Hallo liebe Forumsmitglieder,
da ich mich seit geraumer Zeit intensiv mit der japanisch-buddhistischen, ausnahmslos veganen,
Tempelküche Shoujin Ryouri (精進料理) auseinandersetze möchte ich euch in nächster Zeit eine Auswahl an schmackhaften Rezepten und nützlichen Tipps dieser außerordentlich flexiblen und vielseitigen Küche vorstellen.
Diesen Beitrag möchte ich gerne Nutzen, um euch einen groben Überblick zu geben, was man sich unter Shoujin Ryouri im Allgemeinen vorstellen kann.
Was ist Soujin Ryouri?
Der Begriff Shoujin Ryouri kann in etwa mit
“Zuwendungsvolle Kochkunst” übersetzt werden und bezieht sich sowohl auf die Auswahl, die Verarbeitung, das Anrichten als auch das Verzehren der Speisen.
Der Grundgedanke ist von dem Erhalt der Lebensmittel bis einschließlich zum Verzehr mit der gesamten Aufmerksamkeit präsent zu sein.
Hierbei handelt es sich praktisch
das exakte Gegenteil zu heutigem Fastfood, welches meist aus Lebensmitteln ungewisser oder fragwürdiger Herkunft besteht, gedanken- und respektlos von Systemgastronomen in Fritteusen geworfen wird, um danach, lieblos in Kartons oder Papier verpackt, von einem hektischen Menschen im Laufschritt hinunter geschlungen wird, welcher zumeist wiederum seinerseits keinen Gedanken an die Produktion oder Herkunft des Gerichtes verschwenden möchte.
Die grundlegende Philosophie ...
… dieser Kochkunst dürfte vielen Veggies nicht fremd sein:
“Nimm wahr was du kaufst, kochst und isst”
Was, wie viele vermuten, tierische Lebensmittel, welche mit so großem Leid erzeugt wurden, prinzipiell ausschließt.
Wohl kaum jemand könnte beim Gedanken an all das zugefügte Leid noch Genussvoll - oder überhaupt - in den Cheeseburger einer beliebigen Fastfoodkette beißen.
Wie praktiziert man Shoujin?
Shoujin (wörtlich übersetzt “Zuwendung”)
fängt bereits beim Einkauf / der Erzeugung an:
Gedanken- und Zuwendungsvoll einzukaufen heißt dankbar zu sein für das Lebensmittel, welches produziert wurde, um den eigenen Körper und Geist zu nähren.
Dankbar zu sein für die landwirtschaftliche Arbeit der Bauern oder Gärtner, dankbar für die Erde, die Sonne und den Regen, welche das Entstehen dieser Pflanze erst möglich gemacht haben und nicht zuletzt Dankbarkeit gegenüber dem Händler zu zeigen, welcher dieses Lebensmittel zu einem gebracht hat.
Auf diese Weise legt man bereits den Grundstein für einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebensmittel -
wer bemerkt, welcher Aufwand notwendig ist, um ein Lebensmittel zu erzeugen, wird es auch während der Verarbeitung mit dem gebührenden Respekt behandeln und schwerlich zulassen, dass es (oder die daraus zubereitete Speise) verdirbt.
Zudem ist Dankbarkeit ein einfaches aber äußerst effektives Mittel gegen trübe Gedanken oder gelegentlich empfundener Machtlosigkeit gegenüber den dunklen Seiten unserer Welt und der etablierten Systeme.
Die
Shoujin zieht sich weiter über den gesamten Kochprozess, wodurch dieser (sowie auch das spätere Anrichten) eine tiefere Ebene des Bewusstseins erreichen und dadurch praktisch als Meditation anstatt als lästige Pflicht wahrgenommen werden kann.
Besonderes Augenmerk legt man in der Shoujin Ryouri allerdings auf den
letztendlichen Verzehr der zubereiteten Speisen.
Wer z.B. nicht selbst gekocht hat, kann vor Beginn der Mahlzeit einige der beschriebenen achtsamen Gedanken pflegen und die Dankbarkeit fördern - dabei aber nicht den Koch / die Köchin vergessen
Traditionell isst man in der Shoujin Ryouri in Schweigsamkeit ohne die Aufmerksamkeit vom Essen und der Wirkung im Körper anzulenken.. Da dies meistens nahezu unmöglich ist, kann man alternativ auch z.B. nur die ersten 10 Minuten in Stille essen oder in diesem Zeitraum ausschließlich über die Speise reden.
Besonderheiten & Anmerkung
In der Shoujin Ryouri werden prinzipiell keine “stark riechenden” (so der Wortlaut) Pflanzen verarbeitet. So wird man z.B. Knoblauch und Zwiebeln in den traditionellen Rezepten nicht finden.
(Frühlingszwiebeln bilden hier, meines Wissens, in manchen Tempeln eine Ausnahme)
Da sowohl Knoblauch als auch Zwiebeln mMn. jedoch eine außerordentliche geschmackliche Bereicherung für beinahe Speise darstellen, werde ich sie in meine vorgestellten Rezepte einschließen.
Wer lieber strikt nach den Regeln der Tempelküche kochen möchte, kann diese aber natürlich jederzeit, ganz traditionell, durch entsprechende Mengen fermentiertes Gemüse und entsprechende Gewürze ersetzen (z.B. durch sauer eingelegte Lotuswurzel oder - ganz westlich - saure Gurken).
Liebe Grüße,
Falk