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Ist Wandfarbe vegan? Worauf sollte man achten?

Worauf achten, um vegane Wandfarbe zu kaufen? Bild: pixabay.com (bearb.)

Kürzlich habe ich mein Schlafzimmer renoviert. Erst habe ich die Dielen abschleifen lassen, dann sollte neue Farbe an die Wände.

Ein guter Grund, mich einmal genauer mit der Frage zu beschäftigen: Wann sind Wandfarben eigentlich vegan?

Vegan-Organisationen warnen immer wieder, dass sich Tierprodukte in Wandfarben verbergen können. Kasein aus Kuhmilch, zum Beispiel, aber auch Schelllack oder Karmin. Dass handelsübliche Wandfarben also oft nicht vegan sind.

Ein Blick auf die Zusammensetzung handelsüblicher Farben zeigt: Kein Hinweis auf Tierprodukte. Allerdings sind die Deklarationen so unpräzise, dass man als Laie wenig erkennen kann. Was sind denn bitte "Additive"? Und sind die vegan?

Bei Wandfarben gibt es keine Volldeklaration - schon gar nicht in laienfreundlicher Alltagssprache.

Was also tun?

Zunächst habe ich einmal schriftlich bei handelsüblichen Herstellern angefragt, auf die ich bei einer kurzen Recherche gestoßen bin.

Ich wollte wissen: Sind die Farben vegan? Woran erkennt man das? Worauf sollten Veganer bei der Auswahl von Wandfarbe achten?

Die Resonanz war erstaunlich mau!

Tatsächlich bin ich es im Lebensmittelbereich gewohnt, schnell präzise Antworten zu erhalten. Den meisten Unternehmen ist es wichtig, hier konkrete Antworten zu geben. Gerade im "Trendbereich" veganer Ernährung!

Anders bei Wandfarben. Offenbar scheint der Trend nach tierfreien Farben sich hier noch nicht herum gesprochen zu haben.

Und das, obwohl natürlich auch Tierprodukte in Wandfarben die Tierhaltung fördern. Und damit die Folgen für Umwelt, Tiere und Klima. Futtermittel-Produktion, Urwaldrodung, Überdüngung, ...

Es gibt also gute ökologische und ethische Gründe, auch bei Wandfarben auf "Vegan" zu achten.

Bild: pixabay.com (bearb.)

Immerhin: Zwei Antworten habe ich bekommen, und zwar von "Schöner Wohnen Farbe" und von Bauhaus.

Schöner Wohnen Farbe schrieb, dass unter anderem bei den Produkten "Polarweiss", "Wohlfühlweiss", "Naturell", den "Trend-" und den "Designfarben" eine vegane Rezeptierung über die gesamte Lieferkette bestätigt sei. Generell seien alle Rezepturen der Marke frei von Tierprodukten.

Bauhaus antwortete, dass bei den Farben und Lacken der Eigenmarke Swingcolor von Seiten des Lieferanten auf tierische Bestandteile verzichtet würde. Insgesamt würde Bauhaus heute im Bereich Farben "nahezu" ausschließlich Produkte anbieten, deren vegane Rezeptur über die komplette Lieferkette bestätigt sei.

Vegan-Siegel bei Wandfarben noch eher selten

Tatsächlich habe ich mich schon vor Eingang der Antworten für eine Farbe entschieden - einfach aus Ungeduld. Ich möchte den Herstellern ja auch genug Zeit geben, um zu antworten. Und zu Hause warteten die Wände im leergeräumten Schlafzimmer auf neue Farbe!

Ich entschied mich daher kurzentschlossen für die "Auro Wandfarbe 321". Diese trägt stolz ein Vegan-Siegel, soll ökologisch 100% abbaubar sein und hat in Testberichten gute Bewertungen erhalten. Das war mir wichtig, schließlich soll eine Farbe ja nicht nur vegan und nachhaltig sein, sondern auch ihren Zweck erfüllen und lange halten!

Für die vegane Öko-Farbe von Auro habe ich knapp 80 Euro bezahlt, für 10 Liter. Beim Spezialhändler für Ökofarben, wo ich die Farbe selbst abholen konnte. Ein stolzer Preis, schließlich kostet Billigfarbe oft nur ein Drittel. Allerdings: Die Farbe ist extrem dickflüssig, fast wie Pudding. Und sie hat eine enorme Deckkraft.

Während mir früher die dünne Wandfarbe vom Pinsel troff, kam es mir hier vor, als würde ich meine Wände mit Tortenmasse bestreichen.

Einzig der Geruch beim Streichen hat mich etwas irritiert. Die Farbe roch leicht beißend, ein bisschen nach Schweinestall (Ammoniak?). Das war ich von früheren Baumarkt-Farben nicht gewohnt. Zum Glück hat sich der Geruch nach dem Trocknen der Farbe restlos verzogen. Und jetzt freue ich mich über meine vegan gestrichenen, neuen weißen Wände!

Hersteller, die (einige) Wandfarben mit Vegan-Deklaration anbieten, sind zum Beispiel:

Kennt ihr weitere Hersteller, die Farben mit Vegan-Deklaration anbieten? Lasst es uns wissen - gerne ergänzen wir diese Liste!

Meine Erfahrung zeigt: "Vegan" spielt bei Farben bislang vor allem bei Unternehmen eine Rolle, die sich auch ökologische Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben. Allerdings findet ihr gerade hier besonders oft auch Farben mit Tierprodukten. Zum Beispiel Kaseinfarben oder Wandfarben mit roten Farbtönen aus Karmin. Auch Schelllack wird in der Nische für ökologische Wandfarben gern verwendet.

Bei den großen Farb-Herstellern ist das Thema offenbar noch nicht angekommen. Schade eigentlich! Schließlich geht die Schonung natürlicher Ressourcen - und damit eine Reduktion tierischer Produkte - ja nicht nur vegan lebende Menschen etwas an.

Was ich für mich gelernt habe: Vegane Ökofarbe muss technisch nicht schlechter sein. Im Gegenteil: Inzwischen glaube ich, dass auch die Billig-Hersteller dieselben Farb-Partikel verwenden, diese aber einfach stark verdünnen und bei den Lösungsmitteln Geld sparen.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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