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Ist Wolle eigentlich vegan vegan?

Ist Wolle eigentlich vegan? Bild: pixabay.com (bearb.)

Wolle gilt als Naturmaterial und wird häufig zu Pullovern, Schals und Mützen verarbeitet. Unter dem Begriff "Wolle" werden auch Haare anderer Tiere zusammen gefasst. In diesem Artikel ist jedoch die Rede von Schafwolle.

Doch ist Wolle überhaupt vegan? "Dürfen" Veganer eigentlich Wolle tragen? Hier die Antwort!

Wolle: Müssen Schafe geschoren werden?

Viele Verbraucher glauben, dass Schafe grundsätzlich geschoren werden müssten. Tatsächlich wurden Schafe durch Züchtung "optimiert", um die Ausbeute der Wolle zu steigern.

Auch in Ländern wie Deutschland, in denen die Wollverarbeitung meist unrentabel ist, werden die Rassen mit viel Wolle regelmäßig geschoren, um Probleme in der Sommerhitze zu vermeiden.

Schafe in freier Wildbahn pflegen und entfernen zwar auch Teile ihrer Wolle (z. B. durch Reiben an Ästen), sind dabei aber nicht auf die Schur durch Menschen angewiesen.

Obwohl einige Schaf-Rassen in Deutschland (z. B. das Merinolandschaf) viel Wolle tragen, findet diese kaum verwendet, da die regionale Verarbeitung in der Regel zu teuer ist - importierte Wolle ist deutlich günstiger.

Die Wolle der geschorenen Tiere wird z. B. als Dämmmaterial verwendet, oder auch schlicht als Restmüll entsorgt (da Kompostieranlagen verstopfen würden).

Kann man als Veganer Restwolle nicht einfach problemlos verwenden?
Ob man als Veganer Restwolle nutzen möchte, z. B. um ein Wochenendhäuschen zu dämmen, bleibt jedem selbst überlassen. "Vegan" ist sie als Tierprodukt zwar nicht, allerdings wird durch die Nutzung normalerweise auch keine kommerzielle Nachfrage erzeugt.

Die Nutzung der Schafe selbst erfolgt in Deutschland in der Regel als Fleischlieferant und zu Naturschutzzwecken. Viele Schäfereien finanzieren sich über staatliche Subventionen für Landschaftspflege (z. B. Haltung der Tiere auf Deichen oder Naturschutzflächen) und den Verkauf von Fleisch (vor allem vor Weihnachten und Ostern, sowie zum Opferfest).

Wolle: Die Schur

Bei der Schur ist für die Schafe meist eine echte Tortur. Schafe werden an den Beinen gepackt und grob zwischen die Beine geklemmt. Mit Elektro-Rasiergeräten wird ihnen dann in Windeseile die Wolle abrasiert.

Da die Arbeiter normalerweise pro Tier bezahlt werden, sind sie interessiert daran, so schnell wie möglich zu arbeiten. Eine häufige Folge: Blutende Wunden.

In Deutschland wird heute die meiste Wolle importiert. Weltmarktführer ist dabei Australien, wo das sogenannte "Mulesing" verbreitet ist.

Die Schur von Schafen erfolgt im Akkord - und ist nicht sehr feinfühlig.
Die Schur erfolgt meist im Akkord. Bild: pixabay.com

Auch wenn auf einem Merino-Wollpullover als Herkunft Italien steht, kommt die Wolle dennoch regelmäßig aus Australien, China oder Neuseeland. Die genaue Herkunft der Wolle muss nicht angegeben werden, wenn das Produkt woanders verarbeitet wurde.

Mulesing bei Schafen

In Australien leben Millionen Schafe, die aufgrund der Züchtung eine besonders faltige Haut haben, auf der umso mehr Wolle wächst.

In den Hautfalten am After kann sich Kot festsetzen, der von Fliegen zur Ablage ihrer Brut genutzt wird. Manche der Parasiten nisten sich in der Haut der Tiere ein, sodass sich diese entzünden und sogar absterben kann ("Myiasis").

Viele Schafzüchter greifen daher zu einer brachialen Methode - und schneiden den Tieren die Hautfalten einfach weg - ohne Betäubung. (Quelle: PETA). In manchen Ländern ist das Verfahren zwar verboten, wird aber mangels Kontrollen dennoch praktiziert.

Wollschafe - Fleischschafe

Auch Schafe, die zur Gewinnung von Schafwolle gehalten werden, landen in der Regel beim Schlachter, oft nach langen Tiertransporten und auch in Ländern, in denen das Schächten stark verbreitet ist, also die rituelle Tötung ohne vorherige Betäubung.

Den Tieren wird dabei die Kehle bei lebendigem Leibe durchtrennt. Sie sterben durch den Blutverlust. Recherchen in Deutschland zeigen, dass es auch hier regelmäßig zu Fehlbetäubungen kommt.

Wolle ist nicht vegan

Per Definition ist Wolle ein Tierprodukt und daher nicht vegan. Ob man bereit ist, Restwolle vor der Vernichtung zu "retten" und z. B. als Dämmmaterial zu nutzen, obliegt jedem selbst.

Der Artikel wurde am 10.2.2024 überarbeitet und ergänzt.

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Autor: Redaktion

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