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Gründe, warum auch "Weidemilch" leider nicht klimaneutral ist.

Die Klimakrise führt auch zu Waldbränden. Auch "Weidemilch" trägt dazu bei. Bild: pixabay.com (Kombi) (bearb.)

"Weidemilch" ist klimaneutral - das zumindest behaupten manche Mitmenschen und auch Agrar-Funktionäre immer wieder. Oft wird diese Aussage verwendet, um zu zeigen, dass Kuhmilch - zumindest theoretisch - gar nicht so klimaschädlich sein muss.

Doch stimmt das überhaupt? Ist "Weidemilch" tatsächlich klimaneutral?

Nein, "Weidemilch" ist leider nicht klimaneutral. Warum nicht, das erklärt dieser Artikel.

Der Begriff "Klimaneutralität" besagt, dass ein Produkt im Laufe seiner Erzeugung keine Treibhausgase freisetzt. Klimaneutrale Produkte tragen demnach nicht zur Klimakrise bei.

Viele Verbraucher gehen davon aus, dass Rinder, die den ganzen Tag bloß Gras und Heu fressen, nicht zur Klimakrise beitragen würden. Und diese Annahme wird durch die Werbung noch verstärkt. Doch leider trügt der Eindruck.

Die Mär von der klimaneutralen Kuhmilch

Es beginnt bereits bei der Definition. Der Begriff "Weidemilch" ist nämlich nicht rechtlich geschützt. Und so darf Milch selbst dann als "Weidemilch" vermarktet werden, wenn die Tiere 8 von 12 Monaten im Stall stehen und auch Kraftfutter erhalten. Siehe dieser ausführliche Artikel zu "Weidemilch".

Der Anbau von konventionellen Futtermitteln ist auch deshalb klimaschädlich, weil chemisch-synthetischer Düngemittel eingesetzt werden. Bei deren Ausbringung wird Lachgas freigesetzt, das etwa 200x so klimawirksam ist wie CO2. Viele Futtermittel stammen zudem aus tropischen Gebieten, wo aufgrund des Bedarfs nach Anbauflächen immer mehr Urwälder weichen müssen.

Was auch uns schockiert hat: Für einen Liter normale Kuhmilch werden im Laufe der Erzeugung mehr Klimagase freigesetzt als bei der Verbrennung von einem Liter Benzin! (Der Link führt zu unserem Faktencheck).

Ist Milch wirklich genauso klimaschädlich wie Benzin?
Die Produktion von einem Liter Milch setzt mehr Klimagase frei als ein Liter brennendes Benzin. Bild: pixabay.com (Kombi)

Doch selbst wenn "Milchkühe" rein theoretisch nur mit Gras und Heu gefüttert würden (was ja in der Praxis so gut wie nicht vorkommt), wäre die "echte" Weidemilch zwar weniger klimaschädlich als herkömmliche Milch, aber immer noch weit entfernt von der "Klimaneutralität".

Methangas aus den Mägen der Rinder

Denn Rinder sind Wiederkäuer, in deren Mägen Methan entsteht, das durch Rülpsen und Pupsen in die Atmosphäre gelangt. Methan ist eines der wichtigsten "Klimagase" - und etwa 25x so klimawirksam wie CO 2.

Selbst wenn ein Rind also - rein theoretisch - ausschließlich grasen würde, wäre auch "echte Weidemilch" allein wegen des Methangases in der Tierhaltung weiterhin klimaschädlich.

Ganz abgesehen davon habe ich auf meiner Recherche nicht einen wirtschaftlich orientierten Milchbetrieb gefunden, der die Kühe ausschließlich mit Gras oder Heu füttert.

Mir scheint, als gäbe es diese vorbildliche "Weidehaltung" nur in theoretischen Disputen zur Verteidigung von Kuhmilch. Von Hobby- und Forschungs-Projekten mal abgesehen.

Und da das Klima nur durch Tatsachen gerettet werden kann (und nicht durch argumentative Nebelleuchten) ist es umso wichtiger, sich als Verbraucher klarzumachen, wie die konsumierten Produkte tatsächlich hergestellt wurden.

Das Argument, dass "Weiderinder" für den Menschen nicht direkt nutzbares Dauergrünland nutzen und dadurch erhalten, ist bei genauerer Sicht kein Argument für die Rinderhaltung, sondern für die Bewahrung von Naturflächen.

Was wäre also die bessere Alternative zur echten "Weidemilch"?

Statt "Weidemilch" geht auch gute, klimafreundlichere Hafermilch. Bild: pixabay.com

Klimafreundliche Alternativen zu Kuhmilch

Die gute Nachricht ist: Menschen brauchen keine Kuhmilch. Kuhmilch ist Muttermilch für Kälbchen. Und auch die brauchen die Milch nur im Babyalter, weil sie danach auch feste Nahrung vertragen.

Nach dem Säuglingsalter (in dem Muttermilch das Beste für Babys ist) sind Menschen "abgestillt" und brauchen danach nicht weiter Milch. Am wenigsten die Milch einer anderen Tierart.

Und da die meisten von uns mit Milch aufgewachsen sind und wir uns gerne mal einen Cappuccino oder Shake gönnen, gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl an pflanzlichen Milchalternativen. Damit können wir Kuhmilch einfach ersetzen.

Und: Die meisten Pflanzendrinks sind deutlich klimaschonender als Kuhmilch. Hafermilch verursacht zum Beispiel nur etwa ein Drittel der Klimagase von Kuhmilch. Siehe auch: Welche Milch ist besonders klimafreundlich?

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"Weidemilch": Auf dem Weg zur Verbrauchertäuschung
Letzter Beitrag: 27.07.2021, von kilian.

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4,6/5 Sterne (17 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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