dies haben unter anderem Untersuchungen an Orten gezeigt, an denen die Menschen bei guter Gesundheit besonders alt werden. Zu diesen so genannten "Blue Zones" gehören die Orte Okinawa (Japan), Sardinien (Italien), Nicoya (Costa Rica), Ikaria (Griechenland) und in Loma Linda in Kalifornien.
Epigenetik wird häufig in Verbindung mit den Siebenten-Tags-Adventisten gebracht, da sich viele Anhänger dieser Religion besonders gesund und überwiegend pflanzlich ernähren (und zu Recht stolz auf die wissenschaftlichen Vorteile dieser Ernährung sind). So gehört auch die "Blue Zone" Loma Linda, wo besonders viele Adventisten leben, zu den Orten mit der höchsten Lebenserwartung. Dennoch handelt es sich bei Epigenetik um einen Bereich der evidenzbasierten Biologie, der wohl in naher Zukunft auch für nicht-religiöse Menschen immer mehr Relevanz erhalten wird.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig