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Ist Carrageen (E 407) vegan? Und wie gesund ist es? [Aktualisiert!]

Carrageen wird u.a. als Verdickungsmittel verwendet, auch in vielen Desserts. Bild: pixabay.com (bearb.)
Dieser Artikel basierte ursprünglich auf einer Quelle, die mittlerweile nicht mehr zugänglich ist. Dies haben wir zum Anlass genommen, den Artikel deutlich zu überarbeiten und zu aktualisieren.

Carrageen ist ein Ballaststoff und wird als Gelier- und Verdickungsmittel, sowie als Stabilisator eingesetzt. Es hat die E-Nummer E 407 und wird in vielen Lebensmitteln aus den unterschiedlichsten Kategorien verwendet.

Man findet Carrageen in Nahrungsmitteln wie Desserts, Süßwaren, Wurst, Schlagsahne und auch in manch einer veganen Fleischalternative.

Doch ist Carrageen eigentlich vegan? Und wie gesund ist der Zusatzstoff?

Tatsächlich ist Carrageen eine vegane Zutat. Der Stoff wird aus Rotalgen isoliert und ist ein pflanzlicher Ballaststoff.

Wie gesund oder schädlich ist Carrageen?

Ob Carrageen gesund ist, steht auf einem anderen Blatt. Tatsächlich wird in Medien immer wieder kontrovers darüber diskutiert, ob Carrageen die Darmschleimhaut beschädigen und zu Allergie-ähnlichen Symptomen, Entzündungen und Geschwüren führen kann.

Mitunter wird auch der Verdacht geäußert, dass Carrageen – unmittelbar, oder über lange Zeit hinweg – krebserregend sei.

Die aktuell verfügbaren Informationen lassen jedoch das vorläufige Fazit zu, dass von Carrageen keine akute Gefahr ausgeht.

  • Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält eine tägliche Einnahmemenge von 75 mg pro Kilo Körpergewicht für unproblematisch. Eine Frau mit 65 Kilo Körpergewicht könnte demnach 4,8 Gramm Carrageen am Tag verzehren. [1]
  • In den USA ist Carrageen ohne Begrenzung durch die FDA zugelassen. [2]

Eine frühere Bewertung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) aus dem Jahr 1983 gibt an, dass in Fütterungsversuchen mit Ratten und Hamstern bei nativem Carrageen (das in Lebensmitteln eingesetzt wird) keine Karzinogenität festgestellt wurde (Karzinogenität = Krebs verursachende Eigenschaft). [3]

Bei In-Vitro-Versuchen mit Zellen und Bakterien soll abgebautes Carrageen (das nicht in Lebensmitteln verwendet wird) ebenfalls keine mutagenen Effekte gezeigt haben. In Tierversuchen sollen bei Ratten jedoch vermehrte Fälle von Krebs ausgetreten sein.

Ergebnisse aus Tierversuchen lassen sich nicht immer auf Menschen übertragen und sind daher in der Regel nicht als alleinstehender Beweis verwertbar. Bei Fütterungsversuchen werden zudem oft extrem hohe Dosierungen einer Substanz verwendet.

Die Untersuchung kam damals zu dem Schluss, dass nach den verfügbaren Daten kein Beweis vorläge, dass natives (nicht abgebautes) Carrageen bei Versuchstieren krebserregend sei. Mangels Daten könnte die Karzinogenität beim Menschen jedoch nicht beurteilt werden.

Obwohl Carrageen in normalen Dosierungen wahrscheinlich kein großes Risiko darstellt, bestehen weiterhin Diskussionen, dass regelmäßiger Konsum von Produkten mit Carrageen auf Dauer krank machen könne.

Auf Basis ihrer Untersuchungen hat die IARC 1987 Carrageen in Stufe 2B ihrer Liste möglicher Karzinogene eingestuft: "Möglicherweise karzinogen".

Die Kategorien der IARC geben an, wie stark die Beweiskraft ist, dass ein Produkt krebserregend ist. Die Einstufung sagt jedoch nicht, wie stark krebserregend eine Substanz ist. Eine sehr stark krebserregende Substanz kann also in derselben Kategorie einsortiert werden, wie ein sehr schwach krebserregender Stoff, sofern die Studienlange ähnlich klar ist.

Zum Vergleich: Verarbeitetes Fleisch wird in Kategorie 1 klassifiziert: "Karzinogen für Menschen". Die Beweiskraft ist bei verarbeitetem Fleisch also deutlich höher als bei Carrageen.

Pflanzlicher Fleischersatz ist nicht immer gesund.
Manche Fleischalternativen enthalten Carrageen – jedoch keineswegs alle. Bild: K/Vegpool

In Deutschland ist Carrageen ohne Mengenbegrenzung zugelassen – auch in Bio-Lebensmitteln. Nur in Säuglingsanfangsnahrung darf es nicht eingesetzt werden.

Einzelne Verbände und Hersteller verzichten dennoch auf Carrageen. Bei Lebensmitteln mit Bio-Zertifizierung von Demeter [4] oder Bioland [5] darf z. B. kein Carrageen eingesetzt werden. Auch die Naturkostkette Alnatura verzichtet bei Produkten der Eigenmarken auf Carrageen. [6]

Carrageen: Kein Grund zur Panik – aber zur Vorsicht

Nur eines scheint klar: Wäre Carrageen wirklich stark krebserregend, hätte man das mittlerweile wohl herausgefunden. Denn Extrakte aus Rotalgen werden seit mehr als 200 Jahren genutzt – und extrahiertes Carrageen seit fast 100 Jahren.

Es ist daher anzunehmen, dass ein gelegentlicher Verzehr von Produkten mit Carrageen nicht sofort krank macht. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann aber ohne große Probleme auf Carrageen verzichten.

Zum Glück gibt es viele natürliche(re) Alternativen zu Carrageen, sodass wir auf das Verdickungs- und Geliermittel nicht zwingend angewiesen sind.

Vegane Alternativen zu Carrageen

Die folgenden Alternativen zu Carrageen gibt es (immer abhängig vom jeweiligen Anwendungszweck):

Gelatine ist keine vegane Alternative zu Carrageen, da sie aus Schlachtüberresten von Tieren gewonnen wird. Mehr über Gelatine erfahren.

Zusammengefasst: Carrageen ist vegan und ohne Mengenbegrenzung in Lebensmitteln zugelassen (außer in Säuglingsnahrung). Ob Carrageen gesund ist, darüber wird viel spekuliert. Es ist davon auszugehen, dass Carrageen keine akute Gesundheitsgefahr darstellt.

Wenn euer Lieblingsprodukt Carrageen enthält und ihr euch darum Sorgen macht, dann schreibt dem Hersteller am besten einmal eine Nachricht. Durch Kundenfeedback können die Hersteller am meisten dazu lernen – und ihre Rezepturen anpassen.

Denn warum sollte man einen umstrittenen Zusatzstoff einsetzen, wenn es auch verfügbare Alternativen gibt?

Der Artikel wurde am 11.3.2024 überarbeitet und aktualisiert.

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Carrageen: Vegan & gesund?
Letzter Beitrag: 11. Mär., von kilian.

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