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"Veganer Strom" von Vegawatt: Mehr Schein als Sein?

Vegawatt bietet "veganen Strom" an. Ist das wirklich konsequent?
Vegawatt bietet "veganen Strom" an. Ist das wirklich konsequent? Bild: Screenshot / pixabay.com (rechts) (bearbeitet)

"Vegane Energie für Deutschland - konsequent vegan leben" ‐ das Angebot von "Vegawatt" klingt nach einer prima Sache! Es klingt nach grüner, nachhaltiger Energie für Menschen, denen das Wohl von Umwelt und Tieren am Herzen liegt. Denn selbst Ökostrom ist nicht immer vegan.

Vegawatt wirbt damit, dass der "vegane Strom" ohne Vogelschlag und ohne Fischverluste erzeugt würde. Er stammt den Angaben zufolge nämlich aus Sonnenenergie.

Und grundsätzlich halten auch wir Photovoltaik für eine nachhaltige Form der Stromerzeugung. Und wir finden es prinzipiell gut, wenn ein Stromanbieter so viel pro-vegane Werbung macht wie Vegawatt. Wenn es einer guten Sache dient.

Leider erscheint uns das Angebot von Vegawatt ein bisschen fadenscheinig. Sieht für uns mehr nach grüner Farbe aus, als nach echter Veränderung. Nach teurer, grüner Farbe.

Vegawatt - ein Produkt der TWL AG

Vegawatt ist laut Impressum ein Produkt der Technischen Werke Ludwigshafen AG [1]. Die TWL AG ist ein Stromversorger, der zwar durchaus auch ökofreundliche Kraftwerke betreibt und mit großen Öko-Ambitionen wirbt - aber eben doch noch weit von ökologischer Nachhaltigkeit entfernt ist.

Nach eigenen Angaben liegt der Anteil an erneuerbarer Energien bei der TWL bei 51 Prozent [2]. Das ist mehr als im bundesdeutschen Strommix [3], aber eben doch nur knapp mehr als die Hälfte.

Doch wie soll ein Unternehmen, das ungefähr die Hälfte seines Stroms "ökologisch nachhaltig" erzeugt, Strom anbieten, der 100% öko und vegan ist?

Vegawatt bezeichnet den Strom ja schließlich nicht nur als "vegan", sondern auch als "Ökostrom".

Staatlich geförderter Ökostrom

Große Energieerzeuger betreiben normalerweise sowohl umweltschädliche Kraftwerke, als auch umweltfreundlichere Wind-, Wasser- und Solaranlagen. Sie haben also einen Mix aus Strom im Angebot, der sich aus unterschiedlichen Quellen speist.

Dass Unternehmen überhaupt in "erneuerbare Energien" investieren, liegt auch daran, dass dies staatlich gefördert wird [4]. Als Steuerzahler finanzieren wir den Ausbau der erneuerbaren Energien also quasi mit.

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Unserer Meinung nach haben wir also gewissermaßen einen moralischen Anspruch darauf, dass der Strommix in Deutschland immer grüner wird. Ohne dass wir dafür noch einen Extrapreis zahlen müssen.

Die Rechentricks für "Ökostrom"

Doch in der Energie-Branche ist es inzwischen üblich, dass Stromanbieter die "grünen" Anteile ihres Stroms rechnerisch extrahieren und als Extra-Tarif - meist ein wenig teurer - verkaufen.

Das ist nicht illegal! Aber es ist unserer Meinung nach Augenwischerei, wenn das Geld aus allen Tarifen letztlich doch in derselben Kasse landet.

Und da Vegawatt ja nicht als eigenes Unternehmen firmiert, ist Vegawatt praktisch identisch mit der TWL AG. Und die betreibt ja auch ihre anderen Anlagen weiter.

Den nicht ökologisch erzeugten, "dreckigen" Strom packt das Unternehmen dann wohl in seine Standard-Tarife. Dafür wurde das Produkt Vegawatt auch von anderer Seite bereits kritisiert.[5]

Besonders ist diese Stromrechnerei nicht - das macht praktisch jedes große Energieunternehmen. Besonders ist hier nur, dass Vegawatt sich als besonders "konsequent vegan" inszeniert, was für uns aber nicht wirklich nachvollziehbar ist. Konsequent vegan wäre nach unserer Auffassung, wenn der gesamte Strom der TWL AG öko-vegan wäre.

Verwirrende Öko-Rechentricks

Ungünstig finden wir bei "kalkulatorischen Ökostrom-Tarifen" auch, dass sie für Außenstehende sehr schwer zu durchschauen sind. Da bleiben einfach viele Fragen offen (oder sogar ungestellt).

Wie ist es eigentlich, wenn ein Unternehmen insgesamt 50% Ökostrom erzeugt und einen Teil davon als "100% veganer Ökostrom" vermarktet? Wird der restliche (nicht ökologische) Strom dann ebenfalls mit der Aussage beworben, dass das Unternehmen insgesamt ja zur Hälfte Ökostrom produziert? Ohne die nicht ganz unwichtige Information, dass der Anteil rechnerisch im Reststrom wesentlich geringer ist?

Und wird auf die Weise nicht mit viel mehr Ökostrom geworben, als tatsächlich da ist?

Vegawatt - mehr Schein als sein?

Kurzum: Als Kunde von Vegawatt bezahlt man ein Unternehmen, das eben nicht nur ökologische und tierfreundliche Anlagen betreibt, mit seinem Marketing aber den Eindruck von echter, veganer Nachhaltigkeit erweckt.

Das Geschäftsmodell ist sehr wahrscheinlich erlaubt und legal. Aus veganer Perspektive finden wir es jedoch intransparent und schwer nachvollziehbar, was daran besser sein sollte als an normalen Standard-Strom.

Klar, man kann natürlich behaupten, dass der Bezug der vermeintlich ökologischeren Tarife das Unternehmen dazu motiviert, diesen Bereich auszubauen. Es könnte theoretisch aber auch einfach um schnödes Geld gehen.

Und solange umweltschädliche Kraftwerke weiter betrieben werden, werden Klima und Umwelt einfach nicht wirklich geschützt.

Augen auf bei der Wahl des veganen Stromanbieters!

Zusammenfassend können wir nur empfehlen, bei der Wahl des Stromanbieters die Augen offen zu halten. Denn wenn man nicht aufpasst, könnte es sein, dass man mit dem vermeintlich veganen "Ökostrom" vor allem die eigene Geldbörse belastet, aber nur wenig verändert.

Wir empfehlen echten Ökostrom von Unternehmen, die ausschließlich erneuerbare Energien erzeugen und vermarkten, die wirtschaftlich unabhängig von Kohle- und Atomkraftwerken sind und die auch keine Produkte aus der Tierhaltung "verstromen" (z. B. Gülle).

Denn nur dadurch wird unserer Ansicht nach sichergestellt, dass man mit seinem Geld nicht doch umweltschädliche Energieerzeugung unterstützt. Empfehlenswert finden wir die Übersicht der Umweltschutzorganisation Robin Wood.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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"Veganer Strom" von Vegawatt: Fadenscheiniges Angebot?
Letzter Beitrag: 15.07.2020 von Hinterfrager.

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