Echtpelz zuverlässig erkennen

Die Mütze, die sich Thea kürzlich gekauft hat, war viel zu billig für echten Pelz. Dachte sie. Denn dieser Kopfwärmer hat weniger als 15 Euro gekostet - inklusive dem flauschigen Pelz-Puschel oben drauf. Erst später hat sie erfahren, dass sie tatsächlich einen Teil eines Hundes auf dem Kopf trug. Für die Tierfreundin ein echter Schock!
Tatsächlich geht es vielen Verbrauchern so. Denn Echtpelz ist heutzutage für Laien weder anhand des Preises, noch am Aussehen sicher von Kunstpelz zu unterscheiden. Schlimmer noch: Echtpelz wird längst auch in Ramsch-Artikeln verarbeitet und oft sogar unter Phantasie-Namen vermarktet.
Doch wie kann man sicher gehen, dass in Jacken, Mützen und Co kein echter Pelz verarbeitet wurde? Wie kann man Kunstpelz von Echtpelz sicher unterscheiden?
Echtpelz von Kunstpelz zu unterscheiden braucht schon etwas Zeit und ein gehöriges Hintergrundwissen. Galt Echtpelz früher als Luxusgut, wird er heute massenweise in Kapuzen, Mützen, Handschuhen und selbst in Schlüsselanhängern verarbeitet. Von Luxus keine Spur.
Echtpelz lässt sich nicht am Preis erkennen
Viele Menschen glauben, dass Echtpelz immer noch extrem teuer sei und daher leicht am Preis erkennbar wäre. In alten Zeiten haben Menschen schließlich für einen Echtpelz-Mantel ein halbes Vermögen ausgegeben. Wie kann da eine Pelzmütze heute 15 Euro oder weniger kosten?
Einer der Gründe, warum Echtpelz so billig ist, ist die massenweise Produktion unter kriminellen Bedingungen in Fernost. Ein großer Teil der Pelze, die in Deutschland auf den Markt kommen (nämlich ca. 50%), stammen aus China. Recherchen von Tierschutz-Organisationen haben ergeben, dass diese oft von Marderhunden oder Katzen stammten. Diese werden z. B. in Hinterhöfen gezüchtet, oder einfach eingefangen und gehäutet. [1]
Ist Pelztragen schlimmer als Leder?
Doch da kaum ein Mensch in Deutschland gerne einen Hunde- oder Katzenpelz aus kriminellen Produktionsbedingungen trägt, erhalten diese Pelze oft phantasievolle Namen. Ein asiatischer Hundepelz wird so schnell zum "asiatischen Waschbär", "China-Wolf" oder "Dogue de Chine". In einer Kampagne von Animals United werden unzählige Tarnnamen für Echtpelz aufgelistet [2].
Echtpelz wird auch als Kunstpelz vermarktet
Mittlerweile ist Echtpelz billiger als ein hochwertiger, künstlicher Webpelz. So kam es immer wieder vor, dass echter Pelz als "Kunstpelz" vermarktet wurde. Nicht einmal die Verarbeiter können offensichtlich zuverlässig sagen, ob ihnen ein echter Pelz oder ein künstlich erzeugter Pelz verkauft wurde. Gewissheit darüber, welchem Tier ein Pelz abgezogen wurde, bringt nur ein Gen-Test im Labor, der für Endverbraucher in der Regel viel zu umständlich und zu teuer ist.
Doch auch Echtpelz aus Europäischer Pelztier-Zucht ist keineswegs tierfreundlich - nur teurer. Die Tiere werden in der Regel in kleinen Gitterkästen gehalten, die - um den Pelzwuchs zu fördern - kaum vor Wind geschützt sind. Es gibt bereits unzählige Videos über das Leid der Pelztiere, sodass wir Dir an dieser Stelle genauere Schilderungen ersparen möchten.
Im Zweifel auf Pelz ganz verzichten
Da sich Echtpelz von Kunstpelz nicht so leicht unterscheiden lässt, kann man nur dann auf Nummer sicher gehen, wenn man den Pelz sehr gründlich (am besten mit einer Lupe) prüft. Bei Webpelz ist am Haar-Ansatz eine Textil-Schicht zu erkennen. Bei Echtpelz ist nur das Leder zu sehen. Allerdings ist auch diese Methode nicht zu 100% sicher, da theoretisch auch Tierhaare verwebt werden können. Wer definitiv keinen Echtpelz tragen möchte, sollte daher generell vom Kauf von Pelz-Produkten absehen.
Übrigens: Selbst wenn sich Unternehmen dazu bekennen, keinen Pelz mehr zu verkaufen, ist das noch lange keine Garantie, dass sie ihr Versprechen auch halten. Die Modekette Escada hatte z. B. vor einigen Jahren - nach jahrelangen Protesten von Tierschützern - bekannt gegeben, keinen Echtpelz mehr verkaufen zu wollen. Wenig später wurde auch dort wieder Echtpelz verkauft. [4] [5]
Ob Pelz oder Leder - für beide Produkte müssen Tiere sterben. Stellt sich die Frage: Ist Leder wirklich besser als Pelz?
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig