Trauben - besser mit oder ohne Kernen?
Der Herbst kommt, und mit ihm die Trauben-Saison! Die knackigen Weinbeeren erfrischen uns mit fruchtiger Süße und herrlichem Aroma. In den Obst-Auslagen von Bio- und Supermärkten finden wir eine große Auswahl an verschiedenen Tafeltrauben. Grüne, rosé-farbene, blaue und pinke. Einige dieser Traubensorten werden als "kernlos" beworben. Doch was hat es mit kernlosen Trauben auf sich?
Bei den kernlosen Weinbeeren handelt es sich meistens um die Sorte "Sultana", oft auch als "Thompson Seedless" bezeichnet. Da die Kerne bei Trauben bekanntlich der Fortpflanzung dienen, stellt sich schnell die Frage, wie die kernlosen Weintrauben überhaupt angebaut werden können. Handelt es sich um eine spezielle Züchtung, oder kommen auch in der Natur kernlose Trauben vor? Und wie lassen sich diese vermehren?
Kommen kernlose Trauben in der Natur vor?
Kernlose Trauben kommen auch in der Natur vor, allerdings handelt es sich um eine Mutation, die eine weitere Fortpflanzung verhindert. Ohne menschliches Zutun sind kernlose Trauben daher nicht fortpflanzungsfähig. Züchter von kernlosen Trauben verlassen sich auch nicht auf die Zufälle der Natur, sondern züchten eigene Sorten mit speziellen Eigenschaften.
Neben der Freiheit von Traubenkernen achten Züchter auf einen hohen Wasser- und Zuckergehalt und gute Transportfähigkeit. Denn die Tafeltrauben, die wir hier kaufen können, haben meist schon eine längere Reise hinter sich.
Zwar enthalten auch die "kernlosen" Trauben zunächst kleine Kerne, diese verkümmern aber im Laufe der Zeit und bilden sich weitgehend zurück. Beim Verzehr sind die verbleibenden Kern-Reste dann kaum zu bemerken.
Vermehrung von kernlosen Trauben.
Kernlose Trauben sind übrigens meist auch optisch schnell zu erkennen. Zumindest bei Bio-Trauben. Denn da Traubenkerne während des Wachstums Hormone absondern, sind die kernlosen Trauben meist deutlich kleiner. Im konventionellen Anbau von Tafeltrauben werden daher häufig Wachstumshormone versprüht, um auch die Früchte mit den verkümmerten Kernen zu Wachstum zu treiben.
Um die kernlosen Trauben aber zu vermehren, nutzen die Weinbauern einen Trick. Sie "veredeln" fortpflanzungsfähige, kernige Traubenstöcke mit Stecklingen kernloser Züchtungen. Diese wachsen am neuen Stamm munter weiter, bilden aber weiterhin kernlose Weinbeeren. Dieses Verfahren kennt man von vielen anderen Obstsorten, bei denen Hybridsorten auf fortpflanzungsfähige Stämme gepfropft werden. An einem Weinstock können daher unterschiedliche Sorten wachsen.
Trauben: Lieber mit oder ohne Kerne?
Trauben mit Kernen sind gesünder.
So lecker kernlose Trauben auch schmecken und so angenehm das Kaugefühl auch sein mag: Auf einige wertvolle Inhaltsstoffe muss man bei ihnen doch verzichten. Denn Traubenkerne enthalten zum Beispiel wertvolle Polyphenole, denen vielfach gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgewiesen wurden. Viele der in Traubenkernen enthaltenen Stoffe sollen entzündungshemmend, antioxidativ und sogar hemmend gegen bestimmte Krebszellen wirken. Nicht ohne Grund gibt es inzwischen spezielle Nahrungsergänzungsmittel mit Traubenkernextrakt (OPC = Oligomere Proanthocyanidine).
Da die harten Traubenkerne aber nicht ohne weiteres vom Verdauungssystem geknackt werden können, muss man sich, wenn man in den Genuss ihrer gesunden Inhaltsstoffe kommen möchte, schon den bitteren Tatsachen stellen - und die herben Traubenkerne zerbeißen.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig