Verursacht Gülle die Blaualgen-Seuche in Schweizer Seen?
Normalerweise denkt man bei Schweizer Seen an kristallklares, sauberes Wasser. Doch der Zuger- und der Ägerisee sind aktuell von einer regelrechten Blaualgen-Seuche betroffen, ausgelöst von Burgunderblutalgen.
Medien berichten von dichten, stinkenden Algenteppichen, die sich in den Seen ausbreiteten. Die Toxine der Blaualgen sind gefährlich für Mensch und Tier, bedrohen die Artenvielfalt in den Gewässern und könnten auch die Gewinnung von Trinkwasser vor Ort gefährden.
Behörden warnen Schwimmer und Hundehalter vor dem Kontakt mit den verseuchten Wasser. Die Algen könnten für Tiere tödlich sein und auch bei Menschen allergische Reaktionen und Vergiftungserscheinungen auslösen. Presseberichten zufolge wurden bereits tote Vögel an den Schweizer Seen gesichtet.
Die Ausbreitung der Blaualgen in den Schweizer Seen wird durch die Ausbringung von Gülle in der Umgebung gefördert, kritisiert Renato Pichler, Vorstand der Organisation Swissveg. Die aktuell warmen Temperaturen würden die explosionsartige Verbreitung der Blaualgen zusätzlich begünstigen.
"Insbesondere ein erhöhter Phosphorgehalt im Wasser sorgt für explosionsartiges Algenwachstum", so Pichler. "In der Schweiz stammt mit 80% der allergrößte Anteil allen Phosphors aus Gülle und Mist".
Swissveg zufolge sei der Zugersee der am stärksten mit Phosphor belastete See in der Schweiz. Die Phosphor-Konzentration sei fast dreifach so hoch, wie die als gesund geltende Menge!
Blaualgen sind biologisch gesehen keine Algen, sondern Bakterien. Sie entziehen dem Wasser Sauerstoff und gefährden damit die Lebewesen in und am Wasser. Durch die Algendecke dringt zudem weniger Licht in die tieferen Schichten des Sees.
Nach Angaben von Swissveg werden kleinere Schweizer Seen wie der Baldeggersee oder der Sempachersee bereits künstlich mit Sauerstoff versorgt, also "künstlich beatmet". Diese Seen lägen in Gebieten mit besonders großen Mastbetrieben.
Auch der Zugersee soll "saniert" werden. Mit technischen Maßnahmen soll eine Durchmischung des Wassers verbessert werden, um den See mit Sauerstoff anzureichern. Für Swissveg keine echte Lösung.
"Um die Nährstoffüberschüsse langfristig zu senken, muss die industrielle Tierhaltung drastisch reduziert werden", so der Vorstand Renato Pichler.
Nährstoff-Überlastung der Böden hängen häufig mit industrieller Massentierhaltung zusammen. Sobald im Frühjahr die Böden auftauen, beginne Tierhalter, die Gülle auf Äckern und Wiesen zu "entsorgen". Auch in Deutschland ist die Überdüngung ein ernstes Problem. Längst weisen Bundesländer sogenannte "Rote Gebiete" aus, in denen die Böden bereits stark mit Nitrat belastet sind.
Die Folgekosten wie z. B. die aufwendigere Trinkwasser-Aufbereitung tragen übrigens nicht die Tierhalter, sondern die Allgemeinheit. Auch die "Sanierung" der Schweizer Seen dürfte auf Kosten der (schweizer) Steuerzahler gehen.
Veröffentlichung: