Frankreich: Vegane Wurst darf nicht mehr "Wurst" heißen [Kommentar]
In Frankreich wird es bald verboten sein, vegane Fleischalternativen als "Wurst", "Steak" oder ähnlich zu bezeichnen. Es ist ein Erfolg von Bauernverbänden und fleischverarbeitender Industrie in Frankreich.
Verboten werden alle Begriffe, die traditionell für Fleisch und Fisch verwendet würden. Das Verbot betrifft Fleischalternativen, die in Frankreich hergestellt werden, darunter
- Vegane Würstchen,
- vegane Burger,
- vegane Steaks und Schnitzel,
- vegane Fisch-Alternativen,
- ...
Die Verordnung soll schon ab dem 1. Oktober 2022 in Kraft treten. Anders als bei manch einer Agrar-Verordnung wird veganen Herstellern in Frankreich also keine mehrjährige Übergangsfrist zugestanden.
Brisant: Die Verordnung lässt einige Interpretationsspielräume zu. So sind zum Beispiel die Begriffe "Burger" oder "Wurst" keineswegs eindeutig und traditionell mit Fleisch verknüpft. Schon Anfang des letzten Jahrhunderts - und auch viel früher - gab es schließlich pflanzliche Bratlinge und Würstchen.
Französische Bauernverbände fordern indes bereits die Regierung auf, auch EU-weit ein Verbot zu erwirken. So, wie schon beim Thema Milch.
Vegane Milch-Alternativen dürfen in der EU bereits nicht mehr als "Milch", "Butter", "Joghurt" oder vergleichbar vermarktet werden. Beim Thema Fleisch hat sich die Industrie in Europa jedoch bislang nicht durchsetzen können.
Meine Meinung:
Die Begründung für das Verbot von "Fleischbegriffen" für vegane Fleischalternativen ist an den Haaren herbeigezogen.
Der wichtigste Grund, vegane "Steaks", "Burger" und "Würstchen" zu kaufen, ist ja dass sie kein Fleisch enthalten. Das ist das Kaufkriterium.
Ob vegane Würstchen nun "Wurst" oder "Bratrolle" heißen, wird daran nichts wesentliches ändern.
Vegane Fleischalternativen sollen den gewohnten Geschmack bieten, aber ohne die Nachteile für Umwelt, Klima, Tiere und Gesundheit.
Schon klar: Das Verbot soll den Eindruck erwecken, dass vegane Fleischalternativen nicht "echt" seien. Es soll dazu beitragen, vegane Alternativprodukte zu diskreditieren. Und es soll vortäuschen, dass man Verbraucherinnen und Verbraucher "schützen" wolle, indem man bestimmte Begriffe verbietet.
Die von Bauernverbänden und ihren politischen Handlangern herbeifabulierte "Verwechslungsgefahr" ist fadenscheinig und letztendlich erbärmlich.
Das krampfhaft-verzweifelte Festhalten am Herkömmlichen wird noch vielen Industriezweigen die Existenz kosten. Schließlich ist die Klimakrise nur dann rechtzeitig zu stoppen, wenn die globale Tierindustrie massiv zurückgefahren wird.
Vegane Produkte - inklusive veganer Fertigprodukte - sind die Zukunft der Ernährung. Ganz egal, ob sich Teile der Agrarindustrie lieber mit Wortspielchen beschäftigen möchte, statt selbst umzustellen.
Je stärker sich konventionelle Betriebe gegen vegane Lebensmittelerzeugung auflehnen, umso härter werden sie von der notwendigen Transformation getroffen werden, wenn die Zeit knapp wird...
Dass Agrar-Funktionäre offenbar darauf hoffen, mit einem solchen Verbot den zukunftsorientierten Trend zu einer pflanzliche(re)n Ernährung aufzuhalten, ist also einfach nur naiv und kurzsichtig.
Und was lernen wir daraus?
Bei vielen Landwirten ist bis heute offenbar nicht angekommen, dass auch vegan lebende Menschen Lebensmittel aus landwirtschaftlicher Erzeugung konsumieren. Dass ein Umstieg auf eine zukunftsfähige Landwirtschaft also keineswegs die Existenz bedroht.
Und: Der Einsatz für eine nachhaltigere, zukunftsfähige Zukunft endet nicht nach dem ersten kleinen Erfolg. Er hat gerade erst begonnen!
Nie war es wichtiger, sich zu engagieren und auch politisch zu vernetzen, um der übermächtigen, aus Steuergeldern großgezüchteten Tierindustrie in Europa endlich die Stirn zu bieten.
Der wichtigste Schritt für eine zukunftsfähige Lebensweise ist der Umstieg auf vegane Ernährung.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig