Vegan bauen: Worauf kommt's beim Hausbau an?
Viele Menschen träumen von den eigenen vier Wänden. Am besten hübsch gelegen, mit Garten und schöner Aussicht. Ein Thema, das dabei oft übersehen wird: Auch in Häusern können sich Tierprodukte verbergen! Es fängt mitunter schon beim Beton an, der Tiermehl enthalten kann.
Vegan bauen - dieses Thema ist in der Baubranche bislang noch kaum präsent und dementsprechend rar ist das Wissen darüber, in welchen Baustoffen sich Tierprodukte befinden.
Relevant ist das besonders bei Baustoffen, die aus einer Vielzahl an Komponenten hergestellt werden (zum Beispiel bei Klebstoffen und Farben). Und natürlich bei Schafwolle, dem vielleicht offensichtlichsten - aber auch selten eingesetzten - Tierprodukt im Hausbau.
Doch auch wenn veganes Bauen bedeutet, sich intensiv mit Baustoffen zu beschäftigen und Produktanfragen an Hersteller zu verschicken, ist es keineswegs unmöglich, sein Haus vegan zu errichten.
In Kombination mit ökologischem Bauen macht der Fokus auf vegane Baustoffe besonders viel Sinn. Schließlich gehört die globale Tierhaltung zu den wichtigsten Klimakillern. Wie sollten da Tierprodukte nachhaltig sein?
Vegane Baustoffe: Wo verbergen sich Tierprodukte?
Angesichts der riesigen Menge unterschiedlicher Baustoffe und Baumaterialien ist es unmöglich, sämtliche Aspekte in einem Artikel zu bearbeiten. Dazu kommt, dass veganes Bauen eine winzige Nische innerhalb einer Nische ist. Die meisten Häuser werden nach wie vor konventionell errichtet.
Tierprodukte können unter anderem in den folgenden Bereichen des Hausbaus zum Einsatz kommen:
- Tiermehl (aus Schlachtresten) im Beton,
- Schafwolle als Dämmung,
- Knochenmehl in Klebstoffen (mehr dazu hier),
- ...
Dabei steckt der Teufel im Detail, denn ein Haus besteht oft aus hunderten Baustoffen. In der Regel kann nur der Hersteller selbst Auskunft geben, welche Rohstoffe sich im Baumaterial verbergen.
Im ökologischen Hausbau ist die Situation meist etwas übersichtlicher.
Vegan und nachhaltig bauen
Die Ausgangsstoffe für Baumaterialien lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:
- mineralisch,
- fossil und
- nachwachsend.
Viele Baustoffe bestehen aus mehreren dieser Rohstoffe. Auch Wasser spielt in den meisten Baustoffen eine bedeutende Rolle.
Wenn es vegan und nachhaltig sein soll, fallen mineralische und synthetische Baustoffe weitgehend weg - es sei denn, diese werden recycelt. Auch Beton wird bis heute fast nie nachhaltig erzeugt und scheidet daher als Baustoff im ökologischen Hausbau zumeist aus.
Ein veganes und nachhaltig errichtetes Eigenheim wird daher in erster Linie aus Holz bestehen, kombiniert ggf. mit Lehm, Stroh, Natursteinen, Ziegel, Reet oder Jute. Detaillierte Informationen stellt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. bereit.
Dass das keineswegs "öko" aussehen muss, zeigen die vielen tollen Beispiele von nachhaltig gebauten und hochmodernen Niedrig- oder Null-Energie-Häusern!
Nachhaltige und vegane Häuser: Teurer aber sparsamer.
Die Kosten für nachhaltiges und veganes Bauen liegen zwar bislang deutlich höher als beim konventionellen Bau. Allerdings werben Baufirmen damit, dass sich zumindest ein Teil der Kosten durch die Einsparungen beim Energieverbrauch über die Zeit amortisiert.
Aus ökologischen Baustoffen errichtete Häuser haben zudem Vorteile beim Raumklima - besonders interessant für Menschen mit Allergien. Und natürlich gibt es in der Regel staatliche Förderungen für nachhaltiges Bauen!
Wahrscheinlich werden die Preise für ökologisch nachhaltiges Bauen in den kommenden Jahren fallen - spätestens dann, wenn klimafreundliches Bauen auch steuerlich vorteilhafter wird. Eine politische Entscheidung!
Doch auch politisch ist Bewegung zu erkennen. Schließlich steckten in manch einem konventionell errichteten Haus so viele Treibhausgase ("Graue Energie") wie in 50 Jahren von den Bewohnerinnen und Bewohnern verbraucht werden. Grund: Die Gewinnung, Verarbeitung und Logistik der Rohstoffe, sowie der Aufbau des Hauses.
Tierprodukte, die im Hausbau verwendet werden, sind niemals bloß "Abfall". Auch sie haben eine wirtschaftliche Bedeutung und einen ökologischen Fußabdruck. So wird schnell deutlich, dass ein wirklich ökologisch nachhaltiges Haus frei von Tierprodukten sein sollte.
Und: Bei der Verwendung ökologisch nachwachsender - und tierfreier - Rohstoffe kann ein veganes Haus effektiv sogar als Treibhausgas-Senke wirken, also Klimagase speichern.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig