Warum Selbstoptimierung etwas Gutes ist [Kommentar]
Wurdet ihr auch schon einmal als "Gutmenschen" beschimpft? Und habt ihr euch schon mal gefragt, warum es etwas Schlechtes sein soll, "gut" zu sein?
Ganz ähnlich ist es mit der Selbstoptimierung.
Diese ständige Selbstoptimierung sei etwas Schlechtes, liest man immer mal wieder. Der Zwang, die eigene Lebensweise immer weiter zu optimieren, lauge Menschen aus, führe zu Essstörungen, Einsamkeit und Verzweiflung.
Auch vegane Ernährung wird manchmal als Zeichen einer (negativen) Selbstoptimierung angesehen.
Wenn es um Selbstoptimierung geht, dachte auch ich schnell an gesunde Smoothies, die aber fürchterlich bitter schmecken; an wohl definierte Anabolika-Bizeps und super erfolgreiche Überflieger-Leute mit tollen Karren, die aber 80 Stunden pro Woche arbeiten.
Kurz: Selbstoptimierung erschien mir wie das verzweifelte Streben nach einem bestimmten Aussehen, Verhalten oder Besitz. Als würde man ständig einer äußeren Peitsche folgen (und wer ist davon heute schon ganz frei?).
Ich glaube inzwischen, es handelt sich um ein Missverständnis. Es hat nichts mit Selbstoptimierung zu tun.
Denn wer sich ständig überfordert, sich Druck aufbaut und sein Selbstbewusstsein von Rückmeldungen aus dem Umfeld abhängig macht, quält sich damit selbst.
Es ist keine Optimierung. Wäre es Selbstoptimierung, würde es uns ja optimieren - und nicht schaden.
Deshalb ist dieser Artikel kein Aufruf dazu, sich immer weiter an äußere Ansprüche und Erwartungen anzupassen. Im Gegenteil: Es ist ein Appell, auf sich selbst zu hören. Auf die eigenen Ansprüche, Wünsche und Ziele. Auf die Dinge, die einem im Leben wichtig sind.
Denn wenn wir "Selbstoptimierung" beim Wort nehmen, dann kann sie uns nur gut tun. Sie hilft uns dabei, unseren inneren Zielen näherzukommen.
Selbstoptimierung beginnt daher in uns selbst.
Vegane Ernährung kann asketisch und perfektionistisch sein - aber auch eine echte Bereicherung, wenn wir unseren inneren Werten folgen. So ähnlich ist es bei so vielen anderen Dingen. Handy-Auszeiten, Meditation, Wandern... Es geht dabei nicht einmal um ein konkretes Ziel, sondern um die Tätigkeit selbst.
Kurz: Selbstoptimierung hat ein schlechtes Image, das sie nicht verdient hat. Selbstoptimierung kann nichts Schlechtes sein.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig